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13.04.2007
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Munkelkonzert

Kosheen
The Vincent Black Shadow

Köln, Prime Club
13.04.2007

Kosheen
Bei ihrem letzten Besuch in Köln spielten Kosheen noch im E-Werk. Leider wurde das aktuelle Konzert zunächst für das Stollwerck angekündigt und dann schließlich in den Prime-Club verlegt. Dieser platzte dann erwartungsgemäß aus allen Nähten - und zwar am ersten richtigen Sommertag dieses Frühlings! D.h.: Die Atmosphäre war dann also gewissermaßen aufgeheizt. Die Show eröffneten The Vincent Black Shadow aus Kanada.

Dem aus dem Brüder-Trio Rob, Tony und Chris Kirkham und der Sängerin Cassandra Ford bestehenden Quartett wäre es zu wünschen, dass sie endlich ein Mal eine Headlinertour durch Deutschland zustande brächten. Einfach deshalb, damit man sie auch einmal sehen kann. Daraus wurde leider auch im Prime Club wieder nichts. Die dortige Verfahrensweise, entweder das Publikum mit roten Strahlern zu blenden, oder aber die Beleuchtung vollkommen auf Infrarot-Basis zu betreiben, führte dazu, dass nicht einmal die Leute in der ersten Reihe (traditionellerweise dort die einzigen, die überhaupt etwas sehen können), mehr als die ungefähren Umrisse der Musiker ausmachen konnten. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass das keineswegs als eine Geringschätzung des Supports zu deuten war: Seit einiger Zeit wird im Prime Club vor allem bei der Beleuchtung gespart. So beklagte sich Kosheen-Frontfrau Sian Evans, bei deren Konzert es sogar noch dunkler war als bei VBS, gleich mehrfach bei der Regie darüber, dass sie nichts sehen könne. Es ist absolut unverständlich, was das soll, da der künstlerische Gehalt eines Konzertes ja nicht dadurch steigt, dass alles im Dunkeln bleibt. Aber es gab ja zum Glück auch noch Musik. VBS präsentierten die Songs ihres Debüt-Albums "Fears In The Water", mittels derer sie sich in der Schnittmenge zwischen Goth, Hardrock und Gitarrenpop eine originelle Nische geschaffen haben. Auf dem Cover ihrer aktuellen Single, "Metro", ist das Quietsche-Entchen mittlerweile aus der blutgefüllten Badewanne ausgestiegen und hat sich einen Bademantel angezogen - so lustig wird es bei einer VBS-Show aber grundsätzlich nie. Cassandra Wilson hat keine Lust, heitere Texte oder gar Liebeslieder zu schreiben - ergo wimmelt es in den VBS-Songs von Psychosen, Zwängen, Ängsten und anderen Negativ-Emotionen. So etwas will mit dem notwendigen Nachdruck an den Fan gebracht werden. Selbst balladeske Tracks haben da irgendwie noch ein bedrohliches musikalisches Ausrufezeichen. Cassandra lässt sich dabei weder im Gespräch noch auch auf der Bühne aus der Reserve locken: Sie ist eine optisch exzellent aufgestylte, absolut obercoole Frontfrau, die dann zuweilen allerdings so cool wirkt, dass das fast schon distanziert rüberkommt. Das steht dann ein wenig im Kontrast zu den betont gutgelaunten Kirkham Brüdern, die sich allesamt mühen, eine solide und sogar stadientaugliche Rock-Show hinzulegen. Am Entertainment müssen die Herren dann freilich doch noch ein wenig feilen, denn sie sind noch der Meinung, dass es heutzutage reicht, dem Land, in dem man sich befindet, für die Aufmerksamkeit zu bedanken und die USA zu dissen. Woran es dann allerdings nichts zu mäkeln gibt, sind die knackigen VBS-Songs, die allesamt auf dem Punkt landeten, und zu denen die ernsthafte Präsentation dann doch irgendwie passte - selbst dann, wenn Ska-Rhythmen oder ähnliche Pop-Elemente mit einflossen. VBS haben ein interessantes Konzept und sprechen mit ihrer Mixtur verschiedenste Interessen an.

