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17.05.2004
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It's a riot (baby)

Spitting Off Tall Buildings

Köln, Underground
17.05.2004

Spitting Off Tall Buildings
Die meisten neuen Bands scheitern heute schon bei der falschen Wahl ihrer Idole. Wie, bitte schön, soll etwas Vernünftiges dabei herauskommen, wenn man sich an jemandem orientiert, der seine musikalischen Ambitionen am gegenwärtigen Trend ausrichtet, und sich direkt der Plattenfirma an den Hals wirft, die den größten Scheck in der Hand hat? Die fünf Berliner von Spitting Off Tall Buildings dagegen mögen Hüsker Dü, Pixies, Fugazi oder Sonic Youth und sind mutig genug, schon vor der Veröffentlichung ihrer ersten EP (natürlich nach alter DIY-Manier ohne Label im Eigenvertrieb!) auf eine kleine Headline-Tournee zu gehen. Okay, das mit den zahlenden Zuschauern üben wir noch mal, aber ansonsten ist das Konzert in Köln ganz ausgezeichnet.

Spitting Off Tall Buildings setzen genau da an, wo heute die Grenzen zwischen Rock N Roll und Punk zusehends verwischen. Auf ihrem ersten Demo aus dem letzten Sommer hatten die fünf noch einen angenehm dünnen Sound, doch inzwischen haben sie sich entwickelt und scheinbar die New-Wave-Einflüsse gegen eine härtere, grungy Gangart eingetauscht. Von besagtem Demo gibt es dann auch nur zwei Songs zu hören - "Bloom" gleich zu Beginn und "Too Much" ganz am Ende. Der Rest ist neu und unglaublich energiegeladen. Zwar haben SOTB es inzwischen gelernt, mehr mit der Dynamik ihrer Musik zu spielen, dennoch sind die Atempausen rar. Lediglich eine Nummer ("Here" hat sie wohl geheißen) lässt wirklich Zeit zum Luftholen. Was natürlich völlig in Ordnung ist, schließlich geht es hier um den hektischen, urbanen Sound der deutschen Hauptstadt und nicht um die Gemütlichkeit einer Vorstadt in Tennessee oder Texas.

Im Mittelpunkt des Ganzen steht klar Sängerin Bonnie Riot, der an anderer Stelle bereits bescheinigt wurde, dass sie alle Posen des Punk kennt (und nebenbei bemerkt, mit ihrem abgeschnittenen Iggy-Shirt, dem haarsträubend kurzen Jeans-Mini und ihren Converse-Tretern auch "ohne Ton" eine ziemlich gute Figur macht). Sie singt, sie schreit, und das nicht nur auf der Bühne, sondern auch gerne mal im Zuschauerraum oder auf der Bank vor der inzwischen auch ziemlich ramponierten Spiegelwand im Underground. Das alles tut sie mit so viel Leidenschaft und Enthusiasmus, dass sie manchmal sogar ihre vier männlichen Bandkollegen zu überraschen scheint. Gitarrist Paule haut es jedenfalls einmal fast aus den Schuhen. Offensichtlich hat er nicht damit gerechnet, dass ihm plötzlich seine Leadsängerin entgegenfliegt...

Was die Show angeht, sind Bonnie und Co. auf jeden Fall jetzt schon erstligatauglich, die Songs und die Auswahl der Coverversion(en) - Slades "Cum On Feel The Noize" leidet an diesem Abend nicht nur unter einer gerissenen Saite bei Bassist André - bieten sicher noch ein wenig Spielraum für Verbesserungen. Aber schließlich ist die Band nicht in Eile, frühestens Ende des Jahres soll es eine LP geben. Das könnte spannend werden!

[In Kürze wird es an dieser Stelle auch noch ein Interview mit SOTB geben.]

Surfempfehlung:
www.spittingofftallbuildings.com

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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