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24.05.2007
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Happy Losers Can't Lie

Amy Antin

Köln, Stadtgarten
24.05.2007

Amy Antin
Es mag sich zwar seltsam anhören, aber für die Fans der in Köln lebenden amerikanischen Songwriterin Amy Antin war dieses Konzert zur Präsentation ihrer neuen CD "Heart Of Clay" gar nichts Ungewohntes. Und das, obwohl das brandneue Album vollständig vorgestellt wurde. Das liegt einfach daran, dass Amy sehr lange an dem neuen Werk arbeitete und die Songs - ältere wie neuere - bereits aus ihrem Live Repertoire bekannt waren. Nun gut: Gaaaanz so beiläufig war die Sache dann doch nicht. Nicht nur, dass Amy ihre Songs, wie sie das immer schon tat, in immer wieder neuen Versionen darbietet, und die hier vorgestellten zweifelsohne den Stempel "hier und jetzt" trugen - obendrein hatte sie ihre langjährigen Connections dahingehend genutzt, eine beeindruckende All-Star-Band zusammenzutrommeln, die fast alle Musikanten wieder vereinte, die auch die Aufnahmen der CD bestritten.

Ihre Band bestand dabei aus ihrem langjährigen musikalischen Partner (und Mentor?) Josef Piek an der Gitarre und Bernd Keul am Bass. Alle anderen Positionen wechselten ständig - inklusive jener des Drummers, wobei das Drumkit mehrmals für den linkshändig agierenden Stephan Krachten umgebaut werden musste. Das machte jedoch nichts, da Amy zwischendurch auch mal gerne aus ihrem Leben erzählt und auch auf humorvolle Art die Geschichten Preis gibt, die sich hinter ihren Werken verbergen. So zum Beispiel jene hinter dem Song "Easy", der im Prinzip nur entstand, weil Josef Piek nicht hatte glauben wollen, wie einfach es Amy fällt, neue Songs zu schreiben. Eigentlich handelt der Song also davon, wie einfach es war, ihn zu schreiben. Damit bleibt sich Amy als Songwriterin durchaus treu, denn die meisten der vorgetragenen Stücke basieren auf simplen Lebensweisheiten oder poetisch verbrämten Erlebnissen. So auch der nicht CD-Track "Hawaiian", der von Amys Kindheit in New York erzählt - bzw. den Themenparties zum Thema Hawaii im Hause ihrer Eltern. Letzterer geriet auch zur einzigen - durchaus gelungenen - Rocknummer des Abends - was dann aber nicht so verwunderlich war, denn ihre Musiker und Gäste fühlen sich eher im leicht angejazzten Songwriter-Niemandsland wohl, in dem sich auch Amy als Musikerin am liebsten aufhält. So sorgten dann Pianist Hendrik Soll und Ariane Baumgartner entsprechend für die diesbezüglichen Akzente, während die beiden Gast-Bläser darüber hinaus auch noch eine Prise Soul beisteuerten. Das tat übrigens auch Bernd Keul mit seinem merkwürdigen (weil ungewohnten) Bass-Synthesizer, der zuweilen fast wie eine Orgel klang. Das Publikum im bestuhlten Stadtgarten erwartete aber darüber hinaus auch genau das: Bei einem besonders gelungenen Solo von Josef Piek gab es Szenenapplaus - im Jazz üblich, bei Songwritern aber eigentlich eher verpönt, weil es hier ja nicht um die Virtuosität, sondern den Song geht. Das war aber nicht die Schuld der Musiker, die alle ihr Bestes gaben, den jeweiligen Song als solchen wirken zu lassen und sich selbst auch mal zurückzunehmen - ganz im Sinne von Amy Antin also, die sich genau dieses für ihr Material zum Ziel gesetzt hatte.

Beim einzigen Up-Tempo-Stück der Scheibe, "No Losers", das hier als Zugabe in einer eh schon ausufernden Version gegeben wurde, konnte sich Bernd Keul dann allerdings nicht mehr halten und trieb die anderen, vollständig auf der Bühne versammelten Musiker nach dem eigentlichen Ende des Stückes in eine weitere Strophe hinein. Zu weiteren Höhepunkten der Show gehörte "I Can't Lie" - eines der ältesten Stücke von Amy Antin, das auch in der hier gegebenen, halbakustischen Version (nur mit Synthiebass) wieder leuchtete und natürlich das Titelstück des Albums "Heart Of Clay", das auch im Live-Kontext wesentlich kurzweiliger rüberkommt als seine eigentliche Laufzeit von ca. sieben Minuten erwarten ließe. Obwohl die Sache leichtfüßig und humorvoll dargeboten wurde, ließ sich Amy nicht dazu bewegen ihren heimlichen Schunkelhit "Küche, Bad, Zwei Zimmer" zu spielen. Dass es ihr ernst ist mit den aktuellen Songs, war zu jeder Zeit zu spüren. Letztlich konnte man als Zuhörer nach diesem Konzert in dem Gefühl wiegen, die Person Amy Antin ein klein wenig besser zu kennen, als vor der Show. Ob das stimmt, kann allerdings auch weiterhin nur vermutet werden, denn was in Amys Songs Poesie, was Autotherapie, was Technik und was Fiktion ist, sollte sich besser jedermann selbst zusammenreimen. Eine definitive Antwort dazu wird es jedenfalls nicht geben.

Surfempfehlung:
www.amyantin.de

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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