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23.03.2005
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Alles gefärbt

Sons Of Jim Wayne

Köln, Blue Shell
23.03.2005

Sons Of Jim Wayne
Nach längerer Zeit ließen sich die wackeren Sons Of Jim Wayne auch mal wieder in der Domstadt blicken. Da bedurfte es natürlich noch mal einer Vorstellung. "Hallo, wir sind die Sons Of Jim Wayne und kommen aus Dortmund", begrüßte Stefan Kullik die anwesenden Fans, "wie viele andere auch." Nun mag das zwar stimmen - aber so viele andere wie die Sons Of Jim Wayne gibt es auch in Dortmund gar nicht. Mit ihrer knuddeligen, hausbackenen Ruhrpott-Hillybilly-Variante haben sich die Herren Kullik und Uebelhöde ja ebenso starrsinnig wie gradlinig und vor allen Dingen glaubwürdig und erfolgreich eine dann doch ganz eigene Nische erspielt.

Man muss mal gehört haben, wie die Jungs ihre Kunst perfektioniert haben, die sich mit dem Jim Wayne Swingtett damals lediglich in Grundformen andeutete. Diese besteht eigentlich darin, mit vergleichsweise klarem Kopf volltrunken klingende, leiernde Country- und Bluegrass-Songs vorzutragen - gerade so, wie ihnen die Schnauze gewachsen ist. Das alles wird umrahmt mit zum Teil wahrlich inspirierten Ansagen wie z.B.: "Das nächste Stück ("Happy Funeral") habe ich über meine eigene Beerdigung geschrieben" oder "Unser erstes Stück (die eher lamentöse Trauerschnulze "All My Life") ist unser fröhlichstes". Und wenn man sie ließe, könnten sie das die ganze Nacht so machen, denn mittlerweile hat sich ein Fundus von tatsächlich fünf CDs angesammelt, von denen die Sons zehren können. (Zwei vom verblichenen Swingtett und bereits drei im heutigen Format). Der zentrale Gegenstand der gerade anlaufenden, von Gaesteliste.de präsentierten Tour ist natürlich das neue Album, "Blackie's Bone", das von den Knochen von Bernd Uebelhödes Hund handelt ("Ist aber schon tot" - so Bernd). Das ist aber egal. Denn egal aus welcher Phase die SOJW-Songs auch gerade stammen mögen: Heutzutage wird alles gleichwertig abgehandelt. Bernd knödelt vor sich hin und Stefan deutet stimmlich in etwa die Ruhrgebiets-Variante des High-Lonesome-Feelings an. Dazu gibt's akustische Gitarren und Banjo ("hieß früher Twix") und akustischen Bass. Natürlich nur dann, wenn die Sons in großer Besetzung - das heißt mit Bus - unterwegs sind, wie heute. "Wer von euch ist denn der Fahrer?", fragte ein interessierter Zuhörer. "Wir haben keinen Fahrer", antwortete Stefan, "wir sind nämlich aus der Kirche ausgetreten." So geht das die ganze Zeit: Ein Hit jagt den nächsten und das wird dann nur unterbrochen von verbalen Dreifachsaltos wie dem oben angeführten. Worum es bei den Songs eigentlich geht, ist dabei erstaunlich ambivalent. So weihte uns Stefan Kullik zum Beispiel in die wundersame Welt des SOJW-Songwritings ein: Auf der neuen Scheibe gibt es einen Track, der nach der Schauspielerin Lucy Liu benannt ist. Eigentlich habe der Titel ursprünglich "Emmylou" geheißen, so Stefan, dann habe er jedoch Kill Bill gesehen und sich gedacht, dass man dann den Song eigentlich auch Lucy Liu widmen könne. Das ist "songwriting as you go along" und passt auch ganz hervorragend zum Anspruch der Jungs, immer alles ganz beiläufig und selbstverständlich zu halten. Aber jetzt sind wir eigentlich abgeschweift: Im Live Vortrag der Sons darf man nach wie vor keine unnötige Subtilität, dafür aber viel Herzblut erwarten. Ganz egal, ob die Gitarren nun zu 100% gestimmt sind oder nicht oder dass man ein Banjo eigentlich gar nicht als Schrammelgitarrenersatz verwendet: Hauptsache, die Stimmung stimmt. Das reicht dann von der holpernden Bluegrass-Hymne ("Black Birds") bis hin zu dem Moment, wo in "Angel Of Death" auf einmal die Pferde durchgehen und - sagen wir mal - eine akustische Inkarnation von Velvet Underground aus den Seelen der beiden Protagonisten hervorquillt. Hauptsache, es macht Spaß.

Die Fußball-Referenzen hielten sich an diesem Abend in Grenzen (stattdessen versuchte Bernd den "Satan"-Song erfolglos Peter Lustig zu widmen, bevor Stefan dann doch noch den Dreh zum Fußball fand und dem Manager von Mainz 05 ins Zielkreuz nahm), ansonsten aber gab's alle Ingredienzien eines erfolgreichen Jim Wayne Abends. Und dass das neue Material selbstredend auch live hervorragend funktioniert, braucht ja nicht unbedingt erwähnt zu werden, oder? Jedenfalls hatten die Sons - wie Stefan mit Bezug auf das anstehende Osterfest andeutete - durchaus bereits "alles gefärbt"...

Surfempfehlung:
www.sonsofjimwayne.com

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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