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15.12.2007
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Einläufe und Abstürze

Blue Rose X-Mas-Party 2007

Hannover, Blues Garage
15.12.2007

Blue Rose X-Mas-Party 2007
Wie alle Jahre wieder, so gab es auch in diesem Jahr eine "nicht zu toppende" Blue Rose-Weihnachtsfeier. Erstmals oberhalb des Weißwurst-Äquators fand das diesjährige Happening allerdings im niedersächsischen Ausland statt: In der Hannoveraner Blues Garage. Einen prächtigeren Rahmen hätte man sich kaum aussuchen können, denn die Blues Garage ist mit ihrem abenteuerlichen Rustikal-Dekor wie gemacht für Freunde solider, handgemachter Rockmusik. Die Sache hatte nur einen Haken: Für die anwesende Menge von Fans (die Hälfte davon per Bustransfer aus dem Süddeutschen angeliefert) war die Halle eher deutlich zu klein. Und so gab es - erstmals bei einer Blue Rose-Veranstaltung - auch aggressive Zwischentöne im Auditorium, wobei es allerdings zum Glück bei kleineren Rangeleien um bessere Stehplätze oder den dringend notwendigen, aber oft verbauten Zugang zur Toilette ging.

Mit einem ebenso überflüssigen wie unglücklichen Sturz von David "Stuntman" Knopfler, der sich kurz vor Beginn der Veranstaltung dabei einen Schulterbruch zuzog, begann die Sache gleich mit einem Paukenschlag. Ansonsten aber lief - zumindest ablauftechnisch - alles nach Plan. Bei einer Anzahl von bis zu 16 Musikern und einem Weihnachtsmann war das ziemlich beachtlich. Dafür, dass bei einer Veranstaltung, bei der so viele Beteiligte so viel Einmaliges auf die Beine stellten, technisch nicht alles rundlaufen kann, sollte dann wirklich jeder Verständnis gehabt haben. So gab es Probleme mit der Monitor-Anlage, Chris Cacavas' Keyboard und Ken Andrees Bass-Gurt zu vermelden. Da das Ganze aber sowieso mehr als Event denn als kulturelle Veranstaltung zu sehen war, tat das der guten Laune allenthalben keinen Abbruch. Dramaturgisch war die Show in drei Parts unterteilt, wobei zunächst die Singer / Songwriter-Fraktion ihr Bestes gab, anschließend die Sand Rubies die Rockfreunde beglückte und abschließend das Blue Rose-Rockestra die Musikhistorie in weiten Teilen nachzeichnete.

Überraschungen gab es in diesem Zusammenhang zwar wenige - diese gehörten dann aber definitiv zu den Highlights. So spielte Chris Cacavas - wieder mal - drei ausgezeichnete, neue Stücke von seiner vielleicht kommenden nächsten Scheibe. Das tut er nunmehr seit mehreren Jahren und jedes Mal wird das Material dabei spannender und besser. Die Kollegen jedenfalls warenbeeindruckt. "That was Godlike", raunte Julian Dawson seinem Kollegen während des fliegenden Wechsels zu - und das war nur halb gewitzelt. Die zweite Überraschung des Abends war zweifelsohne Sand Rubies-Drummer Winston Watson. Diesen Kollegen hatte Rich Hopkins bereits auf die vorletzte Tour der Luminarios mitbringen wollen - weiland hatte er aber noch keinen Pass bekommen. Der Mann haute was weg! Nicht nur beim Auftritt der Sand Rubies, wo er sein Drumkit zum großen Amusement der Umstehenden mit bloßen Händen bearbeitete, sondern auch bei der Rockestra-Orgie, wo er immer dann gerufen wurde, wenn es etwas zu rocken gab. Wie z.B. "Born To Be Wild". Die dritte Überraschung war dann eine Cover-Version des von Julian Dawson vorgetragenen T-Rex-Klassikers "Get It On" sowie das von David Slutes als Swing-Nummer angestimmte als allerletzte Zugabe gegebene "Solitary Man" vom größten Rock'n'Roll-Künstler aller Zeiten Neil Diamond - einfach deswegen, weil das niemand erwartet hätte.

Ansonsten bewegten sich die Auftritte eigentlich - und durchaus im Sinne aller Beteiligten - im gewohnten Rahmen. Weniger überraschend, aber natürlich absolut willkommen war der Umstand, dass Edgar Heckmann sich wieder geschenkeverteilenderweise als Weihnachtsmann betätigte. Musikalisch fiel neben Winston eigentlich nur Hank Shizzoe besonders auf - einfach weil sich sein messerscharfes und immer auf dem Punkt sitzendes Gitarrenspiel wohltuend von der sonst allgemeinen Euphorie-Stimmung, die mehr als ein Mal (und nicht nur, aber maßgeblich wegen Ad Vanderveen) in gewohnte Neil Young-Gefilde abdriftete. "Like A Hurricane" mit Ad Vanderveen UND Rich Hopkins an der Leadgitarre war dann z.B. fast ein wenig zu viel des Guten. Zum Glück gab es im Rockestra-Teil, der unter der musikalischen Leitung von Julian Dawson stand, aber genügend Abwechslung und eben nicht nur das, was Blue Rose-Fans erwarteten. So gehörte eine A-Cappella-Version von "Do-Wah-Diddy" ebenso dazu wie einer der wenigen, von (eigens für das Konzert von einem privaten Sponsor eingeflogenen) Todd Thibaud vorgetragenen Weihnachtstitel oder das von Hank Shizzoe intonierte "Stagger Lee" - ein tatsächlicher Blues-Moment. Im Mittelteil sorgten die Sand Rubies zum Abschluss ihrer Europa-Tour für Furore. "Wir sind der Einlauf des Abends", stellte David Slutes die Band vor, der sich Chris Cacavas spontan als Keyboarder angeschlossen hatte. Obwohl da musikalisch nicht viel zusammenlief, Ken Andree Probleme mit seinem Bass-Gurt hatte und man die Gitarren nicht immer so hören konnte, wie es günstig gewesen wäre, überzeugten die Sand Rubies dennoch mit einem klassischen "Augen zu und durch"-Rock'n'Roll-Auftritt der unter dem Strich wesentlich straighter geriet als es die dann doch etwas zerfahrene neue Scheibe hätte vermuten lassen. Zu den Höhepunkten zählten - neben Winston Watson - das Gesangsdebüt von Rich Hopkins bei den Sand Rubies sowie ein Gastauftritt von Lisa Novak, Richs neuer Lebensabschnittgefährtin und neben Ad Vanderveen-Partnerin Kersten De Ligny der einzigen Frau auf der Bühne, bei dem Duett "Floatsam And Jetsom". Das ganze wurde abgerundet von den entsprechenden, absolut zum Rahmen passenden Vorträgen von Ad Vanderveen, Joseph Parsons, Markus Rill und Gitarrist Biber Herrman, Hank Shizzoe und Drummer Christoph Beck und dem ansonsten arbeitslosen Harry Bogdanovs, der eigentlich als Gitarrist von David Knopfler eingeplant gewesen war und somit wenigstens als Aushilfs-Pianist eingesetzt wurde. Parties wie diese gibt es nicht allzuoft. Und natürlich sind sie auch nicht einfach zu wiederholen. Das gute daran ist aber, dass das Edgar Heckmann nicht zu wissen scheint und es vermutlich immer wieder versuchen wird...

Surfempfehlung:
www.bluerose-records.de
www.bluesgarage.de

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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