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15.05.2009
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Great Lake Swimmers
Sharon Van Etten

Ottersum, Cultureel Podium Roepaen
15.05.2009

Great Lake Swimmers
Zwar sind die Great Lake Swimmers aus Kanada momentan durchaus auf großer Europatour - nur leider wurde Deutschland hier eher stiefmütterlich berücksichtigt. Welch ein Glück also, dass Tony Dekker und seine Truppe wenigstens im grenznahen Roepaen zu Gast waren. Den Support leistete Sharon Van Etten - die sich trotz des Namens als Songwriterin aus Brooklyn herausstellte. Das Rätsel löste sich schnell: Sharon stammt großväterlicherseits von holländischen Vorfahren ab.

Das, was sich in der ausverkauften Kapelle des Landgutes Roepaen musikalisch dann entwickelte, erinnerte den interessierten Zuhörer vor allen Dingen an Cat Power. Denn: Wie die (frühe) Chan Marshall sang Sharon mit klarer, ausdrucksstarker Gesangsstimme zu einfacher, elektrischer Gitarrenbegleitung am Mikrophon vorbei, ohne das Publikum weiter zu beachten. Zugegebenermaßen hat Sharon dabei musikalisch eher ein Faible für folkige Indie-Sounds als für bluesige - die Attitüde ist jedoch durchaus vergleichbar. Obwohl die Gute songwriterisch noch ziemlich am Anfang zu stehen scheint, bedarf es keiner besonderen prophetischen Fähigkeiten, ihr eine gewisse Zukunft voraussagen zu können. Bevor sich Sharon für einen Song ans Piano setzte, bedankte sie sich noch ausdrücklich bei den Great Lake Swimmers, die sie als "schöne Menschen mit schönen Songs" ankündigte.

Was das Aussehen betrifft, so kann man da ja durchaus geteilter Meinung sein - allerdings verdiente das folgende Konzert der Great Lake Swimmers durchaus dieses Prädikat. Als Verstärkung hatte sich Tony Dekker in dieser Inkarnation seines wandelbaren Projektes die Sängerin Julie Fader mitgebracht, die ihm auch als Gitarristin und als Flötistin zur Seite stand. Das ganze Set war sehr akustisch orientiert, so dass Tonys Sidekick, Erik Arnesen, öfter zum Banjo als zur E-Gitarre griff. Insgesamt kam dies dem feierlichen Rahmen in der altehrwürdigen Klosterkapelle aber durchaus entgegen. Und auch wenn die Great Lake Swimmers auf ihrem neuen Album "Lost Channels" durchaus einige Folk-Pop-Nummern im Stile von R.E.M. draufhaben: Sie sind ja schließlich keine Rockband. Im Vordergrund steht vielmehr der Songwriter Tony Dekker - was dieser zum Beispiel deutlich machte, indem er die Story (oder die Entstehungsgeschichte) einiger Songs eben aus der Position des Auteurs heraus erläuterte. Musikalisch war dieses Konzert also eher eines von der relaxten Sorte. Was der Sache freilich nichts von der Intensität nahm. Ganz im Gegenteil: Je ruhiger die Sache wurde, desto mehr schien sich der Meister in seine Songs einbringen zu wollen. Der ergänzende Harmoniegesang Julie Faders verstärkte den Effekt der Inbrunst und Anteilnahme noch ein Mal. Bestes Beispiel hierfür war das anrührende Duett "Where In The World Are You Now" - im Original auf "Ongiara" zu finden, hier im Duett von Tony und Julie vorgetragen - begleitet nur von der akustischen Gitarre und Querflöte.

Es mag sich wie ein Klischee anhören, aber die Great Lake Swimmers taten so alles, um dem Zuhörer das angenehme Mitschwimmen zu ermöglichen. Mit dem Klagelied "Everything Is Moving So Fast" thematisiert Dekker dabei diese neue Langsamkeit sogar inhaltlich. Wie bei solchen Anlässen üblich, galt das Haupt-Augenmerk natürlich dem Material des neuen Albums. Jedoch fügten sich auch ältere Titel, wie z.B. "Moving Pictures Silent Films" vom Debüt oder Neil Youngs "Harvest" in die Setlist ein. Zu dem Thema: Nahezu alle Americana-Bands beziehen sich ja irgendwo auf Neil Young - die Great Lake Swimmers spielten den Song hingegen recht eigenständig und eher im Verständnis als Hommage an einen Landsmann denn als musikalische Referenz. Zum Schluss bat Tony Sharon Van Etten noch einmal als Gastsängerin - eine schöne Geste, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass sich die Musiker vor dieser Tour noch gar nicht kannten. Insgesamt war dies eine beeindruckend intensive, wenngleich durchaus zurückhaltend und effektiv inszenierte Show, die den Ruf der Great Lake Swimmers als atmosphärisch einzigartige Americana-Band durchaus rechtfertigte. Das einzige, was einen winzig kleinen Wehmutstropfen auf die Veranstaltung warf, war der Umstand, dass die Musikanten auf der Bühne so unglücklich angeleuchtet waren, dass der Zuschauer entweder von den Lampen geblendet wurde oder - wenn die Musiker diese verdeckten, sie selber nicht zu erkennen waren.

Surfempfehlung:
www.greatlakeswimmers.com
www.myspace.com/greatlakeswimmers
www.myspace.com/sharonvanetten

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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