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02.05.2016
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Strange, but nice...

Aurora
Conner Youngblood

Köln, Gloria
02.05.2016

Aurora
Endlich gibt es mit Aurora Aksnes eine skandinavische Pop-Prinzessin, die auch mal aussieht wie eine skandinavische Pop-Prinzessin (mit schneeblonden Haaren und meeresblassblauen Augen nämlich). Nachdem die junge Dame aus Bergen über die Platzierung in Werbespots (bei uns "Running With The Wolves" für Vodafone und in Großbritannien das Oasis-Cover "Half The World Away" für John Lewis) international bekannt geworden war, konnte sie über ihre Live-Auftritte bei renommierten Festivals weiter an Reputation zulegen - und sich mit der Produktion ihres Debüt-Albums "All My Demons Greeting Me As A Friend" entsprechend Zeit lassen. Nun war die mit diesem Album also erstmals als Headlinerin in eigener Sache auf unseren Bühnen unterwegs. Kaum verwunderlich also, dass das Kölner Gloria zum Abschluss der Tour dann auch redlich ausverkauft war.

Als Support trat der junge Conner Youngblood mit seinem beachtlichen Instrumentarium vor das Auditorium. Der aus Dallas stammende, aber von Nashville aus agierende Künstler hat sich musikalisch auf mondänen Technokraten-Pop festgelegt. Das bedeutet, dass er - unter Zuhilfenahme diverser Saiteninstrumente, Keyboards, Sampler und einer enormen Menge an Effektgeräten - ganz alleine opulente Soundgebilde auftürmte. Leider waren dies keine echten Songs, denn Youngblood war offensichtlich zu sehr darauf bemüht, Sounds, Vocals und Effekte zu schichten, als dass er Wert auf erkennbare Songstrukturen gelegt hätte. Zudem ließ er sich mit seinem betont lakonischen Slow-Core-Ansatz viel (zu viel) Zeit mit dem Aufbau seines Materials, so dass seine eigentlich Funktion als Anheizer eher zu kurz kam - auch wenn der Mann (anders als Aurora übrigens) sehr hübsch pfeifen kann. Das Ganze forderte die Geduld des Publikums denn auch entsprechend heraus, so dass bereits bald die ersten "Aurora"-Rufe zu vernehmen waren. Rein auf dem Papier hätte der Ansatz, organische und elektronische Elemente zu vermengen, jedenfalls sehr viel besser zu dem, was Aurora im Live-Kontext macht, passen können, als es das dann am Ende tat.

Denn auf der Bühne entschied sich Aurora dafür, die akustischen Elemente ihrer Musik auszublenden, und ganz auf das elektronisch/elektrische Setting zu setzen - freilich auf eine recht eigene Art, denn anstelle einer Gitarre gab es zum Beispiel einen sechssaitigen Bass zu bestaunen und neben den elektronischen Keyboards gab es auch noch organische sowie ein entsprechend gemixtes Drumset. Eine große Rolle spielte das freilich nicht (außer vielleicht, das mit einem Akustik-Teil des Konzertes hätte belegt werden können, dass Aurora-Songs auch ohne großen technischen Aufwand bestehen können), denn alleine aufgrund ihrer quirligen Bühnenpräsenz und ihrer sympathisch linkischen Art sich mit dem Publikum zu assoziieren, präsentierte sich Aurora als echte, lebhafte, energische und überzeugte Live-Performerin. Dabei hat die kleine Person eine Art entwickelt, ihre Songs mit äußerst wirschen, zappeligen, beschwörenden und weit ausholenden Gesten und mit weit aufgerissenen oder intensiv zusammengekniffenen Augen zu illustrieren, die ihresgleichen sucht.

Am Ende der Show, zu dem die druckvolleren Up-Tempo-Nummern wie "Warrior" oder "Conquerer" zusammengefasst waren, wurde daraus sogar noch eine Art Veitstanz, der jenseits aller Regeln der Tanzkunst für ordentlich Stimmung auf der Bühne und davor sorgte. Bei manch anderem Kollegen hätte das vielleicht lächerlich gewirkt, Aurora nimmt das Ganze aber durchaus ab, denn sie lässt keinen Zweifel daran, dass hier echtes Herzblut - und nicht etwa Kalkül - dahinter steht. Zwar hat Aurora momentan noch ein überschaubares Repertoire (wobei sie allerdings erwähnte, dass sie bereits an einer neuen CD arbeite) - dieses bereitete sie aber optimal für die Live-Präsentation auf: Das Set war unterteilt in einen Teil, in dem die eher balladesken Nummern zusammengefasst waren (inklusive des Nicht-CD-Tracks "Little Boy In The Grass"), der dann in einer ordentlich ausformulierten Live-Version von "Running With The Wolves" kumulierte, bevor es dann eine besinnliche Version von "Through The Eyes Of A Child" gab, die Aurora ihrer Mutter widmete und dann folgte der zweite Teil der Show, bei der die Stücke dann peu a peu an Fahrt aufnahmen, bevor das Konzert vor der Zugabe dann mit einer Jam-Session zu "Conquerer" im besagten Veitstanz endete. Erfreulich für die Fans war besonders der Umstand, dass sich Aurora die Zeit nahm, zu versuchen zu erklären, wie sie sich in ihrer Position als frisch gebackener Superstar denn fühle. "Strange, but nice" waren schließlich die Attribute, die ihr am häufigsten in den Sinn kamen (auch in anderem Zusammenhang). Dabei zeigte sie sich als betont nahbar, verteilte Wasserflaschen im Publikum, nahm Geschenke entgegen, bedankte sich bei ihr bekannten Personen im Auditorium (und auch bei jenem im hinteren Teil der Halle) und machte auch ansonsten den Eindruck, dass sie die Bodenhaftung trotz des Erfolges noch nicht verloren hat. (Das ist bei vergleichbaren Acts in einer ähnlichen Situation oft ja sehr schnell recht anders.) Das mag zwar ihrem jugendlichen Alter gedankt sein und sich irgendwann auch ein Mal ändern, aber momentan ist Aurora zweifelsohne noch ein höchst menschlich wirkender Star zum Anfassen - und übrigens auch einer, der eine veritable Alternativen zur angelsächsisch geprägten Konkurrenz darstellt.

Surfempfehlung:
www.aurora-music.com
www.facebook.com/iamAURORA
www.facebook.com/Conner-Youngblood-184095901608593/

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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