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22.01.2015
http://www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=2424
 
...und die Säge singt dazu!

Orenda Fink
Thayer Sarrano

Duisburg, Steinbruch
22.01.2015

Orenda Fink
Für gewöhnlich sind es ja die Frontleute, die Sänger und Gitarristen, denen als Solisten abseits ihrer Band der größte Erfolg beschieden ist. Bei dem US-Indie-Folk-Duo Azure Ray ist das anders. Während sich Drummerin Maria Taylor mit der kontinuierlichen Veröffentlichung von Solo-Platten und beständigen Tourneen auch in unseren Breiten inzwischen eine treue Fangemeinde erspielt hat, ist ihre frühere Partnerin Orenda Fink ein bisschen in der Versenkung verschwunden. Neben sporadischen Solo-Werken widmete sich die in Alabama geborene Singer/Songwriterin lieber einer Reihe One-Off-Projekten und schaute auch auf deutschen Bühnen nur selten vorbei. Mit dem im letzten Sommer veröffentlichten Album "Blue Dream" und ihrer aktuellen - von Gaesteliste.de präsentierten - Tournee will die inzwischen 39-Jährige nun verlorenen Boden gutmachen. In Duisburg gelingt ihr das ganz hervorragend.

Thayer Sarrano
Zunächst allerdings gibt es einen Support Act, der mehr als nur das ist. Die zuvor bei Of Montreal aktive Thayer Sarrano ist an diesem Abend nämlich sowohl Orendas Keyboarderin als auch das Deluxe-Vorprogramm. Dabei fasziniert und irritiert die bereits als "New Queen of Shoegaze" gehandelte junge Künstlerin mit der Stromgitarre gleichermaßen. Einerseits erinnert sie angenehm an Hope Sandoval zu schüchternsten Zeiten oder an die junge Sharon Van Etten, wenn sie - begraben unter ganz viel Hall - die mystisch anmutenden, düsteren Folk-Songs ihres Albums "Lift Your Eyes To The Hills" zelebriert, andererseits unterstreicht ihre Weigerung, mit dem Publikum zu kommunizieren, etwas überdeutlich ihre Unsicherheit. Ganz am Ende will sie uns immerhin noch ihren Namen verraten, nuschelt dabei aber so sehr, dass man ihn nicht verstehen kann. Dennoch: Ihr kurzes Set ist auf seltsame Weise ergreifend und eine ideale Einstimmung auf Orenda.

Orenda Fink
Die setzt an diesem Abend ganz auf Minimalismus. Sie selbst spielt leise Stromgitarre und singt, Thayer spielt Keyboards und steuert bisweilen die zweite Stimme bei, Greg Elsasser spielt elektrische Gitarre und bedient bei einigen Songs die singende Säge. Doch trotz des überschaubaren Instrumentariums gelingt es den dreien, ein ungemein facettenreiches Konzert zu spielen, das sparsam instrumentierte Folk-Songs wie "Holy Holy" gleich zu Beginn ebenso einschließt wie sphärische Dream-Pop-Songs ("You Can Be Loved") aber auch sinnliche Pop-noir-Lieder mit Beats aus der Steckdose à la "Ace Of Cups" umfasst, bevor das breitwandige "This Is A Part Of Something Greater" die Walkabouts und Nick Cave gleichermaßen in Erinnerung ruft und "That Certain-Something Spring" mit düsterer Dramatik begeistert.

Wie Thayer vor ihr ist auch Orenda sparsam bei ihren Ansagen, doch wenn sie spricht, dann kommt schnell die Freude zum Ausdruck, die ihr dieses Konzert bereitet. Den ersten Einsatz der singenden Säge kündigt sie sogar auf Deutsch an, nur um sich gleich darauf zu entschuldigen. "Meine Aussprache ist natürlich nicht so toll, aber ich gebe mir Mühe!", sagt sie lachend. Ihrem Mitstreiter Greg ist dabei gar nicht zum Lachen zumute, denn er kämpft den ganzen Abend mit den Tücken der Technik, bevor er sich zur Hälfte der Show kurzerhand einen neuen Platz vor der Bühne sucht. "Weil Gregs Equipment kaputt ist, spielt er jetzt in der ersten Reihe sitzend", erklärt Orenda dem Publikum, bevor sie spitz hinzufügt: "Er liebt einfach die Aufmerksamkeit!"

Neben ihren Solosongs präsentiert Orenda den aufmerksam lauschenden Zuschauern auch einige (zugegebenermaßen musikalisch nicht deutlich anders klingende) Abstecher zu ihren anderen Projekten. Von O+S stammt "The Fox", und mit "Safe And Sound" gibt es auch etwas von Azure Ray zu hören. Von denen stammt auch das letzte Lied der Zugabe, "Don't Make A Sound", mit dem der Abend endet, wie er begonnen hat: leise, betörend und folky. Viele im Publikum, die eher aus Neugier denn aus alter Verbundenheit mit der Künstlerin den Weg in den Steinbruch gefunden haben, verlassen den Saal danach als Fans.

Surfempfehlung:
www.orendafink.com
www.thayersarrano.com

Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-
 

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