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Konzert-Bericht
 
Ist dein Vadder Apotheker?

Evan Dando
John Kastner

Münster, Gleis 22/ Köln, Gebäude 9
26.02.2005/ 28.02.2005

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Evan Dando
Vorsicht ist geboten beim Besuch eines Evan Dando-Konzertes. Zu sehr haben sich die Erinnerungen an Shows wie den sturzbetrunkenen Auftritt in Brüssel Ende 2001 oder seine Aussetzer bei Gastspielen in Köln Anfang 2003 und in Haldern im Sommer des gleichen Jahres in den Köpfen seiner Fans festgesetzt. Doch auch ohne neues Album und mit einer potentiell unseligen Wiederbelebung der Lemonheads am Horizont war der Amerikaner auf seiner Deutschland-Tournee dieser Tage offensichtlich um Wiedergutmachung bemüht. Nicht nur, dass er bei den Auftritten in Münster und Köln fitter (und beteiligter) wirkte als seit vielen, vielen Jahren, auch die Tatsache, dass er für seine Verhältnisse ungewöhnlich lange auf der Bühne stand, schien diese Vermutung zu bestätigen.
Nachdem der frühere Doughboys-Sänger John Kastner das Publikum solo und elektrisch mit seinen eingängigen, aber unspektakulären Poppunk-Nummern vorgewärmt hatte, konnte Dando es in Münster kaum erwarten, endlich anzufangen, und legte mit "Being Around" schon los, als der Vorhang vor der Bühne noch gar nicht geöffnet war. "My Drugg Buddy" und "All My Life" gab's gleich hinterher, und die Weichen für ein rauschendes Fest waren so früh gestellt. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten spielte Dando Songs aus allen sieben Alben, angefangen beim mit ungläubigem Staunen aufgenommenen "Don't Tell Yourself It's OK" vom Lemonheads-Erstling "Hate Your Friends" über das ultra-selten gespielte "Mallo Cup" von "Lick" und "Stove" von "Lovey" bis hin zu "My Idea" von seinem Solowerk "Baby I'm Bored". Coverversionen gab es im Mainset überraschenderweise nur eine - "Shakin' Street" von MC5 - dafür aber zwei Dutzend Lemonheads-Songs in mitunter traumhaft guten Versionen. Die Meilenstein-LP "It's A Shame About Ray" gab's sogar fast in Gänze zu hören. Anders als bei früheren Konzerten hatte die Greatest Hits-Auswahl dieses Mal ob des unübersehbaren Engagements des Protagonisten nichts von einem abgehalfterten letzten Aufbäumen, sondern war eher die Zelebrierung der eigenen glorreichen Vergangenheit. Dem Publikum in Münster war das offensichtlich mehr als nur recht. Bei den Zugaben wurde es dann sogar noch besser: Zuerst bat Dando John Kastner mit auf die Bühne, um "Don't Cry No Tears" von Neil Young zu spielen und anschließend "I Wanna Destroy You" von den Soft Boys gemeinsam in ein Mikro zu bellen, und dann war es Zeit für das Wunschkonzert. Da erfüllte Dando doch wirklich den Wunsch eines holländischen Konzertbesuchers und spielte Wires "Mannequin" (interessante Wahl, wenn man mit einem Model verheiratet ist) und legte gleich mit "Outdoor Miner" (ebenfalls von Wire) nach. Damit schien der Höhepunkt der Glückseligkeit eigentlich schon erreicht, doch anstatt zusammenzupacken, ging's rasant weiter - mit "Another Girl, Another Planet"!!! Danach kam auch noch Gram Parsons zu seinem Recht (mit dem wunderbaren "$1000 Dollar Wedding"), und "Frank Mills" wurde gesucht. Nach weit über 90 Minuten hatte Dando sich dann eigentlich schon endgültig verabschiedet, doch das Publikum wollte noch mehr, und so kam der Meister nach einer langen, langen Pause ein weiteres Mal auf die Bühne, spielte "Hospital" und endete mit einer weiteren Rarität, dem herzergreifenden "Half The Time".
Zwei Tage später präsentierte sich Dando im gut gefüllten Gebäude 9 ähnlich ruhig und konzentriert. Noch wortkarger als in Münster, wo er immerhin noch sein Deutsch mit den Sätzen "Die Katze hat grüne Augen", "Wo geht's hier zum Spielplatz?" und "Ist dein Vadder Apotheker?" getestet hatte, begann er zwar mit den gleichen drei Nummern, spielte aber ansonsten ein deutlich anderes Set. So tauchten eine ganze Reihe Coverversionen - darunter die beiden grandiosen Big Star-Nummern "Blue Moon" und "Nighttime" - dieses Mal schon im Mainset auf, und anders als zwei Tage zuvor, als er es bei Metallicas "Fade To Black" und Blue Öyster Cults "Don't Fear The Reaper" nur zu einem kurzen Akkord-Medley gebracht hatte, spielte Dando letzteres Stück in Köln überraschenderweise komplett - inklusive des berüchtigten Solos! Der Auftritt im Gebäude 9 war zwar etwas kürzer als der unglaubliche 40-Song-Marathon in Münster, aber dennoch vollgepackt mit Hits und Hymnen: "Clang Bang Clang"? Na klar! "It's About Time?" Kein Problem! "Confetti"? Kein Konzert ohne! "If I Could Talk I'D Tell You"? Auch in Köln ein sicheres Highlight! Natürlich, bei einigen Songs vermisste man die Band schon ein wenig, aber im Vergleich zu früheren Konzerten spielte Dando dieses Mal zumindest keine Songs kaputt. Dankenswerterweise hatte er nämlich die Effektgeräte, mit denen er in der Vergangenheit selbst seiner Akustikgitarre mitunter wildes Feedbackgeheul entlockt hatte, für diese Tournee eingemottet - ein weiterer Beweise für die straighte Herangehensweise, die er dieses Mal an den Tag legte. Willkommen zurück auf dem Indierock-Olymp, Mister Dando!

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Surfempfehlung:
www.evandando.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
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