Fenster schließen
 
06.02.2003
http://www.gaesteliste.de/konzerte/show.html?_nr=513
 
Space Oddity

Laika

Köln, Gebäude 9
06.02.2003

Laika
Da war also wieder die Band, von der Kollege Wohlfeld neulich nicht zu unrecht sagte, dass das Etikett "Postrock" deshalb hier falsch angebracht sei, weil sie auch richtige Songs im Programm haben. Wenngleich: Laika sind und waren immer schon anders und somit ist auch hier Vorsicht angeraten. Auch wenn Margaret Fiedler und Guy Fixsen meinen, eher zuviel Melodien zu haben als zu wenig: So richtig mitsingen kann man bei Laika nach wie vor nicht. Mit-Tanzen schon eher. Denn nach wie vor geht es bei dem momentan im Quartett fungierenden Outfit um Bewegungen aller Art - meist allerdings kinetischer Natur, denn außer Margarets nervösem Herumlaufen auf der Bühne und Guys rudernden Armbewegungen, mit denen er das Keyboard traktiert, passiert auf der Bühne schier gar nichts.

Der Anlass der Tour war ein relativ banaler: Es gibt eine aktuelle Laika-Kompilation namens "Lost In Space", die eine CD mit Lieblingstracks und eine mit Remixen und Rarities enthält. Gerade zweitere kommt dem sehr nahe, was Laika auch live machen. Denn hier wie da zählt vor allen Dingen eher das organische Miteinander, das Verweben von Soundstrukturen und die unbedingte Hingabe zu den verschiedenen Rhythmen, als etwa (wie beim Postrock) das selbstverliebte und autistische "Vor-sich-hin-daddeln". Gerade deshalb (und auch wegen Margarets empathischem Sprechgesang) wirken Laika niemals so monoton und leblos, wie das aufgrund des vorgegeben Konzepts mit vielen synthetischen Sounds und Samplerklängen eigentlich sein müsste. Es gab - wie auf der CD - eine Art Reise durch die Geschichte Laikas - von den Anfängen ("Coming Down Glass") bis zur letzten CD ("Shut Off / Curl Up"). Und auch eine ganze Reihe neuer Stücke gab es, wobei besonders das elegische "Waiting For The Sun" auffallen wollte, das aufgrund einer gewissen Folk-Ästhetik sicherlich mit zum melodischsten gehört, was Laika bislang auf die Beine gestellt haben. "My Name Is Mags And This Is My Firestick" steht auf Margarets Gitarre geschrieben. Und dennoch: Feuerstöße brachte sie hiermit nach wie vor nicht unters Volk. Eher schon schindete sie Eindruck dadurch, dass sie mit 10 Zentimeter hohen Plateausolen souverän das Wah Wah Pedal bediente und dem Instrument - von kurzen, energischen Sperrfeuern abgesehen, die noch am ehesten die Bezeichnung "Firestick" rechtfertigten - eher ungewöhnliche, ambientmäßige Sounds entlockte. Das tat gelegentlich auch Guy, aber oft gab es gar keine Gitarre und die beiden Keyboards (synchron an einen behutsam programmierten Sampler angeschlossen) boten die neben der rührigen aber betont coolen Rhythmusgruppe die einzigen Soundquellen. A propos Rhythmusgruppe: Drummer Lou Ciccotelli mochte zwar wie ein böser Schuljunge in die Ecke gedrängt da sitzen, wusste aber einmal mehr durch vielseitige und zunehmend komplexere Rhythmen zu überzeugen - und Bassist John Frenett wirkte einmal mehr wie der stoische Wikinger, der er dem Aussehen nach auch sein könnte.

Laika
Wie gesagt: Laika nerven weit weniger als viele andere Frickel-Combos. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Stücke alle relativ überschaubar sind und eben NICHT endlos zu Tode geritten werden. Neben einigen besonders gelungenen Höhepunkten ("Black Cat Bone", "Prairie Dog") waren es vor allen die neuen Tracks wie "Leaf By Leaf" und die besonders mitreißenden Zugaben - darunter der Klassiker "Red River", die das ganze Konzert angenehm kurzweilig (man könnte sogar sagen: Kurz) erscheinen ließen. Neben der Musik gab es dann kaum Unterhaltungsprogramm - das ist man von den eher introvertierten Musikanten ja auch gewohnt. Immerhin erfuhr man, dass Margaret kein Auto hat und keines will, vielleicht Interesse an einem Motorroller hätte und sich die Texte zu bestimmten Tracks nicht merken kann und deswegen vermutlich eine sehr schlechte Schauspielerin abgäbe. Mit dieser Show im (für Kölner Verhältnisse unter diesen Bedingungen) recht gut gefüllten Gebäude 9 bewiesen Laika, dass sie sich zwar nicht unbedingt weiterentwickelt haben (was ja auch nicht immer sein muss), aber das selbst vorgegebene Qualitätslevel mühelos halten können - und das machte dann zumindest mal neugierig auf die neue Scheibe.

Surfempfehlung:
www.laika.org

Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
 

Copyright © 2003 Gaesteliste.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Gaesteliste.de