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25.03.2004
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Cooles Leiden

Willard Grant Conspiracy

Bonn, Harmonie
25.03.2004

Willard Grant Conspiracy
Manche Konzerte stehen einfach unter einem schlechten Stern. Dieses war so eines. Zunächst einmal mischte die Willard Grant Conspiracy die Gemüter der Beschäftigten der Harmonie auf, indem sie unverschämterweise zu spät kamen. Und das, obwohl die komplette Mannschaft des WDR bereits Kamera bei Fuß stand, um die Regie zu proben (das Konzert wurde für die "Crossroads"-Reihe aufgezeichnet). Ts, ts. Das gab schon mal böses Blut. Als dann indes pünktlichst um 20 Uhr das Konzert begann, war davon natürlich nichts mehr zu verspüren. Man kann ja sagen was man will: Aber Robert Fisher ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen - was wohl daran liegt, dass er selber so eine Art lebender Ruhepol ist.

Auch dann nicht, wenn der Supergau passiert: Beim dritten Song fiel Simon Alpins Gitarre aus. "Jetzt könnt ihr mal sehen, wie man im bundesweiten Fernsehen stirbt", witzelte Robert zu den gerade mal 160 anwesenden Personen im Raum, um dann aber hinzuzufügen, "In der Aufzeichnung wird das nachher alles rausgeschnitten. Ihr könnt euch also glücklich schätzen, dabei gewesen zu sein, während es passierte." Währenddessen werkelte die Crew emsig aber ergebnislos an Simons Gitarre herum. Eigentlich gibt es ja nur wenig Möglichkeiten, was da kaputt gehen kann: Das Kabel, der Verstärker, das Effektgerät oder die Gitarre selber. Das aber herauszufinden dauert - besonders dann wenn ungeduldige Script-Girls und stoische Kameramänner bereits auf ihre Uhren schielen. "Ich spiele euch mal ein paar Songs, während die da rumfummeln", meinte Robert schließlich und überraschte seine Mannschaft mit ein paar "unplugged" Nummern vom Stile "Another Man Is Gone". Das waren dann ausgerechnet jene Stücke, die sich ganz besonders intensiv mit dem Thema Tod und Schmerzen auseinandersetzen. Aber was will man machen: Auf "Regard The End" geht's nun mal um Folk-Songs - und die beschäftigen sich halt nun mal um die dunklen Seiten des Daseins. Schließlich gelang es - unter tätiger Mithilfe der Kollegen von der Ivan Neville Band, die einen Verstärker zur Verfügung stellten - zumindest den Gitarrensound per se wieder herzustellen. Was bei dieser Show übrigens durchaus notwendig erschien, denn es wurde - für WGC-Verhältnisse - zuweilen durchaus recht ordentlich Gas gegeben. Z.B. natürlich auch bei "Soft Hand", dem heimlichen Hit des aktuellen WGC-Albums "Regard The End". "Das ist ein Pop-Song", kündigte Robert das Stück an, "das spielen wir jetzt quasi als Belohnung für die ganzen traurigen Lieder." Leider kam die WGC dann offensichtlich emotional doch nicht so ganz über das Handicap der ausgefallenen Gitarre hinweg: Im Vergleich zu anderen Shows geriet dieses Konzert dann in Passagen ein wenig hakelig - besonders dann, wenn Robert selber zur Gitarre griff. Das führte dazu, dass die Stimmung nicht so heimelig war, wie bei vielen anderen WGC-Shows.

Natürlich heißt das nicht, dass es eine wirklich schlechte Show wurde - dazu sind WGC einfach zu abgeklärt und charismatisch - aber bessere hat es mit Sicherheit auch schon gegeben. Musikalisch präsentierte sich die Band mit etwa der Attitüde, wie auch zur letzten Tour. Keyboarderin Yuko Murata sorgte wieder für exquisite Klangtupfer (z.B. bei "Massachussetts" - dieses mal aber mit der kompletten Band vorgetragen) und Geiger Josh Hillman passte mit seinem eher orchestralen Stil in dem Moment fast besser zum Gesamtsound, als ansonsten David Currys eher abstrakte Art der Klangbildhauerei. Ansonsten bleibt noch zu vermerken, dass sich das WDR-Team (immerhin vier Kamera-Crews) dieses Mal erstaunlich zurück hielt und dass die Bühne in ein gemütliches, wenngleich leicht anrüchiges, plüschiges Wohnzimmer verwandelt worden war. Zum Abschluss gab es dann noch "den traurigsten Song, den wir kennen", wie Robert es ausdrückte - den "Suffering Song". Der indes geriet - wohl aufgrund der leicht angespannten Gemengelage - dann etwas dynamischer als üblich, sodass man ihn beinahe als Rock-Song in Erinnerung behalten konnte. "Was soll's", meinte Robert nachher auf das Missgeschick angesprochen - und recht hatte er: Es hätte sicherlich Bands gegeben, die mit einer solchen Situation ungelenker umgegangen wären, als die Willard Grant Conspiracy.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-
 

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