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20.05.2005
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Ein Hit und mehr

Caesars
Ken

Hamburg, Molotow
20.05.2005

Caesars
Wie eine Woche beginnt, so soll sie auch aufhören: Während Rise Against ein paar Tage zuvor das Hamburger Knust ausverkauft hatten, so taten es ihnen die Caesars nach und füllten das Molotow ebenfalls bis auf den letzten Platz. Und noch um einiges mehr, denn wieder einmal (wie schon bei Billy Talent oder jüngst Hot Hot Heat), minimierte sich der Bewegunsgradius der Zuschauer vor der Bühne auf Null und im kleinen Molotow ging nicht mehr viel. Wieso die Caesars aber überhaupt in diesem zwar ungemein gemütlichen und charmanten, aber eben doch richtig kleinen Club spielen mussten, war nicht allen klar. Dabei sind sie doch jetzt eine Hitsingle-Band...

Soweit sind Ken noch nicht. Doch man merkte ihnen ihre mittlerweise erspielte Souveränität an und zum Abschluss ihrer Tour zog die Allstar-Band (Blackmail, Urlaub in Polen und Jelly Planet) noch mal alle Register. Songs wie "If", die Cover-Versionen von "Stronger" oder "I Ran" sorgten für erste Begeisterung, die Stimmung war durchgehend herrlich und nicht wenige hätten sicher nichts dagegen gehabt, wenn das Konzert - wie von Sänger Aydo gefordert - auf die große Open Air-Bühne vor dem Molotow verlegt bzw. weitergeführt worden würde, auf der am nächsten Tag die ARD-Party zum Eurovision Song Contest mit Auftritten von Yvonne Catterfeld, Melanie C. und Lisa Stansfield steigen sollte. Doch auch im kleinen, engen, heißen Molotow machten Ken alles richtig und spielten einen feinen Gig, nach dem nicht wie sonst üblich viele nach draußen strömten, um noch mal Luft zu tanken. Der Großteil der Zuschauer blieb trotz der klimatischen Bedingungen im Club.

Und zwar nicht im nur im Vorraum, sondern direkt vor dier Bühne, möglichst weit vorne oder unter den wenigen Ventilatoren. Wer zu spät kommt, hatte Pech gehabt, freute sich aber trotzdem. Offensichtlich im Gegensatz zu Sänger Cesar. Der wirkte gelangweilt, angeödet und unfassbar demotiviert. Seine Mimik änderte sich kaum, nur ab und an schloss er die Augen und schien von seinem Bett oder einer einsamen Insel zu träumen. Doch das war egal, denn Cesar beachtete schon nach kurzer Zeit eh kaum noch einer. Gitarrist Jocke war der Blickpunkt und der Sympath auf der Bühne. Klar, auch die anderen Caesaren hüpften, lachten und feierten, doch Jocke machte Paaarty! Alright, das ist Rock N Roll! Kaum waren die ersten Akkorde gespielt, sprang der gelockte Sechssaiter das erste Mal in die Menge. Und wiederholte dieses noch einige Male. Und wenn er auf der Bühne stand, strahlte er über das ganze Gesicht und freute sich über die begeisterten und tanzenden Menschen. Er animierte, bedankte sich immer und immer wieder, schüttelte Hände und sagte die nächsten Stücke an. Die stammten größtenteils von "Paper Tigers", waren ohne Zweifel stark und kamen dementsprechend an. Doch nicht alle schienen das neue Album zu kennen (manche auch nicht mehr als "Jerk It Out" - anders ist es nicht zu verstehen, wenn man nach einer halben Stunde gefragt wird, ob das noch die Vorband ist, die da gerade spielt...), was die Caesars auch wussten und recht gekonnt "39 Minutes..."-Stücke wie "Sort It Out", "(I'm Gonna) Kick You Out" oder natürlich als letzten Song des regulären Sets "Jerk it Out" einstreuten. Und so waren nach einer guten Stunde wirklich alle glücklich und genossen die frische Luft. Endlich...



