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Tanz der Rübentöchter

Katzenjammer

Köln, Studio 672/ Dortmund, FZW
22.09.2009/ 23.09.2009

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Katzenjammer
Es ist ja durchaus lobenswert, wenn sich Veranstalter für die von ihnen gebuchten Acts einsetzen und die Presse einladen, um diese aufzubauen. Im Falle von Katzenjammer wäre dies allerdings fast schon unnötig gewesen: Nicht nur wegen des falsch publizierten Einlasses standen schon eine Stunde vor demselben die Fans in Trauben um das ausverkaufte Studio 672 herum. Die vier Norwegerinnen haben mit ihrer einzigartigen Mixtur wohl genau den Nerv der Zeit getroffen und besetzen damit eine musikalische Nische, von der sich bislang wohl kaum jemand hätte träumen lassen, dass sie überhaupt existiert. Es gab energischen "Country Folk Polka Rockabilly Ragtime Swing"-Pop. Mit einer Prise Chanson. Und Blues. Und Punk. Und skandinavischer Folklore. Und Zirkusmusik. Und Zigeuner-Weisen.
Eigentlich wäre es fast einfacher aufzuzählen, welchen Musikstil die Damen NICHT verbraten hätten. Doch damit nicht genug: Nicht nur, dass die Mädels die musikalischen Genres wechselten wie andere Leute die Meinung - auch die zahlreichen Instrumente wurden untereinander ausgetauscht, als gäbe es kein Morgen mehr. Dazu gehörten: Bass-Balalaika, Banjo, Ukelele, Mandoline, Glockenspiel, Milchkanne, Trompete, Keyboard, Akkordeon - und noch so einiges mehr, das man in keiner Musikalienhandlung serienmäßig vorfinden wird. Dabei wurden obendrein die Positionen gewechselt, da auch alle vier Katzenjammerinnen stimmlich auf der ganzen Linie gefordert wurden - sei es in Form der wechselnden Lead-Vocals wie auch den ausgezeichneten, punktegenauen und erstaunlich gestaffelten Harmoniegesang betreffend. Dabei legten die Mädels ein immenses Maß an routinierter Professionalität an den Tag. Alleine das Auswechseln der Mikrofone, Umstöpseln der Instrumente und das Stimmen während die anderen Faxen machen, hätten Geringere in den Wahnsinn getrieben. Nun hat man ja gemeinhin als Konzertgänger eher die Wahl zwischen ausgelassenem Wahnsinn und cooler Routine - hier traf aber beides zusammen.
Die Show war zugegebenermaßen ganz schön wild, ausgelassen, ungezügelt und Over The Top - aber keineswegs chaotisch. Denn so schrammelig und punkig das alles auch dargeboten wird: Die vier Damen sind allesamt ausgezeichnete und versierte Musikerinnen. Vielleicht wirkten auch gerade deshalb alle stilistischen Schlenker so glaubwürdig. Man sollte ein Genre schließlich beherrschen, bevor man es parodiert (etwas, das viele Acts, die etwa Pop-Hits von einem in einen anderen bestimmten Stil verpflanzen, nicht so recht verstanden haben). Und Katzenjammer haben nicht nur einen lustigen Namen, sondern auch Humor: Absolut souverän verarschten sie das Publikum - aber auf eine so kumpelhafte Art, dass sich niemand darüber beklagen konnte. Dabei half, dass Gelegenheits-Drummerin Solveig ein paar Brocken Deutsch spricht, sich tierisch darüber freute, dass sie am Tag zuvor das Wort "affentittengeil" gelernt hatte und von "Sonja Rübentochter" erzählte oder Rübentorte"...

Das musikalische Programm bestand natürlich zum großen Teil aus den Songs ihres Debüt-Albums - des gar nicht mal so untreffend betitelten "Le Pop". Denn egal wie eklektisch die Songs auch sein mögen: Am Ende siegt meist ein mitreißender poppiger Refrain, den das tobende Publikum auch gerne mitsingt. Nicht nur beim inoffiziellen Hit "Bar In Amsterdam" - den man sich klugerweise bis zum Ende aufhob, wo die Stimmung eh auf dem Höhepunkt kochte. Es gab aber auch Songs, die nicht auf der CD sind - "...damit ihr die nächste CD auch kaufen müsst", wie die Damen meinten. Und: Obwohl die stilistische Bandbreite enorm ist - vom Folk-Punk a la "Amsterdam" über die Pop-Ballade "Virginia Clemm" bis zum Blues "Hey Ho On The Devil's Back" - kommt das alles daher wie aus einem Guss. Das ist Varieté vom Feinsten - besser kann man Live-Unterhaltung kaum darbieten. Und wurde schon erwähnt, dass das alles akustisch dargeboten wurde? Nein? Das war dann eigentlich auch nicht mehr überraschend. Nach etwas mehr als einer Stunde und einer Zugabe war dann Schluss. Für's erste - denn dass Katzenjammer wiederkommen und dann alle anwesenden Fans wieder hingehen werden, steht außer Frage.

Ein ähnliches Bild hat sich einen Tag später auch in Dortmund geboten - zwar war der Club des neuen FZW nicht ausverkauft, aber immerhin sehr gut gefüllt, die entsprechende Stimmung ist nach drei bis vier Songs endgültig aufgekommen und von da an hieß es auch hier: Vollgas! Allerdings auch mit ruhigen Elementen, bei denen vor allem der mehrstimmige Gesang mehr als nur überzeugen konnte. Und Solveig Heilo scheint ihre Deutsch-Kenntnisse schon weiter ausgebaut zu haben, denn Sätze und Bemerkungen wie "Ich finde euch alle geil!" oder "Hammergeil!" sind des Öfteren gefallen. Und ja, das war auch in Dortmund eine wahrlich hammergeile Show. Mehr davon!

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/katzenjammerne
www.katzenjammer.no
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer (K) / David Bluhm (DO)-

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