NACHGEHAKT BEI: CONVERGE
Vor dem Konzert in Bremen traf sich Gaesteliste.de mit Converge-Boss Jacob Bannon und sprach mit ihm über sein Label, seine Band, sein Soloprojekt und ein Erdnussbutter-Sandwich...
GL.de: Das neue Converge-Album wurde entgegen der letzten Platten ja nicht auf Equal Vision, sondern auf Epitaph veröffentlicht. Fühlt ihr euch zu Hause?
Bannon: Ja, sehr. Die Leute von Epitaph leisten sehr gute Arbeit. Sie sind "independent", aber dennoch etabliert. Sie wissen genau um das, was den Künstlern wichtig ist, geben dir die Unterstützung, die du heutzutage leider nicht mehr all zu oft bei kleineren Labels bekommst. Was Promotion und Presse angeht, machen sie einen verdammt guten Job. Für uns ist es eine Ehre, zwischen all den interessanten und vielen Bands und Künstlern aufgehoben zu sein, Nick Cave, The Locust, Sage Francis. Es ist wirklich toll.
GL.de: Und ihr habt nicht eine Sekunde daran gedacht, "You Fail Me" auf eurem eigenen Label zu veröffentlichen?
Bannon: Hmmm (denkt einige Sekunden nach), nein. Das wäre zu schwierig für uns gewesen. Death Wish ist ja lediglich ein kleines Label. Wir arbeiten gerade mal mit sieben Leuten dort. Wir hätten gar nicht die Kapazitäten dafür gehabt. Selbst finanziell wäre das gar nicht möglich gewesen, herzustellen, zu promoten. Nein. Wir möchten gleich fair zu all unseren Bands sein, möchten die Labelarbeit so gut machen, wie es irgendwie nur geht. Das wäre mit Converge schlecht möglich gewesen. Es ist gut, eine gewisse Distanz in diesen Dingen zu bewahren.
GL.de: Wie siehts mit deinem Soloprojekt Dear Lover aus?
Bannon: Nun, das ist ein wenig anders. Ich werde es wohl auf Death Wish veröffentlichen. Im Gegensatz zu Converge ist dies einfacher, weil es sich in einer komplett anderen Größenordnung abspielt. Es ist überschaubarer und vom Arbeitsaufwand wesentlicher leichter auf dem eigenen Label zu realisieren. Ich bin sicher, Epitaph hätten es auch gemacht, aber ich möchte dieses Album so eng wie möglich persönlich halten, wenn ihr versteht, was ich meine.
GL.de: Gibt's denn schon Pläne für ein VÖ-Datum?
Bannon: Ich hoffe, ich schaffe es im Sommer. Gerade habe ich zu viel zu tun, die Labelarbeit, die Artwork-Geschichten sowohl fürs Label als auch in anderen Bereichen, Converge etc. Ich habe bisher noch nicht die Zeit gefunden, das Mixen zu beenden. Aber ich hoffe, dass ich nach der Converge-Tour Zeit finden werde, mich wieder darauf zu konzentrieren und es abzuschließen.
GL.de: Was haben wir denn soundtechnisch zu erwarten?
Bannon: Nun, der Sound wird wenig mit dem von Converge gemein haben. Es ist minimalistischer, melancholischer, ein wenig episches Songwriting. Leute, die es bisher gehört haben, sagten so etwas wie traurige Musik, oder zogen Vergleiche zu den früheren Swan Sachen heran. Irgendwo zwischen Singer / Songwriter und elektronischer Musik. Ich denke minimalistisch / depressiv trifft es am besten.
GL.de: Entgegen dem ersten Converge-Album sind "Jane Doe" und "You Fail Me" ja wesentlich emotionaler und intensiver ausgefallen...
Bannon: Wir versuchen durch unsere Musik immer das auszudrücken, was uns gerade umgibt, ein Lifesound sozusagen. Und natürlich wollen wir in Bewegung bleiben, besser werden, uns weiterentwickeln. Daher haben wir auch bei dem letzten Album viel mehr Aspekte auf das Songwriting gesetzt.
GL.de: Eure Musik hat, und jetzt entschuldige, falls das ein wenig pathetisch klingt, immer authentisch, ehrlich gewirkt. "You Fail Me" wirkte zuerst sehr schwermütig, aber nach mehrmaligem Hinhören fiel auf, dass es eigentlich gar nicht so schwermütig ist...
Bannon: Nun ja, im Zuge der oft zu findenen Überproduziertheit gehen die wichtigsten Dinge verloren. Wir machen Musik, nicht nur um der Musikwillen, sondern benutzen es als eine Form des Ausdrucks. Es läuft so verdammt viel schief, du wirst zurückgeworfen, verletzt. Aber letztlich liegt es immer in deiner Hand, morgens aufzuwachen, diese Dinge selbst in die Hand zu nehmen, und dein Leben zu ändern. Converge ist für mich eine Art Ventil, die Frustrationen rauszulassen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Leben zu ändern, Sachen rauszulassen, nur haben leider die wenigsten Menschen ihr persönliches Ventil gefunden. Umgeworfen werden und immer wieder aufstehen, dir die Kraft holen, die andere dir genommen haben. Darum geht es hauptsächlich in "You Fail Me". Es ist, und da habt ihr vollkommen recht, ein dunkles Album, aber auch ein sehr Positives.
GL.de: Irgendwelche Pläne für die Zukunft?
Bannon: Wir haben mit unseren langjährigen Freunden von Cave In angefangen, ein Album aufzunehmen. Sozusagen als EINE große Band: Zwei Drumsets, drei Gitarren, zwei Bässe. Fünf Songs sind schon aufgenommen, nur ist es auch hier wieder schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Jeder hat so seine Projekte am laufen und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wann wir das Album zu Ende bringen werden. Klar ist aber, dass es nur als Projekt zu betrachten ist. Mehr nicht.
Die folgende Frage wollten wir nicht durch eine Übersetzung zerstören. Außerdem kann man sich die "Question Of The Week" (siehe Link unten) auch anhören.
GL.de: One last question: When you were a child, did your mother ever cut off the crust of your peanutbutter sandwich? [Jacob lacht. Andreas treibt es die Schamesröte ins Gesicht und den Spruch aus dem Mund: "Bad Question"]
Bannon: Did my mother ever cut off the crust of my peanutbutter sandwich? Yeah (Jacob lacht und klatscht in die Hände) Shit, do...do I have to answer that question?
GL.de: No.
Bannon: Then [lacht wieder] I'd like to leave it as a mystery.