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24.11.2011
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Pizza, Bier und Skateboarding

Cerebral Ballzy

Hamburg, Hafenklang
24.11.2011

Cerebral Ballzy
Noch einen Tag vor dem Konzert im Hamburger Hafenklang erschien die "NME Cool List 2011" - die Liste mit den 50 coolsten Leuten im Musikbusiness. Auf Platz 3? Honor Titus, Frontmann und Sänger von Cerebral Ballzy. Nun lässt sich über die Aussagekraft einer solchen Liste, die auch noch ausgerechnet vom NME herausgegeben wird, natürlich streiten. Doch mit knapp 20 Jahren unter Leuten wie Jarvis Cocker, Noel Gallagher und Dave Grohl zu landen - das muss man auch erst mal schaffen. Erst recht wenn man der Sänger einer Hardcore-Punk-Band ist, die erst seit 2008 existiert und die gerade mal ein Album draußen hat, das sich vordergründig mit Pizza, Kotze und Bier beschäftigt. Andererseits - vielleicht ist genau das der Punkt.

"Come party with us. We're people of substance if you know what I mean", sagt Gitarrist Mason am Ende des Konzerts. Doch schon, als die fünf jungen New Yorker die Bühne betreten, ist relativ schnell klar, dass die Party im Backstage-Raum bereits begonnen hatte: Honor Titus ist so stoned, dass er kaum die Augen aufkriegt. Sein Hosenstall ist offen, hinten guckt sein Hintern aus der Hose raus. Selbst wenn er das wüsste - vermutlich wäre es ihm egal. Zum Glück sind dafür seine vier Mitstreiter trotz sichtbarem Alkoholpegel so auf Zack, dass die musikalische Darbietung nicht besonders darunter leiden muss. Und die hat es in sich, auch wenn sie technisch nicht immer ganz perfekt ist: "We came here to party", sagt Honor Titus und schon drischt die Band drauf los: "On The Run" ist das erste Stück und sofort bildet sich vor der Bühne des Hafenklang ein kleiner Moshpit.

Danach spielen Cerebral Ballzy in etwas mehr als einer halben Stunde ihr gesamtes Debütalbum "Cerebral Ballzy" runter - bei gerade mal 19 Minuten Spielzeit verteilt auf 12 Stücke ist das aber auch das Mindeste. Kurz vor Schluss des Sets hat Honor Titus noch einmal die Lacher auf seiner Seite. In den USA ist Thanksgiving und so sagt er: "Happy Thangsgiving! I don't know if you kids have school tomorrow. 'Cause this song is about not going to school." Was folgt ist natürlich die Single "Cutting Class". Die Ironie dabei - mindestens 50 Prozent des Publikums könnten Honor Titus' Mutter oder Vater sein. Und auch der Rest ist im Durchschnitt deutlich älter als die Band und muss am nächsten Tag garantiert nicht zur Schule. Daher wird mit der Band auch ganz ordentlich "party" gemacht: Sowohl Mason als auch Honor gesellen sich zu ihrem kleinen Hit "Insuffient Fare" gerne zum kleinen Moshpit vor der Bühne und tanzen ausgiebig mit - sofern es motorisch noch drin ist.

Eine kleine Überraschung hat die Band aber noch in petto: Eine kaum mehr kenntliche Cover-Version von "I Wanna Be Adored" von den Stone Roses. Als Honor Titus das Stück ankündigt, raunt eine junge Damne im Publikum "Die haben doch gar keine Ahnung" und gewissermaßen muss man sich schon wundern, wie Cerebral Ballzy mit ihren rund 19 Jahren ausgerechnet auf die Stone Roses kommen, die schließlich weit vor ihrer Zeit lagen.

Während dessen hat Honor Titus schwer mit seinem Astra zu kämpfen - und scheint den Kampf zu verlieren. Sein Gesicht verzieht sich, er scheint kurz vorm Kotzen - und spuckt erst einmal ausgiebig auf die Bühne. Das ist vielleicht nicht "NME Cool 2011", dafür aber fast schon wieder niedlich. Und letztlich das, was Cerebral Ballzy ausmacht: Bier, Pizza, Skateboarding, Party machen und Kotzen. Insofern: Mission erfüllt.

Surfempfehlung:
cerebralballzy.com
www.myspace.com/cerebralballzy
soundcloud.com/cerebralballzy
www.lastfm.de/music/Cerebral+Ballzy
en.wikipedia.org/wiki/Cerebral_Ballzy

Text: -Felix Maliers-
Foto: -Pressefreigabe-
 

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