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03.11.2008
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Noch ein Mal!

Aimee Mann
The Submarines

Köln, E-Werk
03.11.2008

Aimee Mann
Sowohl Aimee Mann wie auch der Support-Act, die Submarines aus Los Angeles, hatten wohl Deutsch-Unterricht genommen. "Wir sind die Unterseebote", stellte Blake Hazard von den Submarines das gutgelaunte, mit einem Drummer zum Trio aufgewertete Duo aus Los Angeles vor und Aimee Mann wagte nicht nur einige Ansagen auf Deutsch, sondern wob in die letzten Akkorde des letzten Zugaben-Titels, "Deathly", sogar ein paar Zeilen eines deutschsprachigen Schlafliedes ein. Obwohl Aimee Mann ja nicht gerade dafür bekannt ist, dass sie sich dem Publikum anbiedert, war dies eine nette Geste, die insgesamt mit dazu führte, dass diese Aimee-Show deutlich gelöster und lockerer erschien, als ihre bisherigen Auftritte - insbesondere in Köln.

Das lag auch an den brillanten Submarines: Support-Acts nimmt man ja gemeinhin eher als notwendiges Übel in Kauf. In diesem Fall gab es allerdings eine echte Entdeckung zu verzeichnen. Selten erlebte man an gleicher Stelle eine besser gelaunte oder positiver gestimmte Band. Die guten Vibrationen, die die Submarines bereits auf ihrer letzten Scheibe "Honeysuckle Weeks" verbreiteten, waberten auch durch das E-Werk. Und dabei setzten die Submarines gegenüber der Konserve durchaus noch eins drauf. Während dort nämlich viel mit Keyboards und Samples gefrickelt wird, überraschten Blake Hazard und Partner John Dragonetti mit druckvollem Unisono-Gitarrenspiel. Einen Bassisten gab es nicht - Bass-Sounds kamen von der Harddisk -, doch der Live-Drummer und das zahnradartig ineinandergreifen der beiden Gitarren sorgten für ein echtes Live-Erlebnis mit Gute-Laune und Pop-Faktor. Natürlich hilft es, dass die Musik der Submarines einfach zu verstehen ist: Die Pop-Strukturen ihrer Songs kommen auch im gitarrenlastigen Ambiente zum Tragen. Aber auch der Kommunikationsdrang von Blake Hazard und die ausgefeilten Gesangsharmonien verfehlten ihre Wirkung nicht: Zögerte das Publikum angesichts des unbekannten Materials zunächst noch, wurde gegen Ende eifrig mitgeklatscht und ordentlich Beifall gespendet. Dabei zeigten die Submarines, dass sie durchaus mehr zu bieten haben, als den gelegentlichen Pop-Hit wie "Me And You And The Bourgeoisie". "1940" hat gar politische Untertöne (Blake hatte auch einen Obama-Aufkleber auf der Gitarre) und die simplen "Choose Life, Choose Love"-Botschaften des Duos kamen aufrichtig und lebensbejahend rüber. Schön, dass es solch unkonventionelle Pop-Musik außerhalb des Format-Schemas überhaupt noch gibt.

Eigentlich war diese Tour ja der Showcase für Aimee Manns aktuelle Scheibe "Smilers". Im Verlaufe der Show kristallisierte sich dann indes eine tendenzielle Vorliebe für den "Magnolia"-Soundtrack heraus, der nahezu vollständig abgearbeitet wurde. Aimee Mann gehört dabei ja zu denjenigen Künstlerinnen, die Abend für Abend mit ihrem Backkatalog spielen - insofern ging das schon in Ordnung (denn natürlich gab es auch eine Menge von Songs des neuen Albums). Das Besondere in diesem Zusammenhang war dann dabei das Setting: Die neue Scheibe verzichtet ja vollständig auf E-Gitarren und dieses Prinzip wurde auch auf die Live-Shows übertragen. So agierten zwei vollberufliche Keyboarder an einer ganzen Sammlung von Wurlitzer-Pianos, Synthesizern und einer Hammond-Orgel - teilweise sogar noch unterstützt von Bassist Paul Bryan an einem dritten Keyboard-Set mit - unter anderem - einem Moog-Bass. Aimee spielte dazu akustische Gitarre. Auch wenn das zuweilen recht ungewöhnlich klang - und sich auch recht deutlich von den bekannten Versionen unterschied: Im Prinzip ließ sich das Ganze problemlos auch auf Aimees Backkatalog anwenden. Statt Gitarrensoli gab es dann diverse - oft psychedelisch verfremdete - Keyboard-Eskapaden. Da Aimees Songs aber sowieso nicht zwingend als Gitarrenpop angelegt sind, sondern vielmehr die Melodien und den Gesang ins Zentrum stellen, funktionierte das Ganze ziemlich organisch und natürlich.

Apropos Melodien: Davon gibt es bei einem Aimee Mann-Konzert ja bekanntlich mehr als in einem halben Jahr Format-Radio und natürlich war dies auch in Köln nicht anders. Aimee Mann-Konzerte sind in diesem Sinne fast schon zwangsläufig Greatest Hits-Events ohne Lückenfüller. Aimee selbst war - wie erwähnt - offensichtlich gut gelaunt und vergleichsweise locker drauf - weswegen es auch nichts machte, dass "The Great Beyond" gleich zwei Mal gegen die Wand gefahren wurde, bis es saß ("Noch einmal", rief Aimee ins Rund), das Tuning bei dem Solo vorgetragenen, Regisseur Paul Anderson gewidmeten Track "Red Vine" eher lange dauerte oder "One" ziemlich zerfasert - aber spontan, als Publikumswunsch - gegeben wurde. Die gute Laune übertrug sich bis in den Zugabenblock, wo es gleich fünf Tracks - darunter drei auf Zuruf aus dem Publikum - gab. Das war dann letztlich zwar alles nicht besonders überraschend (denn Aimee bleibt sich auch in ungewohntem Setting treu), spielte sich aber auf einem fast beängstigend gleich bleibenden, hohen Qualitätslevel ab. Auf Aimee Mann kann sich der Fan eben verlassen.

Surfempfehlung:
www.aimeemann.com
www.myspace.com/aimeemann
www.thesubmarines.com
www.myspace.com/thesubmarinesmusic

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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