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09.04.2014
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Clap Your Hands Say Yeah

Lucius
Rhonda

Köln, Gebäude 9
09.04.2014

Lucius
Zugebenermaßen wird im Titel dieser Story ja auf den falschen Bandnamen Bezug genommen. Es wurde indes beim Deutschland-Debüt der Indie-Pop-Band Lucius tatsächlich ungemein viel in die Hände geklatscht und "Yeah" gesagt. Das galt schon für den Support-Act, Rhonda aus Hamburg. Natürlich war das nur ein Zufall - aber dieser Support Act passte sehr gut zu dem, was dann folgen sollte.

Zwar haben Sängerin Milo und ihre Jungs noch keinen Tonträger am Start - klingen aber, als machten sie das, was sie tun schon seit Jahren. Es gab gut sortierten, lebensbejahenden Soul-Power-Soul-Pop-Soul allererster Güteklasse. Dass besagte Milo vorab bereits in anderen Bands Erfahrungen als Frontline-Rampensau gesammelt hatte, stellte sich dabei durchaus als Vorteil heraus, denn diese dominierte mit ihrer Mordsröhre das Geschehen souverän. Die Band dazu erwies sich als solide marschierende, heftig groovende Hitmaschine und so folgte ein potentieller Single-Hit dem nächsten. Denn das selbst fabrizierte Material ist äußerst geschickt nach genrerelevanten Gesichtspunkten aus der Musikhistorie zusammengeklaubt. Dafür, dass das dann dennoch nicht zu einer fahlen Retro-Veranstaltung geriet, sorgte die äußerst lebhafte Präsentation, die offensichtliche Spielfreude der Musikanten und auch das handwerkliche Können der Beteiligten - was bei einer Musikrichtung, bei der Zusammenspiel und Timing alles ist, ja nicht ganz unwichtig ist und unter anderem bis zum gekonnten Drumstick-Wirbeln reichte. Schön auch, dass Rhonda ein Metier bedienen, wie es hierzulande eigentlich doch ein wenig brach liegt. Jedenfalls empfahl sich die Band nachdrücklich als heißer Live-Act und machte durchaus auch neugierig auf das demnächst anstehende Debüt-Album.

Der dann folgende Umbau machte deutlich, dass es bei Lucius um nichts weniger als ausgezirkelte Perfektion gehen konnte. Das mag daran liegen, dass Jess Wolfe und Holly Laessig über den gemeinsamen Gesang zur Musik gekommen sind und heutzutage eine geradezu beängstigende Synchronität verbreiten. Nicht nur, was den Gesang angeht, der tatsächlich fast durchgängig klingt, als käme er von einer Person, sondern auch was das identische Bühnen-Outfit, die Frisur und teilweise auch die Choreografie betrifft. Das Setting war ganz auf die Frontfrauen zugeschnitten: In der Mitte der Bühne standen sich zwei Mini-Keyboards gegenüber (Lucius verzichten z.B. auf einen eigenen Bassisten), das Drumkit war dezentral auf beiden Seiten der Bühne verteilt (gleichwohl es hauptsächlich von Drummer Peter Molad bedient wurde - wenn auch ohne Bass-Drum) und des Weiteren standen überall Perkussions-Instrumente herum, denn bei Lucius geht es ziemlich rhythmisch zu - wobei wir dann wieder beim Händeklatschen wären.

Aus den USA waren bereits im Vorfeld begeisterte Konzertkritiken und diverse diesbezügliche Videos zu uns herübergeschwappt, die Lucius als heißen Live-Act empfahlen. Die Erwartungen des Publikums waren demzufolge recht hoch. Dennoch war der Zuspruch - vielleicht auch wegen des äußerst knapp der VÖ folgenden Tourplans, der ein Greifen von Hype- und Promo-Aktivitäten nur eingeschränkt zuließ - überschaubar. Lucius begannen gleich mit ihrer überzeugendsten Komposition, dem Abba-esquen Pop-Song "Tempest": Das machen neue US-Bands ja gerne - bei Live-Konzerten sozusagen mit der Tür ins Haus zu fallen - weswegen dann oft keine Steigerung mehr möglich ist. Zum Glück haben Lucius aber einige Songs im Gepäck, die dann ein zumindest ähnliches Level halten können. Was auffiel, war der Umstand, dass der auf der Scheibe durchaus noch vorhandene Folk-Faktor im Live-Kontext zugunsten eines druckvollen New Wave-Settings zurückgefahren erschien. Immerhin: Lucius kommen ja schließlich aus New York, wo die US-Variante dieses Genres ursprünglich mal losgetreten wurde. Und so gerieten dann z.B. Nummern wie "Hey Doreen" fast zu Rock-Songs. Nun ja: Disco-Rock-Songs jedenfalls. Mit Balladen haben es Lucius hingegen nicht so. Der Titeltrack des Debüt-Albums "Wildewoman" (der bei diesem Konzert einem Geburtstagskind aus dem Publikum gewidmet wurde) geht noch am Ehesten als solche durch.

Der Großteil der Show vollzog sich hingegen im emsigen Girl-Group-Power-Pop-Gemenge, wobei Jess und Holly zwischen den Keyboards und den Percussion-Instrumenten hin und her pendelten und das Publikum auch redlich zu animieren suchten - vor allen Dingen durch das mehrfach erwähnte Händeklatschen. Dabei legten die Damen eine professionelle Routine an den Tag, die zeigte, dass sie das alles nicht erst seit gestern machen, die aber auch für eine gewisse Distanz sorgte - zumal sie sich ja auch ziemlich artifiziell wirkende Bühnenpersonas ausgedacht haben. Indes war man durchaus um einen Kontakt zum Publikum interessiert und dass die Mädels auch anders können, zeigte sich überraschenderweise gerade im Zugabenblock; als nämlich die ganze Band mit akustischen Instrumenten ins Auditorium stiegen und dort (sozusagen auf Tuchfühlung mit den Fans) zwei Tracks unplugged zum Besten gaben. Hier zeigte sich dann sogar, dass Jess und Holly nicht nur unisono singen, sondern auch pfeifen können. Nach dem Konzert stellten sich beide dann (wie übrigens auch schon vor demselben) den Fans für Small-Talk, Autogramme und Fotos zur Verfügung. Insgesamt bestätigten Lucius durchaus den ihnen vorauseilenden Ruf als unterhaltsame, mitreißende Live-Truppe mit einer interessanten Mischung aus Volksnähe und professioneller Projektion. Allerdings: Etwas wirklich Neues haben die Mädels am Ende dann doch nicht erfunden, denn für das, was sie heute betreiben, haben die B-52's in den 80ern bereits den Grundstein gelegt.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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