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01.02.2001
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Unschlagbar - manchmal

Hefner
Whistler

Köln, Gebäude 9
01.02.2001

Hefner
Man kann also doch gute Konzerte im Gebäude 9 abfackeln! Daran mochte man ja ob der ungastlichen Atmosphäre dort gar nicht mehr glauben. Zunächst gab es wieder den lustigen Umstand zu beobachten, daß das Publikum gerne das Aussehen der Idole emuliert. So wie Klaus Lage Fans aussehen wie Klaus Lage, sehen Hefner Fans aus wie Hefner. Und so gab es jede Menge Hornbrillen, ungezähmte Nicht-Frisuren und Low-Fidelity Kleidung aus zweiter Hand.

Whistler
Bevor Darren Heyman und seinen Jungs uns mal zeigten, was ab und an ein Haggis aus einem Schotten so machen kann, gab es erst mal eine Portion Whistler - was sich als a) passend und b) überraschend darstellte. Denn die Band um die zierliche blaßblonde Sängerin Kerry Shaw fuhr eine beeindruckene Sammlung ungewöhnlicher Instrumente auf. Neben einer Geige gab es eine 12-saitige Mandoline, eine Kuhglocke, eine vom Drummer selbstgebastelte Beatbox zum draufsetzen und Gitarrist Neil schwang gar eine Gitarre, die irgendwann mal Saxxon gehört hatte. Natürlich machen Whistler keinen Hardrock, sondern eher so was wie modernen Folk-Rock. Das besondere dabei: Whistler haben keinen Bassisten. Das konnte zwar nicht ganz kompensiert werden, fiel aber andererseits auch nicht auf oder ins Gewicht. Insgesamt überzeugte die Band mit einem sortierten Auftritt, dem lediglich ein bißchen die Grandezza abging.

Die gab es dann aber bei Hefner. "Wir sind eine ganz gute Live-Band", erklärte Darren mal, "und wenn wir einen guten Abend erwischen, sind wir nicht zu schlagen." Das war so einer. Nonchalant und mit viel Mutterwitz moderierte Darren die Songs und die Band legte sich mächtig ins Zeug. Gitarrist Joe hatte gar seine Drohung wahrgemacht, und eine Pedal Steel Gitarre mitgebracht. Um Finesse gings aber an dem Abend wirklich nicht. Es ist schon passend, daß Hefner in "The Day That Margaret Thatcher Died" an die Hochzeiten des Punk erinnern: Im ganzen Set suchte man vergeblich nach Soli und der schrammelige Sound kam aus winzigen, pittorseken Home-Amps. Was zählte, waren die Songs und die Energie - ganz wie damals. Übrigens: Als ein Mädel aus dem Publikum halb scherzhaft rief: "Who the Fuck ist Maggie Thatcher?" stellte Darren klar: "We are older as we look." Nun gut: Nicht zu alt, um nicht einen halb-ergreifenden Shimmy-Tanz vorzuführen, jedenfalls. Summa Summarum überzeugten Hefner dieses Mal mit einem geschickten Set-Aufbau (die schnellen Stücke kamen gleich zum Anfang, sodaß gute Stimmung herrschte) und jeder Menge originären Rock'n'Roll-Feelings. Wie gesagt: An einem guten Abend sind Hefner unschlagbar.

Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
 

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