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05.11.2000
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Generationen / Dandies from the Down Underworld

Go-Betweens
JJ72

Köln, Prime Club
05.11.2000

JJ72
Als Treffen der Generationen könnte man sowohl das, was auf der Bühne passierte, als auch das Publikum beschreiben. JJ72 von der Insel gelten es als eine der großen Hoffnungen der Gitarren-Musik, die Go-Betweens sind ja längst schon Klassiker. So fand sich dann auch eher die jüngere Generation in den ersten Reihen wieder, als JJ72 die Bühne betraten. Daß die drei dann doch so jung sind, hat mich auch erstmal verblüfft, was aber keinesfalls ihrer Musik anzuhören ist. Nunja, vielleicht doch an der extrem hohen Stimmlage des Sängers und Gitarristen Mark - wollen wir mal hoffen, daß er mit zunehmen Alter diese schöne Stimme nicht verliert, denn es ist genau diese Stimme, die den Songs von JJ72 das gewisse Etwas mitgibt. Gute Gitarren-Songs kann fast jeder schreiben, aber es muß sich doch von den anderen unterscheiden. Und das schaffen JJ72. Bassfrau Hilary erinnerte mich übrigens an eine 14jährige Kim Gordon, wenn ich sie damals gekannt hätte. Doch nun zum Haupt-Act, den Dandies from the Down Underworld.

Go-Betweens
Mit dieser Verballhornung eines alten T-Rex-Titels muß mal auf den Umstand hingewiesen werden, daß Robert Foster nun wirklich einer der letzten australischen Dandies ist! (Die anderen Australier sind ja eher trinkfeste Raufbolde). Wie ein verwirrter Pfau stolzierte Robert über die Bühne, verteilte Wasserflaschen ans Publikum und erzählte sparsam arrangierte, knochentrockene Witzchen. Das paßte zur Musik. Aber der Reihe nach. "Ich glaube, wir werden einige Leute mit dieser Scheibe überraschen", hatte Grant McLennan noch anläßlich zur Promo Tour der Re-Union-Scheibe "The Friends Of Rachel Worth" gemeint. Nun, da werden sich die beiden Ur-Betweens wohl auch selbst irgendwie überrascht haben. Wer hätte denn gedacht, daß dieses Werk einschlägt wie eine Bombe, in der ganzen Musikpresse, im Spiegel und werweißnochwo abgefeiert wird und dann zu einer ausverkauften Tour führte? Irgendwie schien Grant und Robert dieser Erfolg auch nicht ganz geheuer zu sein. Grant versteckte sich gar hinter Sonnenbrille und Pudelmütze ohne Pudel. Irgendwie linkisch schrammelten sie sich durch fast alle Tracks von "Rachel" und viele alte Hits und Bonbons ("Baby Stones", "Apologies Accepted" und was immer das Publikum sonst noch hören wollte). Gerade das machte die Sache aber sympathsich. Die Go-Betweens haben sich vom Erfolg jedenfalls nicht zur Perfektion korrumpieren lassen! Als Grant dann schließlich auch zur elektrischen Gitarre griff, brach praktisch alles zusammen und es gab eine höchst "experimentelle Version" von "Going Blind" - wie Robert meinte. Das sah man den alten Heroen aber gerne nach, denn als Ausgleich für solch menschliche Mißgeschicke gab es auch viele lustige Höhepunkte, wie z.B. das kurzweilige Sing-A-Long zu "Surfin' Magazines". Bassistin Adele Pickvance und Drummer Matthias (von der Reeperbahn) hatten jedenfalls auch ihren Spaß - und das Publikum sowieso. Nach einer vergleichsweise knapp bemessenen Show mußten sich die Go-Betweens zu doch immerhin vier Zugaben nicht sonderlich motivieren lassen. Unterm Strich war es ein schöner Abend, weil hier keineswegs in Rührseligkeit und Vergangenheitsbewältigung gemacht wurde, sondern sich eine gute Band mit einem guten Programm gut verkaufte. Der Erfolg sei den Go-Betweens gegönnt.

Text: -Ullrich Maurer / David Bluhm-
Fotos: -Ullrich Maurer-
 

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