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15.11.2000
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Familienfest

Willard Grant Conspiracy
Mary Lorson / Chris Eckman

Köln, MTC
15.11.2000

Willard Grant Conspiracy
Dafür, daß dieser Abend sowas wie eine Familienfeier wurde, sorgte die Anwesenheit von Walkabouts-Boss Chris Eckman. Kurzfristig hatte dieser sich entschlossen, die Willard Grant Conspiracy auf ihrer ersten Tour "als Band" zu begleiten. Eckman ist einer der ersten Förderer der WGC und brachte diese bereits '98 anläßlich der Chris & Carla Tour als Support mit.

Chris Eckman
Eckman eröffnete denn auch die Show mit ein paar Stücken seiner Solo-Mail-Order CD "A Janela". Da dies sicherlich die einzige Möglichkeit gewesen sein wird, diese Songs auch einmal live zu erleben, war das schon eine gute Idee. Chris hatte sich - wie auch der Geiger der WGC ein neues digitales Effektgerät gekauft (Line 6), mit Hilfe dessen er unglaubliche Sounds aus seiner Akustig-Gitarre herauszauberte. Ansonsten überzeugte die Performance jedoch durch Ruhe und Ausgeglichenheit. Bei einem Track ließ sich Chris auch von der halben Tourband der WGC begleiten, zu der auch Ex-und-noch-Walkabouts-Drummerin Terry Moeller gehörte.

Mary Lorson
Danach gab's - ebenfalls ein Unikum - einen Solo-Act von Mary Lorson (Madder Rose, Saint Low). Nun ja - sofern man denn einen Vortrag mit Band als solchen betrachten kann - denn auch bei Mary's Act fanden sich über kurz oder lang Teile der WGC ein. Mary überzeugte durch einen zwar hyperaktiven, aber intensiven und emotionalen Vortrag der Songs ihres Saint Low Projektes. Es gab sogar Stimmen aus dem Publikum die meinten, diese Versionen überträfen gar noch jene auf der CD. Egal: Mary kommt jedenfalls ziemlich sympathisch und cool rüber - und ist somit eine ideale Ergänzung der WGC.

Frontman Robert Fisher war an diesem Abend zwar gesundheitlich angeschlagen, meisterte dennoch das ganze Programm mehr oder minder makellos. Wenn ihn denn mal die angefangene Lungenentzündung (deretwegen er bescheiden um Nichtrauchen in den vorderen Reihen bat) zu einem Hüsteln zwang, sprang Mary ein und setzte mit klangvollen Harmony Vocals Akzente. Ein witziger Umstand muß hier kurz erwähnt werden: Mary's Vocals kamen noch tiefer rüber als Fisher's Brummelbär-Baß. Vom Programm her gab sich die WGC erwartungsgemäß druckvoll. Fisher und Paul Austin hatten ja bereits seit längerer Zeit davon geträumt, mal mit "ganzer" Band auf Tour zu gehen (ansonsten rekrutierten sie immer gerade anwesende als Session-Drummer - so z.B. Chris Brokaw oder Walter Salas-Humara). Das wurde weidlich ausgenutzt. Einmal abgesehen von der unerklärlich schlappen Version des "Beautiful Songs" wurde mächtig auf's Gaspedal getreten. Zuweilen griff auch Mary noch zur Gitarre und als schließlich bei den Zugaben auch noch Chris Eckman dazukam, gab's richtig was auf den Wall of Sound. Allerdings - und das durfte niemand verwundern - ergingen sich die umgerechnet bis zu 7 Leute auch gerne in den gewohnt düsteren WGC-Elegien, die einem immer wieder Schauder über den Rücken laufen ließen. Vergleicht man diesen Event mit dem, was einem durchschnittlich so geboten wird, kommt man zu dem Schluß, daß dieses Konzert das seit langem beste Preis-Leistungsverhältnis für das Publikum ergab. "War nett, daß Du vorbeigeschaut hattest", meinte Robert nachher eher besinnlich, "wir wissen so was zu schätzen, bei der ganzen Konkurrenz draußen." Womit er sicher recht hatte - und so war dieses Konzert denn auch wieder mal weniger gut besucht, als dies dem Status der Band gerecht geworden wäre.

Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
 

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