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28.03.2019
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Außer Atem

The Breath

Köln, Die Wohngemeinschaft
28.03.2019

The Breath
Dass Ríoghnach Connolly und Stuart McCallum ein ungleiches Paar sind, ist auf vielen Ebenen evident: Stuart ist von eher schmächtiger Statur, agiert unauffällig, ernsthaft konzentriert und in seiner Eigenschaft als gewesener Gitarrist des Cinematic Orchestras spezialisiert auf feinsinnige, virtuose musikalische Detailarbeit und symphonisch anmutende Klang-Szenarien. Ríoghnach als raumgreifendes menschliches Monument dominiert hingegen die Szenerie mit ihrem eigenwilligen Humor und dem dick aufgetragenen irischen Akzent nach Belieben, gibt die Richtung vor (also ob es "grumpy", "sentimental" oder einfach nur "cool" werden soll), dirigiert mit ihrer in die Hüfte gestützten Querflöte das Auditorium und kombiniert zwischen ihren freifließenden, allegorischen Lyrics absurde Situationskomik mit den zuweilen wunderlichen Hintergründen, die zu den gemeinsamen Songs führen. Soeben haben The Breath - so nennt sich das in Manchester residierende irisch/englische Duo - das zweite gemeinsame Album "Let The Cards Fall" auf Peter Gabriels Real World Label veröffentlicht. Unter anderem wohl auch deswegen, weil sich musikalisch in den Songs des Duos keinerlei Grenzen erkennen lassen.

Ríoghnach und Stuart sprengen mit Leichtigkeit jedwede Genre-Konzepte und hantieren (dank Stuarts virtuoser Fähigkeiten und musikalischen Detailwissens) leichtfüßig zwischen Folk, Jazz, Ambient, Klassik und Spurenweise auch Blues - allerdings stets mit einer gälisch/britischen Ausrichtung. Mit Americana-Sounds hat das Duo tatsächlich nichts am Hut. Und dann gibt es auch klanglich keine Grenzen, denn sowohl im Studio (wo das Duo ja noch von dem Keyboarder John Ellis und Drummer Luke Flowers unterstützt wird) wie auch auf der Bühne versteht es McCallum den Raum als Bestandteil des Sounddesigns mit einzubeziehen. Im Studio wird das Ganze durch symphonische Akzente erzielt und auf der Bühne - selbst in der überschaubar großen Wohngemeinschaft - gelingt ihm dieses durch eine Batterie von Effektgeräten, mit denen er seinen Gitarrenklängen endlose Hall- und Delayeffekte hinzufügte und gelegentlich - bei archetypischen Breath-Nummern wie "Antwerp" oder "Let It Calm You Down" - mit inspirierten Improvisationen begeisterte oder lupenreinen, virtuosen Jazz-Soli einstreute, während er zuvor rhythmische Passagen in den Sampler eingespielt hatte. Bei anderen Stücken - beispielsweise dem gleich zu Beginn gespielten "Hide Out" - stehen eher die melodischen Aspekte im Vordergrund. Ab und an streute Ríoghnach dazu Querflöten-Akzente bei - verließ sich aber im wesentlichen auf den glasklaren Klang ihrer Stimme. Das Ganze vermittelte dann den Eindruck einer improvisierten Jam-Session - obwohl das alles mit Sicherheit bis ins Kleinste durchstrukturiert war. Letztlich lag das an der spontanen Art, mit der Ríoghnach die Show steuerte und das Publikum mit einbezog - etwa indem sie die Geschichte hinter dem Track "Antwerpen" erläuterte. Darin geht es um eine Sage aus dem 15. Jahrhundert um einen Serienmörder namens Brabo, der angeblich die Hände seiner Opfer in die Scheldebucht geworfen habe ("(H)and werp"), an der Antwerpen nun mal liegt. "Ein Fluss, in dem abgeschnittene Hände schwimmen - das ist doch cool, oder?", meinte sie.

Musik, wie The Breath sie machen, kann aufgrund des meditativen Charakters schnell langweilig werden. Ríoghnach Connolly and Stuart McCallum vermieden diesen Eindruck jedoch mit Leichtigkeit, indem sie zum einen die Tracks nicht endlos auswalzten und zum anderen jeden Song in einer anderen Stimmung (s.o.: "grumpy", "sentimental" oder "cool") präsentierten. Auf eine Zugabe indes wurde dann bewusst verzichtet, denn man soll ja dann aufhören, wenn es am Schönsten ist.

Surfempfehlung:
thebreathmusic.com
www.facebook.com/thebreathband
www.youtube.com/watch?v=IDjuCSvw6Jg
www.youtube.com/watch?v=stBZnYTd3Gg

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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