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23.06.2001
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Rock im Süden

Southside Open Air

Neuhausen ob Eck,
23.06.2001 / 24.06.2001

Southside Open Air
Ein hellblauer, wolkenloser Himmel, strahlender Sonnenschein und bestens gelaunte Festivalbesucher erwarteten einen, als man am Samstag in Neuhausen ob Eck, Nähe Bodensee, auf dem Gelände des diesjährigen Southside-Festivals einfuhr. Jeder Wagen, jedes Wohnmobil oder Motorrad wurde eigens auf einen Parkplatz eingewiesen, auf dem die PKWs in Reih und Glied aneinander standen und ihre Halter auf den Campingplatz entließen.

Die ultimative Gepäckkontrolle am Einlass gehörte ebenso wie das langwierige Anstehen um die heiß begehrten Armbändchen schon zur Routine eines geübten Festivalaners. Endlich auf dem Gelände des Campingplatzes angekommen, hieß es um einen adäquaten Platz für seine vier Wände zu suchen. Am Samstag war das schon fast nicht mehr möglich, da viele bereits Freitags angereist waren.

Ein erneutes Anstehen am eigentlichen Einlass zum Festivalgelände führte bei so manchen schon mal zu Schweißausbrüchen in der heißen Mittagssonne. Aber schließlich galt es soviel wie möglich mitzubekommen und Bands zu sehen. Den Anfang machten am ersten Festivaltag auf der Hauptbühne Suit Yourself und in der Zeltbühne Krezip. Weiter gings dann in praller Sonne mit Donots, Slut, Die Happy, The Weakerthans, The Hives und den Backyard Babies. Um 15 Uhr dann das erste größere Highlight: Fun Lovin' Criminals. Witzige Show und gute Laune wurden nur so versprüht bzw. unterstützt, weil die angereisten Leute sowieso schon bestens gestimmt waren. Mit Weezer waren die Creme de la Creme der modernen Alternative-Szene am Start, die dann mit Songs wie "Buddy Holly", "The Hash Pipe" oder "The Sweater Song" für ausgelassene Stimmung und tanzende Fans sorgten. Manu Chao verpasste dem Festival dann was von Carneval in Rio durch die südamerikanisch Bongo und Trommelmusik. Das einzige, was man aus den spanischen, französischen und englischen Liedern wirklich immer wieder mehr als deutlich heraushören konnte, war das unverwechselbare Wort "Marijuana". Jeder Song erzählte irgendetwas von dem blauen Dunst und wurde von den Besuchern auch gern als Anstoß für den ein oder andern selbstgebauten süßlichen Duft in der Menge genommen. Als Wheatus die Zeltbühne stürmten, war dieses zum Überlaufen gefüllt und trotz der Hitze wurden sie mit viel Begeisterung gefeiert. Tool wurden leider zu einer denkbar schlechten und frühen Zeit auf der Hauptbühne platziert, wodurch man auf die genialen Show- und Lichteffekte, verzichten musste, weil es noch taghell war. Auch den Jungs von Tool war das anzumerken, dass sie sich mehr als deplaziert fühlten. Jedoch retteten sie ihr Konzert durch die sagenhafte Live-Umsetzung ihrer Songs. Wer Tool aber schon mal live erleben durfte, in einer Halle oder einem späteren Zeitpunkt auf einem Festival, wird bestätigen, dass hier definitiv etwas gefehlt hat. Iggy Pop, der Alt-Punkrocker, kam gegen die Erwartung einiger Leute doch relativ gut an und machte eine Show, wie nur er sie machen kann. Faithless konnten ebenfalls gegen die Meinung zahlreicher Kritiker die Leute für sich gewinnen und waren weit über das Gelände hinaus hörbar. Placebo setzten mehr auf die ruhige Nummer und machten ihrem Namen als Headliner für den ersten Tag alle Ehre. Höhepunkt des Konzerts war wohl "Pure Morning", was aus tausenden Kehlen lauthals gesungen wurde und man sich wünschte, dass der Refrain nicht so schnell aufhören sollte. Nachdem man auch noch kurze Blicke zu OPM, Paradise Lost und Ash in die Zeltbühne geworfen hatte, konnte man sich nach Placebo getrost auf den Weg zum Zelt oder zum riesigen Partyzelt machen, in dem bis in die frühen Morgenstunden beste Musik zum Abfeiern aufgelegt wurde.