Das ist bei Kosheen ein wenig anders: Nachdem das erste Album eher Dancefloor-orientiert war und das zweite mit einer Prise New-Wave-Rock überraschte, ist die aktuelle Scheibe, "Damage", eher so eine Art gestraffter Synthese aus dem bisher erreichten. Die neuen Songs bieten fast gar keine Gitarren mehr, gehen aber auch nicht unmittelbar ins Bein. Hier stehen eher die Message, der Sound und der Song im Vordergrund. Man kann es Sian also abnehmen, dass sie ein wenig Bammel vor diesem ersten Konzert der Tour hatte, weil ja ungewiss war, wie das Publikum auf das neue Material reagieren würde. Diese Sorge war aber unbegründet - unter anderem deswegen, weil die neuen Songs geschickt am Anfang und am Ende der Show platziert waren und so vom Publikum durchaus auch begeistert gefeiert wurden. Gerade Stücke wie "Damage", mit dem die Show eröffnet wurden oder "Wish You Were Here" gegen Ende überzeugen ja unter anderem mit ihrer unerbittlichen Konsequenz, die sich auch auf das Live-Geschehen übertrug. Unter anderem machten hier auch die eingestreuten Video-Bilder mehr Sinn als bei den bekannten Hits wie "Catch" oder "Hungry", bei denen das Publikum dann auch ordentlich mitging. Sian spielt heutzutage gar keine Gitarre mehr (bei "Hungry" kam die Akustik-Gitarre z.B. von der Harddisk - was nicht so überzeugend klang), macht dies aber durch gesteigerten Körpereinsatz wett. Auch wenn man es nicht sehen konnte: Sian tobte wie ein Derwisch über die Bühne und ließ keine Gelegenheit zu weit ausholenden Gesten aus, mittels derer sie die Leute zu animieren gedachte. Aber wie gesagt: Das konnte ja leider niemand sehen. Ebenso wenig wie Darren Decoder und Markee Substance, denen indes das Leben in der zweiten Reihe eh zur Natur geworden zu sein scheint. Anfangs gab es technische Probleme mit der komplexen Monitor-Anlage, doch nach ein paar Stücken hatte sich zumindest der Sound-Techniker eingeschossen.

Ansonsten bot die Show wenig Überraschungen. Bei ihrem letzten Gastspiel in Köln erzählte uns Sian, dass es zum Kosheen-Konzept gehöre, die Songs live möglichst so zu spielen, wie sie auf Konserve zu hören sind. Das wurde bei dieser Show noch wesentlich deutlicher als beim Konzert im E-Werk 2003. Es bedeutet aber nicht, dass ein Kosheen-Konzert eine langweilige Angelegenheit ist. Denn die "Hits" wie eben "Catch", "Resist" oder "All In My Head" werden natürlich in ausufernden Remix-Versionen dargeboten, die ausgiebig Raum zum Mitgehen bieten, die neuen Tracks sind eh alle ziemlich lang (und hypnotisch) und ansonsten sorgt alleine Sians Energielevel für die nötige Betriebstemperatur. Und eine Gitarre war dann ja doch noch mit dabei - auch wenn im Allgemeinen ganz klar der Rhythmus im Vordergrund stand, der bei den Damage-Tracks auch mal als Trip-Hop rüberkam. Im Prinzip verhielt sich diese Show zur letzten Tour wie "Damage", das Album, zu "Resist" und "Kokopelli": Wer damit leben kann, wird mit Kosheen 2007 zufrieden sein, wer etwas anderes erwartet hätte, eher nicht. Alles in allem war das sicherlich keine schlechte Show und durchaus auch ein erfolgreicher Tourauftakt für Kosheen. Aber selbst auf die Gefahr hin zu nerven: Kaum auszumalen, was daraus hätte werden können, wenn man das alles auch hätte sehen können.

Surfempfehlung:
www.kosheen.com
www.myspace.com/kosheen1
www.thevincentblackshadow.com
www.myspace.com/tvbs

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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