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05.08.2019
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Little Girl Blue

Cat Clyde
Parking Lot Flowers

Düsseldorf, Zakk
05.08.2019

Cat Clyde
Also genau genommen ist die Kanadierin Cat Clydes natürlich kein kleines Mädchen und natürlich ist sie nicht dauernd traurig (obwohl sie meistens zumindest ernst dreinschaut) - aber der Titel dieser Story bot sich insofern an, als dass die kleine - sagen wir mal "Powerfrau" - sich auf der Bühne des Düsseldorfer Zakk-Cafés bei ihrem Debüt in der Landeshauptstadt mit bemerkenswerter, fast schon ans Sendungsbewusstsein grenzenden Inbrunst den Blues aus der Seele sang. Verwunderlich ist das alles nicht: Als Cat im jugendlichen Alter begann, zur Gitarre zu greifen und sich mit der Musik zu beschäftigen, stieß sie als Initialzündung ausgerechnet auf Leadbelly's "In The Pines" (seit dem legendären Nirvana Unplugged-Session auch bekannt als "Where Did You Sleep Last Night"). Diesen Song fand sie dann so faszinierend, dass sie sich der Erforschung des Blues widmete - um dann festzustellen, dass das die Art von Musik war, die ihr am ehesten geeignet erschien, sich kreativ auszudrücken - einfach deswegen (so sagt sie) - weil das die ehrlichste Art von Musik sei, hinter der man sich auch nicht verstecken könne.

Als Support Act war das aus Claudia Schlutus und Dominik Flüchter bestehende Kölner Duo Parking Lot Flowers gebucht worden. Musikalisch gab es da mit dem, was Cat Clyde macht, leider keinerlei Schnittstellen. Denn Parking Lot Flowers machen im Prinzip zwar songorientierte Pop-Musik mit R'n'B, Soul und Funk-Elementen, die einfach nach einem größeren Umfeld verlangt als jenem, was Dominik und Claudia da mit akustischer Gitarre und Sonderangebots-Keyboard bieten konnten. Will meinen: Die insbesondere auf die feinsinnigen Gesangsharmonien des Duos ausgerichteten Songs sind einfach nicht dafür geeignet, in einem asketischen Folk-Umfeld präsentiert zu werden. Das soll nicht heißen, dass da Hopfen und Malz verloren sind und auch nicht, dass Claudia und Dominik als Performer gescheitert wären - es stimmte hier einfach das Umfeld nicht. Das ist den Parking Lot Flowers offensichtlich auch klar: Auf der facebook-Page des Projektes sind insgesamt vier Musikanten zu sehen und Dominik meinte dann auch, dass man vorzugsweise als Band agiere.

Kommen wir also zu Cat Clyde. Trotz der dramatische Exposition als Blueserin ist Cat Clyde eigentlich keine reinrassige Blues-Musikerin, denn wie sie sowohl bei vorangegangenen Auftritten wie auch bei diesem und nicht zuletzt auf ihren brillanten LPs "Ivory Castanets" und dem gerade erschienenen "Hunters Trance" zeigt, ist der Blues hier nicht der stilistische Leitfaden (denn diesbezüglich hat Cat Clyde so einiges zu bieten), sondern eher die Grundhaltung, mit der Cat zu Werke geht. Aber: Auf der aktuellen Tour war Cat weder mit Band noch alleine unterwegs, sondern mit dem Gitarristen Pat Fockler - und der ist nun wahrlich ein wahrer Virtuose die legendäre Blue Note betreffend. Vollkommen ohne Pedale oder Effekte - und im Wesentlichen auch ohne sich ausdrücklich in den Vordergrund zu spielen oder gar auf den zurecht oft gescholtenen Blues-Rock zurückzugreifen - schaffte es Patrick mit seinem nuancierten, gelegentlich mit Slide-Einlagen akzentuierten Vortrag so ziemlich allen Songs eine solide bluesige Basis zu bieten; auch indem sein Gitarrenspiel mit dem von Cat Clyde eng verzahnt war. Hinzu kam dann, dass Cat neben ihren eigenen brillanten Kompositionen (die neben dem Blues durchaus zitierfähige Folk-, Country-, Rock-, Swing- und Ragtime-Elemente zu bieten haben) auch ausgesuchte originäre Songs in die Setlist einflocht - so etwa die eher obskure Jazz-Nummer "Night Owl" und den Klassiker "Spoonful". Wenn es um die eigenen Songs wie ging, so schienen Cat und Pat alles daran zu setzen, die eigentlich durch die LP-Produktionen vorgegebenen Songformate zu sprengen - etwa durch eine deutliche Veränderung des Tempos oder des Rhythmus. Das war dann Live-Musik, wie man sie sich als Konzertbesucher auch eigentlich wünscht. Hinzu kamen dann die gelegentlichen unerwarteten Energieausbrüche Cat's, die sich durch inbrünstigen Ganzkörpereinsatz und ein - angesichts von Cat's eher übersichtlicher physischer Statur - unerwartetes stimmliches Gesamtvolumen manifestierten. Und dann noch etwas: Ganze 20 Tracks standen auf der Setlist von Cat Clyde - und damit mehr als auf mancher Setlist arrivierter Stadien-Acts. Und Cat und Pat schafften es mühelos, jedem dieser 20 Tracks ein eigenes (zugegebenermaßen bluesiges) Mäntelchen zu verpassen, so dass am Ende keine Sekunde Langeweile oder Eintönigkeit herrschten. Kurzum: Mit den zur Verfügung stehenden, eher überschaubaren Mitteln, bot Cat Clyde hier eine perfekte Performance.

Surfempfehlung:
catclydemusic.com
www.facebook.com/catclyde
www.facebook.com/Parking-Lot-Flowers-459485831167075/

Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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