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21.10.2006
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Fourth Time Around

Maximilian Hecker

Essen, Grend
21.10.2006

Maximilian Hecker
Die Haare - wie Bob Dylan 1966. Die Klamotten - fast wie Bob Dylan 1966. Die Gestik - ein bisschen wie Bob Dylan 1966. Die Ansagen - kunstvoll sinnentleert wie Bob Dylan 1966. Die Zugabe: "I Want You" - geschrieben von Bob Dylan 1966. Wären da nicht eigene Songs wie "Messed-Up Girl" oder "Snow White" gewesen, hätte man Maximilian Hecker an diesem Abend durchaus mit der US-Singer / Songwriter-Ikone verwechseln können. Die Anleihen bei Dylan kamen zwar nicht unerwartet - schon auf der Bonus-Disc seines aktuellen Albums "I'll Be A Virgin, I'll Be A Mountain" spielte Hecker "Sad-Eyed Lady Of The Lowlands" -, unterstrichen beim Konzert im Grend allerdings auch, dass Hecker sich nur bedingt weiterentwickelt.

Hatten sein überall gelobtes Debütalbum "Infinite Love Songs" vor fünf Jahren und die anschließende Solotournee noch etwas sehr Eigenes, zumindest in der hiesigen Musiklandschaft, scheint Hecker nun bisweilen vor allem dem Traum (um nicht zu sagen: der Utopie) nachzueilen, der deutsche Dylan werden zu wollen. Das gelang in Essen bei seinem vierten Gastspiel im Grend (hätte er da nicht eigentlich eine weitere "Blonde On Blonde"-Nummer, nämlich "Fourth Time Around" spielen können?) nicht wirklich. Zwar offenbarte das Zusammenspiel mit seiner dreiköpfigen Band dieses Mal mehr Dynamik als bei früheren Gastspielen, seine zuvor durchaus charmant-schluffigen Ansagen wirkten dieses Mal dagegen reichlich zäh, repetitiv und verkorkst, was das oft gequälte Lächeln der Musiker nach Heckers Kontaktaufnahmeversuchen mit dem Publikum erklären würde.

Programmtechnisch stand erwartungsgemäß die neue Platte im Mittelpunkt, Klassiker wie das ebenso unvermeidliche wie höchst willkommene "Polyester" waren eher die Ausnahme. In den besten Momenten waren Heckers Songs dabei ergreifend emotional wie eh und je, vieles verpuffte allerdings, klang geradezu lieblos dahingeworfen. Unverständlich auch, warum ein Künstler, der einst als Multitalent gepriesen wurde und am liebsten alle Instrumente seiner Platten alleine spielte, nun in der Bandbesetzung oft lediglich eine kaum hörbare Akustikgitarre bediente und seinen soliden, aber letztendlich unauffälligen Musikern die wirklich wichtigen Parts überließ.

Als Gitarrist fiel Hecker selbst eigentlich nur bei dem bereits erwähnten Cover von "I Want You" auf, das allerdings unsinnigerweise eine reine Imitation des Originals war. Sogar Dylans nasalen Gesang versuchte Hecker nachzuahmen. Das gelang zwar recht gut, aber tolle, weil völlig umgekrempelte Coverversionen wie Radioheads "Creep", das Hecker bei einem früheren Auftritt im Grend zum Besten gegeben hatte, konnte er so allerdings nicht toppen. Zwar reichte die Begeisterung der zahlenden Kundschaft am Ende für einen ungeplanten zweiten Zugabenblock, doch mehr, als seine treuen Fans zufrieden zu stellen, tat Hecker nicht. Um sich in Essen neue Freunde zu machen, war er - zumindest an diesem Abend - nicht nur zu störrisch, sondern auch einfach zu wenig engagiert. Schade. Sehr schade sogar.

Surfempfehlung:
www.maximilianhecker.de
www.myspace.com/maximilianhecker

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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