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05.04.2009
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Selig? Selig!

Joey Cape
Jon Snodgrass / Chad Rex

Hamburg, Logo
05.04.2009

Joey Cape
Nanu? Gewöhnlich steht bei Konzerten im Logo immer mindestens ein Tourbus genau vor dem Club. An diesem Abend nicht. Die Lösung sah man drinnen. Die Bühne war erschreckend leer. Auf ihr verloren sich ein paar Mikros, Gitarrenkoffer, Kabel und eine Wasserflasche. Joey Cape brauchte auf seiner ersten Solo-Tour durch Deutschland und die Welt keinen großen Bus. Und seine Mitreisenden - Jon Snodgrass und Chad Rex - auch nicht. Es hat auch Vorteile, wenn drei Gitarristen gemeinsam unterwegs sind...

Joey Cape
Von Anfang an war es gemütlich. Das Logo war mit etwas gutem Willen zur Hälfte gefüllt, Snodgrass kümmerte sich um den Merchandise-Stand, Cape stand vor der Bühne und filmte und Chad Rex stand als erster auf dieser, um mit emoesker Stimme und durchaus schönen Songs die ersten Klänge zu fabrizieren. Nach einer knappen halbe Stunde gesellte sich auch Snodgrass zu ihm. Und nachdem sie kurz gemeinsam spielten, übernahm der Mann die Kontrolle, den manch einer von Armchair Martian und Drag The River kennt. Sofort ging es mehr in Richtung Country - und sofort wurde einen Zacken unspektulärer. Ohne wirklich mies zu sein. Doch das alles war eh nur Rumgeplänkel. Die Leute wollten Cape - und den bekamen sie nach weiteren 25 Minuten dann auch. Erneut gab es einen fliegenden Wechsel. Der hauptberufliche Lagwagon-Sänger stieß während des Snodgrass-Sets dazu und nachdem er dann auch mal seine Setlist auf den Boden geklebt und sich offensichtlich bestens gelaunt sein Hemd ausgezogen hat, begann die Ein-Mann-Show.

Fast zwei Stunden sollte das sympathische Spektakel dauern. Denn im Gegensatz zu anderen Live-Erlebnissen präsentierte sich Cape diesmal weder als Proll noch als Trinker, sondern einfach als guter Kumpel, Schnacker und Witzbold. Zwischen nahezu jeder Nummer wurde mit den Fans und seinen Mitmusikanten, die ihm im Laufe des Konzerts immer mal wieder unterstützen, herum gealbert. Da wurden Zuschauer persönlich zum Abschied umarmt, die es wagten, den Club mitten im Set zu verlassen ("Ja, das ist ein guter Zeitpunkt zu gehen"), oder sich über die Atmospäre gewundert. "Meine Güte, was seid ihr leise", hieß es da in Richtung Publikum. "Ihr dürft gerne was sagen. Und wenn es darum geht, dass ich so klein bin." Antwort: "Aber das wissen wir doch!" Passend dazu wurde dezent auch die ebenfalls nicht wirklich imposante Körpergröße des Kollegen Rex hingewiesen (Cape, knapp 1.60 Meter groß: "Neben ihm fühle ich mich immer so normal") und dieser gleich mal als The Edge tituliert. Und das nur, weil der arme Mann gerade auf der Bühne stand und eine Mütze trug. Aber er hat gelacht.

Joey Cape
Wir alle haben an diesem Abend viel gelacht. Denn die erwähnte Stille hieß natürlich weder Langeweile noch Desinteresse. Sondern Konzentration und Genuss, der ganze Abend machte Spaß. Auch, weil das Set nur mit Hits gespickt war. Cape spielte sich einmal durch sein Solo-Album mit so wunderschönen Perlen wie "Errands" und natürlich "The Ramones Are Dead", blickte auch auf die Split mit Kumpel Tony Sly zurück ("Wind In Your Sail", "Violins") und packte natürlich auch den einen anderen Lagwagon-Song der Marke "Alien 8" dazu. Nach einiger Zeit ging er dann dazu über, die Fans über die nächsten Stücke entscheiden zu lassen. Und mehr als einmal hieß es dann: "Wie geht das noch mal? Kann jemand für mich singen?" Niemand wollte, einer aber tanzte nur für Joey und hüpfte durch die ersten Reihen. Während dieser sich an "Sad Astronaut" versuchte und spontane Soli auf seiner Akustik-Klampfe schrubbelte. Zur Zugabe gab es dann auch noch "Linoleum" von NOFX - und jeder, der sich anfangs heimlich ein wenig ärgerte, dass er nicht beim exklusiven Unplugged-Konzert von Selig und den Sportfreunden Stillern war, die zeitgleich im Mandarin Casino auf dem Hamburger Kiez spielten, freute sich plötzlich über genau das. Denn ey, es war Joey Cape.

Surfempfehlung:
www.joeycape.com
www.myspace.com/joeycape
www.myspace.com/jonsnodgrass
www.myspace.com/chadrex

Text: -Mathias Frank-
Fotos: -Mathias Frank-
 

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