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27.03.2009
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Klassentreffen der Haudegen

Todd Thibaud
Terry Lee Hale

Bonn, Harmonie
27.03.2009

Todd Thibaud
Hin und wieder finden sich ja auch Kombinationen beim WDR Crossroads-Festival, die passen wie der sprichwörtliche Deckel auf den Eimer. Terry Lee Hale und Todd Thibaud sind ja bekanntlich nicht nur dicke Kumpels, sondern auch Mitglieder in der Allstar-Band Hardpan. Insofern war das Aufeinandertreffen beider alten Haudegen plus eigener Bands für Fans quasi schon ein Pflichttermin. Terry Lee Hale musste in den Augen vieler jener Fans ja quasi noch etwas gut machen, denn dessen experimentelles, von Chris Eckmann produziertes Album "Shotgun Pillowcase" war bei den Freunden und Förderern des mittlerweile in Frankreich lebenden Texaners durchgefallen.

In Bonn präsentierte er sich mit einer französischen Rhythmusgruppe - Drummer Avary Blanchard und Bassist "Too Mellow" Bernard Vivier -, während er selber nur akustische Gitarren spielte. Anders als sein Kollege Elliott Murphy versuchte er allerdings nicht, die Franzosen zu amerikanisieren, sondern ließ sich selbst auf die etwas andere musikalische Sichtweise der Kontinentaleuropäer ein. Diese produzierten mit trockenem akustischen Drumkit und Paul McCartney-Bobel-Bass eine ziemlich infektiöse Melange aus Swing und Boogie. Conferencier Rembert Stiewe hatte Terry vorher noch angekündigt als jemanden, der über eine gesunde Mischung aus kindlicher Spielfreude und Altersweisheit verfüge. Nun, von Alterweisheit war an diesem Abend nicht viel zu spüren. Ganz im Gegenteil: Terry war voller jugendlichem Elan bei der Sache und schien gar - gegenüber früheren Auftritten - an Frische und Energie eher hinzugewonnen zu haben. Es gab musikalisch eine Mischung aus Rockabilly, klassischem Songwriting, Western Swing und Country - alles dezidiert unrockig, aber dennoch mächtig groovend - und Terry präsentierte sich tatsächlich als spielfreudiger Gitarrist. Das ging sogar so weit, dass er mit einem Sampler hantierte - und mehr als ein Stück enthusiastisch gegen die Wand fuhr (z.B. das auf der Dobro verhackstückte "Level 20"). Dafür gab es auf der anderen Seite eine handvoll in diesem Zusammenhang fast befremdlicher, weil nicht erwarteter Dylan-Momente. Z.B. beim "Work-Song" oder der neuen Nummer "Shadow", die auf der 12-saitigen vorgetragen (und drei Mal versemmelt) wurde. Die Nummer "Hearts" - hier als epische JJ Cale-Emulation mit psychedelischen Gitarrenparts gegeben - wollte er gar der Telekom widmen. Warum, wurde nicht so ganz klar. Dass er zum Schluss ausgerechnet "Guaranteed Mess" spielte, war da fast schon ein Omen. Trotz all den o.a. technischen Unzulänglichkeiten, war das Konzert stimmungsmäßig und von der Performance her ein voller Erfolg. Im Vergleich dazu wirkte Todd Thibaud (der Terry bei einer Replacements-Nummer freundlicherweise unterstützte), dann fast blass.

Der Mann mit Schlapphut, der es sich als bekennender Beatles-Fan auf die Fahnen geschrieben hat, nach dem perfekten Pop-Song zu suchen und - so Rembert - das Publikum daran teilhaben zu lassen, war auf der von Gaesteliste.de präsentierten Tour gleich mit fünf Musikern unterwegs. Zusätzlich zu seiner kompletten Band hatte er noch Mandolinist / Sänger Sean Staples im Gepäck, der eine dermaßen starke Bühnenpräsenz hatte, dass sich das Kamerateam des WDR eingangs in weiten Teilen auf ihn statt auf Todd konzentrierte. Todds Malaise an diesem Abend war die, dass seine Band zwar gut geölt dahermarschierte, er selber aber - Schlapphut hin oder her - ziemlich blass blieb. Immer dann, wenn er, wie z.B. im Titeltrack seines recht attraktiven neuen Albums "Broken", seiner selbst gestellten Aufgabe möglichst nahe kam, funktionierte die Sache recht prächtig, und immer dann, wenn er eher auf Autopilot schaltete, und sein Standard-Repertoire herunterspulte - beispielsweise beim Opener "Drifting" -, wirkte die Sache eher uninspiriert. Das lag zum Teil auch daran, dass die Soli von Lead-Gitarrist Thomas Juliano nicht wirklich zündeten. Da half es auch nicht, Todd selbst, Bassist Joe Klompus und Staples sich wirklich ins Zeug legten. An einer Stelle im Set erklärte Todd, dass er jene Kollegen beneide, die ganze Songs erträumen können. Das sei ihm noch nie passiert, mit Ausnahme des Refrains seiner Nummer "Louisiana". Hm - wenn man dermaßene Americana-Klischees erträumt, ist es aber noch ein weiter Weg bis zum perfekten Pop-Song. Auch hier gilt: Schlecht war die Show dennoch nicht und - dank des besseren Songmaterials - auch abwechslungsreicher als das, was Todd zuletzt mit seinem Kollegen Joseph Parsons zusammen gemacht hatte. Sie hätte - alles in allem - bitte nur ein wenig aufregender sein dürfen. Die Beatles - das sollte bedacht werden - sind schließlich auch nur selten auf "Nummer sicher" gegangen; auch, wenn man so nicht viel falsch machen kann.

Surfempfehlung:
www.toddthibaud.com
www.myspace.com/toddthibaud
www.terryleehale.com
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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