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Konzert-Bericht
 
BigFreeOutdoorRawkShowExtravaganza

R.E.M.

Köln, Roncalliplatz
12.05.2001
R.E.M.
Es war eine Show, bei der man einfach Spaß haben musste, auch wenn die äußeren Umstände für einen Großteil des Publikums - laut Nachrichtenagentur Reuters 40.000, laut dpa 70.00, laut R.E.M.s Management 100.0000) vielleicht nicht gerade ideal waren.
Der Grund für beides war der Ort des Geschehens, der Roncalliplatz, an der Seite des kolossalen Kölner Doms. Das Wetter war wie gemacht für ein Open-Air-Konzert, sonnig, 22 Grad und abends eine leichte Brise und das Publikum war dementsprechend happy.

Die Bühne, die für dieses Freikonzert (oder wie das Band-Management meint: "BigFreeOutdoorRawkShowExtravaganza") in die Kölner Innenstadt gepflanzt worden war, hatte ebenfalls gigantische Ausmaße. Ich wüsste nicht, jemals eine so große Bühne für ein Ein-Tages/Eine-Band-Event gesehen zu haben. "Gegen Gewalt in Schulen" hieß das Motto des Abends, obwohl mir die Verbindung zu dem Konzert und R.E.M. nicht ganz klargeworden ist. Wie man es von der Schule her kennt, ging die Show Punkt 21.00 Uhr mit "The Great Beyond" los. Und schon jetzt machte sich bemerkbar, dass das Konzert für die knapp 10.000 Fans, die schon Stunden vorher an den Dom gekommen waren und sich so einen Platz auf dem Roncalliplatz selbst hatten sichern können, sicherlich eine genauso phantastische Erfahrung war wie für die offensichtlich gut gelaunte Band, so mancher andere, der weniger Glück bei der Platzwahl gehabt hatte, sah sich mit den üblichen Problemen überfüllter Freikonzerte konfrontiert: Der Sound war - zumindest bei den ersten Nummern - ziemlich miserabel, was äußerst schade war, denn "The Great Beyond" ist ein ausgezeichneter Song - wenn man ihn denn hören kann. "What's The Frequency Kenneth" folgte, und erst da fiel auf, dass es ja eigentlich ziemlich witzig ist, dass R.E.M. inzwischen auch einen Herrn namens Ken zu ihren Musikern zählen, auch wenn der Song ansonsten nichts mit ihm zu tun hat. Neben der bekanntlich zum Trio geschrumpften Band standen nämlich wie schon vor zwei Jahren und für das tolle neue Album "Reveal" auch dieses Mal wieder Beck-Drummer Joey Waronker, Minus-5-Kopf Scott McCaughey und eben Ken "Feuermelder" Stringfellow von den Posies mit auf der Bühne. Spätestens beim ersten neuen Song, "Reno", machte sich dann aber bemerkbar, dass doch einige vor allem wegen des schönen Wetters und dem Versprechen, auch die großen Hits zu hören zu bekommen, an den Dom gekommen waren. Wie man die Zukunft von Fortuna Köln und die Frage, wer als nächstes Bier holen geht, ausgerechnet bei einem genialen (und selten gespielten) Song wie "Cuyahoga" klären muss, noch dazu in einer Lautstärke, die fast die Musik übertönt, will mir ehrlich gesagt nicht in den Kopf. Gott sei Dank gibt es ja noch die Fernsehübertragung, um das Ganze noch einmal richtig genießen zu können!

Michael redete nicht sonderlich viel und wenn, dann meistens über das Publikum (Menschen auf den Balkonen des gegenüberliegenden Hotels, Menschen auf Laternen sitzend) oder das tolle Wetter. Immerhin hatte die Band auf ihrer kurzen Promo-Tour durch Europa in London, Mailand, Paris und Madrid stets auf Sonne spekuliert, aber nur Regen bekommen. Dass sich dies ausgerechnet in Deutschland änderte, war ebenso überraschend wie erfreulich.

Das nächste echte Highlight kam nach ungefähr einer halben Stunde mit "Find The River". Ohne Zweifel der beste Song des grandiosen "Automatic For The People"-Albums und außerdem der erste mit wirklich wunderschönem Harmoniegesang. Klasse! Den bisher größten Beifallssturm und einen überraschend enthusiastischen Singalong aber löste die neue Single "Imitations Of Life" aus, die man alleine von der Publikumsreaktion ausgehend auch für einen alten Klassiker hätte halten können. Dem Wetter zum Trotz spielten R.E.M. auch "I'll Take The Rain", und "At My Most Beautiful" war herzzerreißend schön wie immer. Wirklich durchdrehen durfte das Publikum dann natürlich bei "The One I Love", das wie alle alten Songs viel schneller gespielt wurde. "Das Leben ist jetzt schneller", hatten sie am Tag zuvor bei einem unfassbar langweiligen Chat mit äußerst flachen Fragen erklärt, "deshalb spielen wir die Songs jetzt auch schneller."

Neben "Find The River" war "Walk Unafraid" das zweite absolute Highlight der Show. Anders als die Studioversion scheint sich der Song live zu teilen, in den langsamen, dramatischen ersten Teil, bei dem Michaels Gesang nur von Scott und Ken an den Keyboards begleitet wird, und den zweiten und dann wesentlich schnelleren und lauteren Bandteil. Eine tolle Version! Danach griff Peter zur Mandoline - "Losing My Religion". Ein Song, der natürlich zum Mitsingen genauso einlud wie der letzte Song des eigentlichen Sets, "Man On The Moon".

R.E.M.
Zwei Zugaben gab es noch, bevor nach 95 Minuten Schluss war: Das immer wieder willkommene "South Central Rain" und natürlich "It's The End Of The World As We Know It" in der Ultraschnellversion.

Zum Schluss kann man noch anmerken, dass die Band inzwischen viel mehr als Einheit auftritt. Sah es auf der "Up"-Tour vor zwei Jahren noch manchmal so aus, als stünden dort Buck, Stipe und Mills plus Backingband auf der Bühne, schienen die drei Gäste dieses Mal - vielleicht auch, weil sie an den neuen Songs im Studio beteiligt waren - viel mehr integriert zu sein in das "R.E.M. Sextett".

Abgesehen von den Soundproblemen zu Beginn und einigen Spinnern im Publikum eine wirklich mitreißende Show. Ein paar Überraschungen bei der Setlist hätten sicherlich niemandem weh getan, aber trotzdem kann man sich nicht beschweren. Ein R.E.M.-Konzert mit "Find The River" kann kein schlechtes gewesen sein! Noch cooler wäre wohl nur ein Unplugged-Konzert IM Dom gewesen!

Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-


 
 

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