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It's A Girl Thing

Tegan And Sara
Northern State

Köln, Gloria
10.03.2008

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Tegan And Sara
Die Mädels haben ihr Publikum fest im Griff: Das ausverkaufte Gloria quoll bei der Show der kanadischen "Streifenhörnchen" (wie sie von Kollegen zuweilen hinter dem Rücken genannt werden) Tegan And Sara über mit ca. 90% jungen Mädchen, die sich wiederum zu ca. 90% ihren Idolen optisch angeglichen hatten. "Wir interessieren uns normalerweise nicht dafür, wie unser Publikum aussieht", meinte Sara Quin eingangs auch anerkennend, "aber ihr seht schon cool aus." Zunächst durfte das New Yorker Trio Northern State den stark von den Beastie Boys beeinflussten (und geförderten), elektronischen Party-Hip-Hop-Pop ihres neuen, dritten Albums "I Can I Keep This Pen I" vorstellen.
Die Mädels aus Long Island haben zwar das Genre nicht gerade erfunden, rannten bei diesem Publikum jedoch offene Türen ein (zum großen Teil wegen der offensiv zur Show getragenen Riot-Grrl-Attitüde). Sie machten ja auch nicht wirklich etwas falsch und sind auch mit ihrem Stil recht erfolgreich. So landeten sie einen Track im Soundtrack der TV-Serie "Grey's Anatomy". Gut gelaunt, ständig auch die Instrumente wechselnd (zu denen auch eine Gitarre gehörte) und mit ulkigen Tanzeinlagen legten Spero, Hesta Prynn und Sprout also die Basis für das Konzert von Tegan And Sara - mit denen sie gut befreundet sind.
Nicht, dass es hier wirklich eines Anheizers bedurft hätte: Köln ist sozusagen ein Heimspiel für die Zwillingsschwestern. Was Tegan noch einmal anhand der obligatorischen Dom-Besteigungs-Story deutlich machte. Hier verhaspelte sie sich in einer abenteuerlichen Argumentationskette, in der der Teufel, englisches Essen, alte Welt und neue Welt und der Dom in seiner einzigartigen, furchteinflößenden Faszination einen breiten, unterhaltsamen Raum einnahm. Die Schlussfolgerung war dann ungefähr folgende: Der Kölner Dom ist - nicht nur weil die umliegenden Gebäude kleiner sind - wirklich beeindruckend und deutsches Essen ist wahrscheinlich besser als englisches - auch wenn einem nach mehreren Wochen Tour in England vermutlich alles besser schmeckt, was man als Musiker vorgesetzt bekommt. Mit der Musik hatte das alles weniger zu tun - es gehört aber zum Rahmenprogramm einer Tegan And Sara-Show auch mit ein wenig Vaudeville unterhalten zu werden. So musste Sara ihre diesbezüglich ausschweifendere Schwester zuweilen zur Ordnung rufen. Zu dem Programm gehörte auch ein lustiges Spiel mit dem Publikum, mittels dessen die (ansonsten eher unauffällig im Hintergrund agierende) Band vorgestellt wurde. Musikalisch hingegen hatten sich Tegan und Sara einiges einfallen lassen. Bereits beim Interview hatte Sara ja schon erklärt, dass man nicht mit Samples arbeiten wolle, um die komplexen Sound-Konstrukte des aktuellen Albums "The Con" reproduzieren zu können. Stattdessen stand in der Mitte der Bühne ein Keyboard, das abwechselnd von Tegan, Sara und Bassist Shaun bedient wurde. Mittels diesem (und einem zweiten solchen Gerät, das im Hintergrund platziert war), gelang es, die eher poppigen Sounds der neuen Tracks elegant zu emulieren - ohne dass dabei zu sehr die Elektronik bemüht werden musste. Ganz im Gegenteil: Die ganze Show machte einen soliden, handgemachten Eindruck. Die Gefahr, dass heutzutage noch jemand auf die Idee käme, die Mädels als Folkies zu bezeichnen, ist dabei denkbar gering, denn bei mehr als einem Track gab es gleich drei elektrische Gitarren zu hören, die Tegan und Sara - ähnlich der neuerdings immer mehr im Vordergrund stehenden Gesangsharmonien - meist unisono bedienen. Nur einige Male wurden so die unterschiedlichen Klangfarben von akustischen und elektrischen Gitarren gegeneinander gesetzt. Das geht aber schon zu sehr ins Detail.

Wichtiger war, dass - wie Sara im Vorfeld meinte - die gutgelaunte Pop-Note des neuen Albums beleuchtet wurde (allerdings auf schön respektlose, punkige Weise) und vor allen, dass Tegan und Sara heutzutage sehr viel mehr zusammen musizieren, als das bislang der Fall war - die frühere "Ich"-Bezogenheit kommt eigentlich nur noch in einigen Ansagen zum Vorschein. Sara meinte ja, das läge daran, dass sich die Schwestern heute besser verstehen als früher - und das macht sich auf der Bühne positiv bemerkbar. Das kommt auch älteren Tracks vom Schlage "You Went Away", "Walking With A Ghost" oder "My Number" zu Gute, die - wenn das möglich ist - mit noch mehr Inbrunst vorgetragen wurden als bis dato. Und das, obwohl die Damen heutzutage doch ziemlich abgeklärt (aber nicht abgehoben) rüberkommen. Ein Wort noch zum Publikum: Hier waren echte Fans zu Gange. Statt Tegan And Sara (wie fast zu erwarten gewesen wäre) totzukreischen, herrschte gespannte Aufmerksamkeit, wobei die Zuschauerinnen an den Lippen ihrer Heldinnen hingen (was angesichts der allgemein vorherrschenden Textsicherheit natürlich nicht wirklich notwendig war). Von der großen Masse nach wie vor eher unbeachtet, haben es Tegan And Sara tatsächlich geschafft, sich innerhalb ihres Genres eine treue Fangemeinde heranzuzüchten, die Saras Traum - mit dieser zusammen in Würde als Musikerin alt werden zu können - in greifbare Nähe rücken lässt.

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Surfempfehlung:
www.teganandsara.com
www.myspace.com/teganandsara
www.tegan-and-sara.de
www.myspace.com/northernstate
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Tegan And Sara:
News
Interview
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Mehr über Northern State:
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