Caesars
NACHGEHAKT BEI: CAESARS

Ein paar Stunden vor dem Konzert. Interview-Termin mit den Caesars. "Kannst du fünf Minuten warten? Cesar schläft noch", sagt der Tourmanager. Bestens! Der Sänger gilt eh nicht gerade als großer Redner. Aber jetzt auch noch verpennt? Die Kollegin von Delta Radio hat Glück, sie spricht mit Gitarrist, Produzent, Songwriter und Sympath Jocke. Wir warten, hoffen und entschuldigen uns gleich zu Anfang bei Cesar, dass er für uns seinen Schlaf unterbrechen musste. "Ach, kein Problem", sagt er. Und freut sich, als sein Album gelobt wird. "Besser als der Vorgänger" sagen wir ihm. Er freut sich noch mehr. Und spricht trotzdem nicht viel...

GL.de: Wie fühlt es sich an, erstmals ein Album zur selben Zeit auf der ganzen Welt zu veröffentlichen?

Cesar: Großartig. Endlich hatten wir die Chance dazu und sind nun froh, dass wir diese Möglichkeit haben. Zuvor hatten wir einfach nicht genung Erfolg, das hat sich zum Glück geändert.

GL.de: Ihr habt bereits im Herbst 2003 mit den Aufnahmen zu "Paper Tigers" begonnen. Warum erscheint es erst jetzt?

Cesar: Das Album ist bereits seit Oktober letzten Jahres fertig, denn ein Album muss ein halbes Jahr vor der Veröffentlichung fertig sein. Auch sind eineinhalb Jahre eigentlich keine lange Zeit, wenn man das mit anderen Künstlern vergleicht. Wir haben es ein verschiedenen Studios Stück für Stück aufgenommen und das dauert eben seine Zeit. Aber eigentlich waren wir recht schnell.

GL.de: Wie fühlt es sich an, es zu hören?

Cesar: Gut. Ich denke, es ist eine unserer besten Scheiben.

GL.de: Was unterscheidet es von den Vorgängern?

Cesar: Nicht viel. Es ist eine typische Caesars-Scheibe.

GL.de: Würdest du denn zustimmen, dass es relaxter als die Vorgänger ist?

Cesar: Ja, doch, das würde ich.

GL.de: Wie ist es, wenn dir euer Gitarrist Jocke als Produzent sagt, du musst deinen Part noch mal singen?

Cesar: Dann tu ich es eben erneut. Wir haben meist die selbe Meinung und wenn er nicht zufrieden ist, bin ich es auch nicht. Es ist nicht so, dass er was sagt und ich muss es tun.

GL.de: Euch gibt es ja nicht erst seit "Jerk It Out".

Cesar: Wir haben vier Alben in sieben Jahren gemacht, was schon eine Menge ist. Wir sind also nicht faul.

GL.de: Was war der bisher schönste Moment?

Cesar: Wie es derzeit läuft, ohne Frage. Diese Europa-Tour und dass wir endlich auch international den Erfolg wie in Schweden haben.

GL.de: Wie wichtig ist euch der kommerzielle Erfolg?

Cesar: Schon sehr. Er steht nicht an erster Stelle, aber wenn du hart arbeitest, willst du auch Resultate sehen. Dabei ist es egal, was du tust.

GL.de: Stimmt es, dass du nicht gern über "Jerk It Out" redest?

Cesar: Warum sollte ich nicht gern darüber reden?

GL.de: So kam es in einem Interview mit dir rüber.

Cesar: Nein, das stimmt so nicht. Es macht nur mehr Spaß, Fragen zu beantworten, die man nicht schon 500 Mal und öfter gestellt bekommen hat. Aber natürlich rede ich auch über "Jerk It Out".

GL.de: Einerseits seid ihr durch eben "Jerk It Out" so etwas wie "Popstars", andererseits spielt ihr in winzigen Clubs wie dem Molotow vor wenigen hundert Zuschauern - wo seht ihr euch selber? Rockstar oder Underground-Band?

Cesar: Irgendwo dazwischen. Ich glaube nicht, dass wir wirklich groß sind, aber wir haben eine internationale Fanbase und das ist natürlich großartig.

GL.de: Glaubst du denn, dass ihr irgendwann mal richtig groß werdet?

Cesar: Ich habe absolut keine Ahnung.

Surfempfehlung:
www.caesarsweb.com
www.jerkitout.de
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Text: -Mathias Frank-
Fotos: -Fredrik Wennerlund-
 

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