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11.04.2008
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Unerwartet

Simone White
Peter Von Poehl

Köln, Luxor
11.04.2008

Simone White
Ein wenig seltsam war die Situation schon: Da spielten also am Freitagabend - gegen erhebliche Konkurrenz und relativ früh - in einem mittelgroßen Club im eher gitarrenfeindlichen Köln - zwei verschieden (un)bekannte, akustische Singer-Songwriter auf - und trotzdem gab es Zuspruch. Simone White, die erstmals in deutschen Landen weilte, konnte es auch gar nicht so richtig glauben, dass die Leute gekommen waren, um sie zu sehen und bedankte sich gleich mehrfach diesbezüglich. Der Schwede Peter Von Poehl ist einer dieser ruhigen, charmanten skandinavischen Songwriter, der die Charakteristika des Genres mit Löffeln gefressen zu haben scheint.

Der Mann, der zuletzt noch als Support von Air auf sich aufmerksam machte und dessen Debüt-CD "Going To Where The Tea Trees Are" sich als abwechslungsreiche Indie-Pop-Scheibe präsentierte, ist ein begnadeter, sympatischer Geschichtenerzähler und Performer, der auch ohne großes Brimborium seine Songs mit großer Intensität und Detailtreue an den Mann zu bringen weiß. Zwar griff er auch vereinzelt zur elektrischen Gitarre (bis ihm eine Saite riss), doch waren es vor allen Dingen die rein akustischen Tracks, die besonders berührten und überzeugten. Von Poehl ist dabei einer jener Songwriter, die durch die Verschiebung der Perspektive so einiges möglich machen. Sowohl dann, wenn er eigene Tracks wie den heimlichen Hit "Story Of The Impossible" auf das Notwendigste reduziert wie auch dann, wenn er z.B. bei der Coverversion von "Heartbreak Hotel" ganz tief in die Trickkiste griff und sich als Ein-Mann-Jazzband präsentierte und besagten Track als düster-morbide Swing-Version hinlegte. Dazu parlierte er - teilweise auf deutsch - mit dem Publikum, erzählte Geschichten, die ins Nichts führten und vermittelte den Eindruck, dass ihm das Ganze - trotz der eher introvertierten Atmosphäre - tierisch Spaß machte.

Die gebürtige Hawaiianerin Simone White war - wie bereits erwähnt - zum ersten Mal in Deutschland und stellte die Songs ihres aktuellen Albums "I Am The Man" vor. (Dessen Titel angesichts dieser Show noch einmal um eine Idee rätselhafter wurde, denn männlich war hier nun wirklich gar nichts - weder im guten, noch im schlechten Sinne.) Überraschte dieses vor allen Dingen durch die von Mark Nevers umsichtig in Szene gesetzten, vielseitigen, jazzigen Arrangements, so lagen die Qualitäten des Live-Vortrages woanders. Meist mit geschlossenen Augen, hochkonzentriert und auch ein wenig nervös, trug Simone ihre Songs rein akustisch vor - mehrfach sogar a cappella - und ließ dabei ganz ihre Stories, Songs und vor allen Dingen ihre glasklare Gesangsstimme wirken. Da saß sie dann mit veknoteten Beinen, ein wenig verloren auf der ansonsten leeren Bühne und freute sich aufrichtig über den Zuspruch. Da gab es schon wieder Zyniker, die dieses für eine Masche hielten - indes scheint Simone White wirklich die kapriziöse Figur zu sein, als die sie sich hier präsentierte. Oft - und besonders oft an gleicher Stelle - ist es ja so, dass insbesondere akustische Songwriter es schwer haben, sich gegen das allgemeine Plapperlevel in Clubs dieser Art durchzusetzen. Nicht so in diesem Fall: Hier konnte man zuweilen wirklich die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören - was wohl für die Intensität und auch die Qualität des Vortrages spricht. Simones Songs sind dabei keineswegs einfach - weder strukturell, noch was die Melodieführung betrifft - aber es gelang ihr stets, alles mühelos und leicht erscheinen zu lassen - wozu sicherlich auch das elegante Gitarrenspiel beitrug. Live schlagen ihre Folk-Wurzeln dabei stärker durch als bei den Studio-Versionen - was aber keinen Abstrich bedeutete, denn letztlich war es ja auch ein Folk-Konzert - wenngleich auch mit einer leichten Indie-Note. Auch klassische Protestsongs a la "American War" gab es - wobei sich Simone ihre Wertschätzung darüber zum Ausdruck brachte, dass das deutsche Publikum die politischen Songs goutiere. Einmal abgesehen davon, dass Simone White ansonsten nicht so unbefangen mit dem Publikum kommunizieren konnte, wie das Peter Von Poehl gelang, war dies ein ungewöhnlich intensiver, gegen den Kommerz gebürsteter Konzertabend, der zeigte, das es sich doch lohnen kann, Qualität unter's Volk bringen zu wollen.

Surfempfehlung:
www.myspace.com/simonewhite
www.petervonpoehl.com

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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