Am Sonntagmorgen erwartete den Besucher kein anderes Bild als schon am Tag zuvor: Sonne pur und höchste Temperaturen. Um 11 Uhr waren bereits Blackmail für die Hauptbühne angesagt, womit sie ein schweres Los hatten, weil viele doch noch in Ruhe frühstücken oder ausschlafen wollten... Bei Goldfinger waren bereits merklich mehr Leute vor der Bühne versammelt und die Kalifornier versprühten eine gehörige Portion Happy-Punk-Ska-Style. Nashville Pussy waren dagegen recht unsympathisch und wir zogen uns auf die Wiese zurück, um uns die Sonne auf die Bäuche scheinen zu lassen. Um halb drei nachmittags enterten Incubus die Hauptbühne und erstaunlicherweise waren sie nicht sehr vielen Besuchern bekannt, was zu einer recht gemütlichen dreiviertel Stunde bester Musik führte. Selbstredend fehlte "Drive" und "Pardon Me" nicht auf ihrer Setlist. Die Fans waren begeistert und die Jungs von Incubus ebenso. The Hellacopters waren dann nach dem Gig der überaus sympathischen und überzeugenden Kalifornier eher überflüssig bis wirklich schlecht. Die Wiese wurde erneut zum Zielpunkt zahlreicher Pilger zwischen Zelt, Hauptbühne und Freigelände. Das änderte sich abrupt, als sich die Hamburger Hip Hopper 5 Sterne Deluxe anmeldeten. Mit einer Bar auf der Bühne und viel Sonnenschein legten die Jungs los und zeigten als einzige HipHop-Band auf dem Southside, was in Deutschland geht. Alle ultimativen Hits der Fünf wurden gebracht und die Masse feierte mit ihnen was das Zeug hielt und die Kondition noch hergab. Direkt im Anschluss war K's Choice im Zelt zu bestaunen. Eine Klasse-Band, eine Klasse-Frau und ein Klasse-Liveset brachten die Fans ins Schwärmen und vor allem Schwitzen. Queens Of The Stone-Age machten sich derweil auf der Hauptbühne warm und begeisterten ihre Fans mit einer perfekten Umsetzung ihrer Songs. Thomas D. rüstete sich für seinen Auftritt in dem komplett gefüllten Zelt, was nur auf ihn wartete, den König des deutschen Sprechgesangs. Die Erwartungen der Fans wurden nicht enttäuscht und Thomas gab alles, was ein Stuttgarter nur geben kann. The Offspring legten mit viel Power los und rissen die Menge ohne Pardon mit sich. Bekannt für ihre sagenhaften und von Party dominierten Konzerten, enttäuschten sie niemanden. Stereo MC's, um die es jahrelang sehr ruhig gewesen ist, waren zurück im Geschäft und bewiesen das eindrucksvoll als Headliner auf der Zeltbühne. Dance und Party waren angesagt. Alles wartete nun auf die Headliner des diesjährigen Southside-Festivals: Die Toten Hosen! Prollsein vom Feinsten war angesagt und das nicht zu knapp. Jeder kam auf seine Kosten, sei es der Teenie, dem die Toten Hosen einfach bedeuten, "Punk" zu hören oder dem Alternativen, der sich an seine frühen Jugendjahre erinnert fühlte oder gar dem Motorradfahrer, der meilenweit gefahren ist, nur um seine Idole endlich mal live zu erleben. Alles in allem kann man als Resummee über das Festival sagen, dass es zu einen der best organisiertesten und am friedlich ablaufendsten Veranstaltungen dieser Art in diesem Land zählt. Das Rahmenprogramm war ok und die Ordner immer freundlich und hilfsbereit. Der wirklich einzige Nörgler geht an die Getränke- und Essenspreise: Horrend viel Geld musste man hinlegen, um einigermaßen durst- und hungerfrei die beiden Tage zu überstehen, aber ansonsten muss den Veranstaltern, den Ordnern und sonstigen Hilfskräften ein riesiges Lob ausgesprochen werden!

Bis zum nächsten Jahr, wenn es heißt: Southside Festival 2002!

Text: -Dani Meier-
Foto: -Pressefreigabe-
 

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