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We deserve it

Dean & Britta

Bonn, Klangstation
05.12.2007

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Dean & Britta
Da gibt es diese schöne Szene in dem Luna-Abschieds-Video "Tell Me Do You Miss Me", in der Dean Wareham seinen damaligen Bandkollegen aus einer Kritik vorliest, die im Wesentlichen besagt, dass seine Musik "immer angenehm" klänge, selten mal "Momente der Größe" aufblitzen lasse und dass "er es letztlich auch so wolle". Da kann sich selbst Dean selber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn welcher Musiker will schon immer angenehm (oder mittelmäßig) klingen und selten Momente der Größe aufblitzen lassen? Unter diesem ihm dauernd angehängten Nimbus der Mittelmäßigkeit (vielleicht eine Fehleinschätzung, die schlicht daher rührt, dass Luna nie der Erfolg beschieden war, der der Band angesichts ihrer musikalischen Qualitäten eigentlich zugestanden hätte) leidet Dean Wareham gewiss. Ach ja: Dean & Britta sind Dean Wareham und Britta Phillips von der ehemaligen New Yorker Indie-Band Luna - aber das setzen wir einfach mal als bekannt voraus, denn wer sonst als Luna-Fans sollte sich für einen solchen Artikel überhaupt interessieren?
Nicht einmal die fanden allerdings zu dem Konzert in der - zugegebenermaßen etwas vom Schuss liegenden - Bonner Klangstation. Und so kam es denn, dass hier Musiker mit 25 Jahren Berufserfahrung auf dem Buckel und einigen musikalischen Meriten obendrein, beim Verstärker-schleppen und Gitarren-verkabeln vor einem großteils leeren Auditorium beobachtet werden konnten. Nicht, dass sie das noch schrecken könnte - wie z.B. auch das eingangs erwähnte Video belegt. Und zum Glück war es nicht überall auf der Tour so desolat wie in Bonn: In Skandinavien, so berichtete Britta, sei man wohlwollend aufgenommen worden, die Schweiz sei auch ganz nett gewesen und in Ostdeutschland seien auch deutlich mehr Leute zu den Shows erschienen als hier im Westen. Auch, wenn man z.B. Halle zunächst nicht gefunden habe, weil man dem Navigationssystem nach Halle in Westfalen gefolgt sei, wie Tour-Keyboarder Ben Freeman erzählte, der sich auf diesem Trip auch noch den kleinen Finger an der Autotür einklemmte. Da kommt es natürlich zu Pass, dass Dean Wareham sowieso IMMER ein wenig den Eindruck erweckt, als sei er schlecht gelaunt oder vollkommen erschöpft. Das täuscht ein wenig und kommt davon, wenn man eben von Natur aus schon aussieht, wie ein Rockstar.
Aber kommen wir zur Musik: Dean & Britta hatten sich neben Ben noch Drummer Anthony LaMarca mitgebracht - einen Musikanten, der in sechs Bands gleichzeitig beschäftigt ist - und boten damit (rein nominell) so etwas wie eine Luna-Light-Variante. Das musste ihnen auch klar gewesen sein und so gab es die Maxime, das Luna-Material weitestgehend außen vor zu lassen. Stattdessen spielten sie Songs der beiden Dean & Britta-Alben "L'Avventura" und "Back Numbers", einige Galaxie 500-Nummern wie "Snowstorm" (das besonders Britta am Herzen lag, die es gar nicht erwarten konnte, die Nummer zu spielen) oder "Strange" sowie die üblichen, exquisiten Cover-Versionen. So hatten Dean & Britta einen Weihnachtssong von der Garagencombo The Wailers im Gepäck (der in Bonn allerdings gar nicht gegeben wurde) sowie einen Pop-Gospel-Nummer namens "Lay My Burden Down" des hierzulande noch eher unbekannten Songwriters Michael Holland und natürlich "Bonnie & Clyde" - hier im Zugabenblock gewohnt mitreißend, vollständig auf Französisch und - was Deans Soli betraf - sogar ausgesprochen inspiriert dargeboten.

Das galt auch für die Tracks im Mittelteil, als man sich technisch organisiert und den Sound im Griff hatte, der am Anfang noch ein wenig gewackelt hatte. Das ansonsten eher beschauliche "Knives From Bavaria" verselbständigte sich gegen Ende hin zur Rocknummer, "Ginger Snaps" schloss dort nahtlos an und bei "Night Nurse" flog sogar das von Ben zuvor noch empathisch bediente Q-Chord (die Neuauflage der elektronischen Zither Omnichord) vom Verstärker - überlebte letztlich aber. Überhaupt wurde es im Verlauf des Konzertes lauter, als im Vorfeld angedacht worden war - aber das war wohl auf eine Prise "Jetzt erst Recht"-Romantik zurückzuführen. Natürlich kann man unter Bedingungen wie den in Bonn herrschenden keine wirklich grandiosen Leistungen erwarten, aber dennoch zogen sich Dean & Britta mit Anstand und Würde aus der Affäre. Mal abgesehen davon, dass kein wirklicher Rapport mit dem Publikum zustande kam (dazu waren auch einfach zu wenige anwesend) und Dean technische Probleme mit dem Sound hatte und dauernd kniend an seinen Effekten herumwerkelte, war dies rein musikalisch ein durchaus lohnender Abend - einfach auch deshalb, weil das originell zusammengestellte Programm erkennbar mit Herzblut dargeboten wurde. Angesichts dessen, dass es sich Dean & Britta auch leichter hätten machen können - indem sie z.B. einfach als Duo aufgetreten wären -, hätte dieses Setting also durchaus auch etwas für die alten Luna Fans-geboten (denen die Dean & Britta Scheiben ja oft nicht konkret genug sind) - nur waren die ja leider zu Hause geblieben... Als nächstes werden Dean & Britta übrigens Musik für eine Reihe von Screen-Tests erstellen, die der selige Andy Warhol mit Celebrities wie z.B. Bob Dylan gemacht hatte. Das könnte (angesichts Deans unverholenem Faible für Velvet Underground) sehr interessant werden.

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Surfempfehlung:
www.deanandbritta.com
www.myspace.com/deanandbritta
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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