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21.06.2003
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Highspeed Connection

Brendan Benson
Cat Sun Flower

Köln, Gebäude 9
21.06.2003

Brendan Benson
Redwinetunes heißt das Label von Cat Sun Flower, das gleichzeitig auch die perfekte Umschreibung ihrer Musik ist. Da das Gebäude 9 allerdings ganz und gar nicht Rotwein, sondern eher Korn und Sprite ist, legten die fünf gleich richtig los, als wollten sie alle Slow- bzw. Folkrock-Vergleiche von Beginn an abschütteln. Dass sie während des Auftritts dann allerdings doch einen Gang zurückschalteten und eine Reihe Songs spielten, die trotz der gedämpften Stimmung auf wundersame Weise sommerlich klangen, versteht sich von selbst. Und ganz zum Schluss gab's noch eine ziemlich psychedelische Version des Rolling-Stones-Klassikers "Play With Fire". Nicht so überragend wie Hope Sandovals Version des gleichen Songs, aber dennoch ein schöner Schlusspunkt für den Auftritt der Münchner.

Brendan Benson & The Wellfed Boys hatten danach sichtlich Spaß an ihrem eigenen Auftritt. Hatte es bei ihrer Tour im März noch so ausgesehen, als wären Brendan und Co. ziemlich unglücklich über den mageren Zuspruch, konnte sie bei diesem Auftritt - eingeschoben als Sandwich zwischen die Shows beim Hurricane und Southside - noch nicht einmal die ob der sommerlichen Temperaturen zusätzlich reduzierte Zuschauerzahl wurmen. Passend dazu präsentierte sich Brendan anders als beim letzten Konzert in Bochum auch nicht im Anzug und adrett frisiert, sondern mit Schlabberhemd und Wuschelkopf. Und auch die Akustikgitarren hatten die vier Herren aus Detroit, Michigan, dieses Mal zu Hause gelassen. So gab's Brendans Soloset (okay, mit gesanglicher Unterstützung von Percussionist/Keyboarder Christopher Plum) gleich zu Beginn und elektrisch - ein Beweis mehr dafür, dass Brendan den idealen Sound für seine Songs weiterhin sucht. Die reduzierte Instrumentierung ließ jedenfalls viel Platz für Improvisationen. So änderte Christopher bei "Sittin Pretty" kurzerhand den Text - und Brendan wäre beinahe vor Lachen aus den Schuhen gekippt. Überhaupt stand der Spaß ganz oben auf der Tagesordnung. Fast in jedem Song probierten Brendan und Co. neue Sachen aus - eine neue Textzeile hier, ein paar Gitarrenlicks dort - was vom Rest der Band stets mit einem breiten Grinsen quittiert wurde. Die Band (dieses Mal ohne zweiten Gitarristen) war für "Folk Singer" auf die Bühne gestürmt und ließ danach mit ihrem 1A-Power-Pop dem Publikum wenig Pausen zum Durchatmen. Eine unerwartete Pause gab es dagegen nach der Hälfte einer schwer punkrockenden Version von "No Dialtone", als Brendan ohne erkennbaren Grund den Song abbrach, um zu fragen, ob wir auch hören würden, dass sein Verstärker scheppert (wenn er's tat, dann den ganzen Abend und ganz sicher nicht nur bei diesem Song). Die Diskussion wurde ergebnislos vertagt und der Song nicht weniger laut zu Ende gebracht. Dass Brendan sich an diesem Abend selbst nicht so ganz ernst nahm, bewies auch die Ansage zu seiner Hymne "Metarie", dem Song, der in einer gerechten Welt wochenlang Nummer 1 der Charts wäre, so aber höchstens zum Kultstück taugt: "Wir spielen jetzt unsere Hitsingle" ließ der Amerikaner nämlich das Publikum wissen, nur um sich danach selber über diesen Spruch kaputtzulachen und kurz danach noch eine witzige Geschichte über ihren angeblich allerersten und deshalb ziemlich nervenaufreibenden Festivalauftritt überhaupt tags zuvor beim Southside-Festival anzuhängen.

Bei den Zugaben gab's dann auch noch den anderen heimlichen Hit "Good To Me" (die White-Stripes-Fans wissen, was wir meinen) und "Jetlag", das Brendan grinsend mit den Worten "Der Song ist ziemlich lang, aber ich denke, es lohnt sich zuzuhören" ankündigte. Das tat es, und auch wenn Brendan ohne Zweifel schon musikalisch perfektere Auftritte hingelegt hat - nicht nur die Musiker auf der Bühne hatten ohne jeden Zweifel ihren Spaß.

Surfempfehlung:
www.brendan-benson.com
www.catsunflower.com

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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