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16.10.2014
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Böse Gitarre!

Gemma Ray

Köln, Die Wohngemeinschaft
16.10.2014

Gemma Ray
Es ist nun nicht gerade so, dass Gemma Ray auf ihrer aktuellen Headliner-Tour zu Hardrockerin wurde, aber deutlich mehr Drive und Swing und Twang hatten die im Trio-Format dargebotenen Songs im Vergleich zu früher dann doch schon. Gemma schob das auf ihre Gitarre: "Sie freut sich und wird dann lauter", erklärte sie, "böse Gitarre…" Nur um dann hinzuzufügen: "Nicht wirklich." Es war dann auch noch der trockene Humor bei den Ansagen zwischen den Stücken, der die "neue" Gemma Ray auszeichnete. "Der nächste Song hat schon eine Bedeutung - nur keine besonders tiefgehende" war eine der Schoten, mit denen sie das Publikum und ihre Band (mit denen sie sich auf ebenso humorvolle Art zoffte) unterhielt. So etwas gab es früher eigentlich weniger.

Was war passiert? Nun - im wesentlichen machte Gemma hier das, was sie glaubte, bereits auf ihrer letzten CD "Milk For Your Motors" getan zu haben: Ungezwungen mit ihren Musikern aufzuspielen, ohne viel drumherum zu frickeln. Die neuen Tracks kamen - ebenso wie viele ältere Tracks - im wesentlichen ziemlich entschlackt daher. Natürlich ohne Filmorchester Babelsberg, aber auch ohne die irritierenden Experimente mit Effektpedalen und Sampler, die früher oft zu unwägbaren Ergebnissen oder zielloser Daddelei führten. Wenn Gemma solche Effekte dann mal einsetzte, dann aber mit Schmackes und auf den Punkt verdichtet. Sogar das gefürchtete Brotmesser kam dabei wieder zum Einsatz - meist einfach um mit viel Vibrato und Twang bestimmte Passagen zu betonen.

Ein willkommener Effekt dieses neuen, konzentrierten Formats war dann der, dass in der subjektiven Wahrnehmung alle Nummern irgendwie als knackige Rausschmeißer im Stile von Gemmas Pop-Songs wie "Shake Baby Shake" oder "Runaway" in Erinnerung blieben. Selbst Klassiker wie "Dig Me A River" oder relaxtere Songs wie "Flood And A Fire" (das bei einem Skandinavien-Besuch entstand, wie Gemma erklärte (was sie früher auch nicht tat)) profitierten deutlich von der geradlinigen Darbietung. Das Prinzip wurde auch in Konsequenz bis zum Ende durchgehalten.

Zur Zugabe holte Gemma eine zweite Gitarre hervor, die sich in einer Ecke versteckt hatte und Gefahr lief, von den Hausmäusen davongetragen zu werden, wie Gemma erklärte und spielte dann eine entschlackte Version des "Milk"-Tracks "Desoto" - der schon auf der CD um fehlgeleitete Orchesterarrangements bereinigt waren. Insgesamt begeisterte Gemma Ray mit ihrer bisher unterhaltsamsten, kurzweiligsten Show ever. Hier hatte man keine schüchtern und unsicher wirkende Künstlerin auf der Suche nach ihrem musikalischen Weg mehr vor sich, sondern eine selbstsichere, humorvolle Performerin, die alt genug ist, sich an The Gun Club zu erinnern aber jung genug geblieben ist, um Musik für Horror-Filme zu schreiben und mit jugendlicher Frische einen kreativen Quantensprung zu demonstrieren.

Surfempfehlung:
gemmaray.tv
www.facebook.com/gemmaraymusic

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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