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30.01.2004
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Eher uncool

Itchycoo

Essen, Grend
30.01.2004

Itchycoo
Huch, da hätten wir doch schwören können, den Weg ins Essener Grend genommen zu haben, aber irgendwo müssen wir falsch abgebogen sein und in der Grugahalle oder vielleicht sogar im Georg-Melches-Stadion gelandet sein. Anstelle von intelligentem Indierock - im Februar gastieren sowohl Astra Kid als auch Locas In Love, Tigerbeat, The Monochords und Fink im Grend - schallte uns an diesem kalten Freitagabend stadionkompatible Popmusik der Shooting Stars Itchycoo entgegen. Was die Schweden boten war leider trotzdem vergleichsweise langweilig und substanzlos. Zu einem klassischen Poprock-Konzert alter 80er-Jahre-Schule fehlten der Band eigentlich nur zwei, drei Dosen Haarspray.

Itchycoo
Da das hübsch anzusehende Duo Mia Bergström und Tobias Gustaffson (für die Tour um drei weitere Herren ergänzt) seine Tonträger nicht im guten alten Plattenladen verkauft, sondern vor allem über große Elektronikfachmärkte, und auf dem selbstbetitelten Debüt ein fetter Sticker eines der größten deutschen Privatfernsehsender prangt, war das Publikum dementsprechend: Wahlweise bieder oder etwas älter, eben die Leute, die die Platten, pardon, CDs für hip halten, die bei Pro7 oder Sat.1 Hip-Tipp der Woche sind. Dass die Songs der Nordlichter strikt nach Baukastensystem funktionierten, störte die meisten Zuschauer nicht. Die waren von Anfang an im siebten Himmel, sangen lauthals jede Zeile mit und verlangten Itchycoo nachher mehr Autogramme ab als so ziemlich jedem anderen Act, der jemals im Grend gespielt hat.

Itchycoo
Dabei war der rund einstündige Auftritt der Schweden stets vorhersehbar: Ein krachiger Beginn mit der Single "Lovetrain" und "Crash Course In Love", beides ohne Frage eingängige Stücke, die allerdings genauso schnell aus dem Gedächtnis des Hörers wieder verschwinden, wie sie sich eingenistet haben. In der Mitte des Programms die obligatorische Ballade mit "On A Sunday", dazwischen auf der Bühne jede Menge Gehüpfe und in die Luft gestreckte Arme, was Bon Jovi oder, um in Skandinavien zu bleiben, vor 20 Jahren Europe auf einer Arena-Tour zur Ehre gereicht hätte. Ein paar nette, wenngleich auswendig gelernte Ansagen auf Deutsch, bei denen wir immerhin etwas lernen konnten, gab es auch: Man sollte Apfelstrudel nicht mit Apfelschorle verwechseln. Zumindest, wenn man Durst hat. Die fällige Zugabe ganz zum Schluss bestritten Itchycoo dann mit einer Wiederholung des ersten Songs, "Lovetrain". Ist zwar völlig uncool, aber dem Publikum war's egal. Vielleicht, weil es selbst auch uncool war.

Surfempfehlung:
www.virgin-newmedia.de/itchycoo/

Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-
 

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