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17.10.2019
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Jenseits der Genre-Etiketten

Kirsten Ludwig

Wuppertal, Viertelbar
17.10.2019

Kirsten Ludwig
Kirsten Ludwig ist die etwas andere Singer/Songwriterin. In Zeiten, in denen gerade junge Künstler oft nicht mehr tun, als ohne Umwege aus dem eigenen Tagebuch gepflückte Texte mit rudimentären Gitarrenakkorden zu versetzen, fasziniert die Kanadierin mit dem deutsch anmutenden Namen mit Liedern, bei denen das kunstvoll ausstaffierte Soundgewand ebenso wichtig ist wie der Song an sich. Mit ihrer aktuellen EP "Wasted Time" ist sie dieser Tage in Deutschland und dem benachbarten Ausland unterwegs - und glänzt dabei als Performerin, die ein Herz für eine majestätische Dream-Folk-Ästhetik hat, sich aber trotzdem jenseits aller Genre-Etiketten am wohlsten fühlt.

Jeden Dienstag sind im Hinterzimmer der Wuppertaler Viertelbar Künstler aus aller Welt zu Gast, um bei "Hut und gut" ein kleines, aber feines Publikum zu begeistern. Kirsten Ludwig dagegen ist nicht nur musikalisch, sondern offenbar auch terminlich abseits der ausgetrampelten Pfade unterwegs und schaut einfach mal an einem Donnerstag im Luisenviertel vorbei, um gemeinsam mit ihrem Sidekick Layten Kramer und viel Understatement die versponnenen Klanglandschaften ihrer Songs kunstvoll allein mit zwei Stromgitarren und Stimme lebendig werden zu lassen.

Tatsächlich gelingt es den beiden gleich zu Beginn bei "Cinnamon" und "Borderline" trotz eines anfangs mehr schlecht als recht funktionierenden Verstärkers mühelos, eine ganz eigene, trotz der spartanischen Besetzung oft betont breitwandige, bisweilen geradezu cineastische Stimmung zu kreieren, in der die Lieder losgelöst von Raum, Zeit und Ort existieren - zumindest Ludwigs eigene. Ihr famoses Cover von Neil Youngs "Cowgirl In The Sand" hingegen hat sie nicht zuletzt ausgesucht, "um überall ein Stückchen Kanada dabeizuhaben". Dabei trifft sie die perfekte Balance zwischen einem respektvollen Umgang mit der legendären Vorlage und dem so wichtigen eigenen Touch. Das gilt auch für die anderen Stücke aus fremder Feder, die sie spielt.

Denn auch wenn sie nach drei Alben und einer EP eigentlich längst genug eigene Lieder hat, um einen siebzigminütigen Auftritt wie an diesem Abend zu füllen, blendet sie ihr Frühwerk zugunsten von Coverversionen weitestgehend aus. Immer wieder nutzt sie die Songs anderer, um die gedämpfte Stimmung ihrer eigenen Lieder aufzubrechen: Den The-Killers-Klassiker "When We Were Young" macht sie sich dabei genauso zu eigen wie gleich drei Lieder von Dawes: Nachdem sie bereits im regulären Set deren "If I Wanted Someone" und "Somewhere Along The Way" gesungen hatte, bestreitet sie die stürmisch geforderte Zugabe mit einer herzergreifenden Version von "All Your Favorite Bands".

Das Herzstück des Konzertes sind dennoch die Songs ihrer aktuellen "Wasted Time"-EP, deren Titel auf mit Kundenservice-Jobs verschwendete Zeit anspielt, und die Rückgriffe auf das vor Jahresfrist veröffentlichte Album "We Get It Now". Dabei mögen Beach House oder Volcano Choir in der Ferne leuchten, doch Ludwigs mit echten Emotionen gespickte Texte über die weniger schönen Seiten des Lebens sorgen dafür, dass man ihre Lieder nicht mit der eleganten Fahrstuhlmusik der genannten Vorbilder verwechselt. Vielmehr unterstreichen sie, dass die Künstlerin Kirsten Ludwig so ist wie ihre leisen, nur auf den ersten Blick unscheinbaren Songs: außergewöhnlich!

Surfempfehlung:
www.kirstenludwigmusic.com
www.facebook.com/kirstenludwigmusic

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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