Fenster schließen
 
20.04.2007
http://www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=1479
 
Rock'n'Roll-Revue

Danny & Dusty
Roland Heinrich

Dortmund, FZW
20.04.2007

Danny & Dusty
Wer sich vielleicht darüber gewundert hatte, wie gutgelaunt und stilistisch ungebunden die Songs sind, die Dan Stuart und Steve Wynn als Danny & Dusty auf ihren ca. 20 Jahre auseinanderliegenden Scheiben geschrieben haben, für den hatte Steve Wynn im Vorfeld des Konzertes im Dortmunder FZW eine Erklärung parat: Eine der Inspirationen des Seitenprojektes der ehemaligen Green On Red- und Dream Syndicate-Vorsitzenden war der Vaudeville, eine heutzutage ausgestorbene Kunstform aus dem 19. Jahrhundert, bei der es darum ging, egal wie und koste es was es wolle, das Publikum mit allerlei Kunststücken (nicht nur musikalischer Natur) zu unterhalten, die in den USA vor der Erfindung des Fernsehens in den Radio-Shows ihre Fortsetzung fand. Und dieser bedingungslose Wille zur Unterhaltung war zweifelsohne auch in Dortmund gegeben.

Das begann schon mit Roland Heinrich, einem Country-Troubadour aus dem Ruhrgebiet, der zusammen mit seinem Bassisten seine Sicht der Lage zwischen Oberhausen und Mülheim mit kurzweiligen Songs auf Deutsch und Englisch zum Besten gab und der auch mit unterhaltsamen Anekdötchen nicht hinter dem Berg hielt und das Publikum animierte, als gelte es, einen Preis zu gewinnen. Als dann - kurz vor 22 Uhr - Danny & Dusty die Bühne betraten, war die Stimmung dann demzufolge schon ganz prächtig. Fast die gesamte Mannschaft, die auch bei den Aufnahmen des aktuellen Albums dabei gewesen war, war auch mit auf Tour gekommen. Neben Keyboarder Chris Cacavas und Gitarrist Stephen McCarthy (die bereits bei den Aufnahmen der 85er D&D-Scheibe zugegen waren) waren das Drummer Johnny Hott und Bassist Bob Rupe. Steve Wynn hatte zur Feier des Tages seine alte Gutterball Gibson-Gitarre umgeschnallt und beschränkte sich auf ein wenig Rhythmusgitarre, Steven McCarthy spielte Lapsteel und Lead-Gitarre und Dan Stuart beschränkte sich auf ein wenig Akustik-Gitarre (die zunächst aber eh nicht zu hören war). Ansonsten gab es Spaßkultur pur. Wer zum Beispiel erwartet hätte, ein paar GOR- oder Dream Syndicate-Klassiker vorgesetzt zu bekommen, der wurde enttäuscht: Das Material des Sets entstammte konsequent den beiden D&D-Veröffentlichungen, die tatsächlich fast vollständig gespielt wurden.

Stilistisch tat sich dabei eine ganze Menge, denn weder gab es natürlich Bläsersätze, noch schafften (oder wollten) die Jungs echtes Country-Feeling aufkommen lassen. Stattdessen bemühte sich die ganze Truppe eine Art lockeren Soul-Rock auf die Tanzfläche zu legen - allerdings nicht ohne einige Comedy-Einlagen dazu beizusteuern. Dafür war vor allen Dingen Dan Stuart zuständig, der - gemäß des Stückes "The King Of The Losers" eben diesen gab - im Fischerkäppi und mit jeder Menge theatralischer Gesten. Steve entdeckte derweil seine Vorliebe für den Fistelstimmen-Vortrag, die er gleich mehrmals auslebte. Das Ganze klang dann in etwa so wie Musikmischung einer US-Radiosendung von 1973. So formulierte es nämlich Dan Stuart, als er gebeten wurde, die D&D zu definieren und so kam es dann auch rüber: Als richtig schön unschuldiger 70s Rock. Dabei zeigte sich, dass es viele versteckte D&D-Schätze gab - z.B. "Baby. We All Gotta Go Down", das Steve Wynn auch bei seinen eigenen Shows zuweilen spielt oder "Warren Oates" mit der unsterblichen Zeile "Love To Bitch - Don't Want To Die". Jemand aus dem Publikum meinte nachher, dass diese Mischung doch auch etwas für Frauen sein müsste - das war aber nicht wirklich richtig: Es lugte hier ständig das nächste Baseball-Spiel oder das nächste Sixpack um die Ecke. Auch die Danny & Dusty sind eher Musik gewordene, unschuldige Männerphantasien, weswegen - wie es Dan Stuart ganz richtig feststellte - die "Chicks" bei D&D-Shows deutlich in der Minderheit sind. Da die Sache eben so gutgelaunt von statten ging, nutzten die Anwesenden die Gelegenheit, so richtig schön die Sau rauszulassen. So gab es nicht nur eine spontane Intonation von "Old Mc Donald hat ne Farm...", sondern auch einen Rassel-schwingenden Steve Wynn und einen Chris Cacavas, der beim rockigen "Raise The Roof" spontan zur Gitarre griff. Fazit: Ohne jetzt wirklich den Rock'n'Roll neu zu erfinden oder neu zu definieren, boten Danny & Dusty eine ausgezeichnete Rock'n'Roll-Revue und zeigten, dass auch in den letzten 20 Jahren der Funke keineswegs erloschen ist (was im Falle von Dan Stuart, der dem Leben als Rock'n'Roller ja so gut wie abgeschworen hatte, doch eine angenehme Überraschung darstellte).

Surfempfehlung:
stevewynn.net/band.php?band_id=1
guitarbands.de/dannyanddusty.htm
www.rolandheinrich.com

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

Copyright © 2007 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de