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26.02.2016
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Body Language

Ida Gard

Köln, Die Wohngemeinschaft
26.02.2016

Ida Gard
Für alle, die es noch nicht wussten, erklärte Ida Gard beim Konzert in der Kölner Wohngemeinschaft noch ein Mal ausführlich, worum es bei dem neuen Album "Womb" (das natürlich an diesem Abend besonders favorisiert wurde) eigentlich ging: Als Songwriterin habe sie immer wieder mal versucht, sich in andere Personen hineinzuversetzen. Das Problem - so die smarte Dänin - sei dabei nur, dass man ja eben keine andere Person sein könne und insofern ab einem gewissen Punkt zwangsläufig zu spekulieren beginne (über ihren verstorbene Großvater, den sie nie kennenlernte, habe sie so notgedrungen etwa einen Haufen Lügen erfunden). Dann sei ihr - eher zufällig - das Buch "Populärmusik aus Vittula" des schwedischen Autors Mikael Niemi in die Hände gefallen - und sie habe eine Erleuchtung gehabt: "Was wäre denn, wenn ich eine andere Person in einem Buch wäre?", hat sie sich gefragt, "denn dann wüsste ich ja ganz genau, was mir als anderer Person passiert."

Und so präsentiert sich Ida dann auf "Womb" zum Beispiel also als kleiner Junge, tote Frau oder Maus oder andere Charaktere aus dem besungenen Buch. Und ganz nebenbei steht das Album zusätzlich auch noch ganz im Zeichen der weiblichen Anatomie. Der besungene "Womb" - die Gebärmutter auf Deutsch - zum Beispiel ist dabei als Metapher für den Mutterbauch zu sehen - auch, wenn sich das komisch anhört und schwierig auszusprechen sei, meinte Ida. Gleichwohl: Alles zu wissen braucht man auch nicht unbedingt. "Wenn ich euch sage, was 'Vittula' bedeutet, dann nehmt ihr den Song ja nachher nicht mehr ernst", meinte Ida etwa. Nun waren aber ihre Songs dann allerdings auch so ziemlich das Einzige, was Ida an diesem Abend selbst ernst nahm. Denn natürlich nutzte sie die Gelegenheit - wie schon bei ihrem letzten Besuch in der Kölner Wohngemeinschaft -, ihr unglaublich liebenswertes, komödiantisches Talent unter Beweis zu stellen. Von niemand lässt sich das Publikum so gerne verarschen, wie von Ida Gard. In der Tat wurde bei diesem Konzert dann auch mindestens genauso viel gelacht, wie geklatscht - ohne dass das irgendwie seltsam erschienen wäre. Und es galt dann auch hier wieder: Für gewöhnlich verlassen die Besucher eines Ida Gard-Konzertes dieses ein wenig glücklicher, als sie gekommen sind. Ida Gard hat jedenfalls die beneidenswerte Gabe, das Publikum charmant um den kleinen Finger zu wickeln - sei es, indem sie hochkomplexe Pfeif-Partituren mit diesem einstudiert, auf amüsante Art die Stories des Buches mit eigenen Ergänzungen verwebt, mäandernde Gäste anquatscht oder Anweisungen gibt, wie man sie über Instagramm mit Hashtags unterstützen könnte. (So wie das auch ihr Freund und Förderer Gregor Meyle tut, der einst dafür sorgte, dass Ida einem größeren Publikum bekannt wurde - Link s.u.)

Musik gab es natürlich auch an diesem Abend. Mal an der akustischen, mal an der elektrischen Gitarre, meist unterstützt von ihrer Partnerin, der Drummerin Anne Kirstine Winkler und zum Schluss sogar mit einer Kalimba (die sie eigens für diese Tour zu spielen gelernt hatte) präsentierte Ida natürlich vorwiegend das Material von "Womb". Dabei half es durchaus, dass die neuen Songs - auch auf der Scheibe - endlich mal so produziert worden sind, dass sie sich ungefähr so anhören, wie das auch bei Idas Konzerten der Fall ist. Der Wiedererkennungswert des Materials konnte natürlich so enorm gesteigert werden. Was im Fall von Ida allerdings nicht heißt, dass die Songs einfach so wiedergekäut werden. Das ging ja sowieso nicht, weil das Publikum das Duo immer wieder anfeuerte und herausforderte und somit einige wirklich memorable Live-Momente entstanden. Besonders zum Schluss hin gab es kein Halten mehr und der Track "The Heat" geriet dann - im Shout & Response-Verfahren - zu einem sprichwörtlichen Rausschmeißer, bevor es dann mit der letzten Zugabe "He Spoke To Me" auf der Kalimba noch mal besinnlich wurde. Abgerundet wurde das Set dann mit alten Hits wie z.B. "I Need A Break" vom letzten Album "Doors" und einer Coverversion der Beatles-Nummer "Help", die man so abgefahren auch erst mal hinbekommen musste. Kurzum: Mit dieser Show dürfte Ida Gard alle vorhandenen Fans restlos zufrieden gestellt und alle, die sie noch nicht gekannt hatten, zu neuen Fans gemacht haben.



Surfempfehlung:
idagardmusic.com
www.facebook.com/idagard
www.instagram.com/idagardmusic
twitter.com/idagard
www.kulturnews.de/ida-gard-live-2016/

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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