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Konzert-Bericht
 
Clowns & Professoren

Adam Green & Binki Shapiro
Kieran Leonard

Köln, Luxor
05.04.2013

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Adam Green & Binki Shapiro
Was hatte die Verantwortlichen bloß geritten, das Konzert von Adam Green & Binki Shapiro im Kölner Luxor anzusetzen, nachdem der Meister doch bereits mehrmals größere Venues in Köln erfolgreich gefüllt hatte? Jedenfalls platzte der Club aus allen Nähten, als um kurz vor acht zunächst mal Kieran Leonard die Bühne betrat. Leonard ist ein irischer Songwriter, der schon mal mit seiner Band namens Horses durch die Gegend zieht, hauptsächlich aber als klassischer Troubadour gesucht ist, der gerne als Support-Act gebucht wird. So auch in diesem Fall - und zwar so kurzfristig, dass er nicht mal mehr Hotels buchen konnte und somit auf dieser Tour als "Couch-Hopper" unterwegs war.
Als Songwriter aus Berufung schreibt Leonard über Themen aus seinem Leben - etwa von vegetarischen Vampiren, die sich als Imaginary Friends herausstellen, Mädels auf Mopeds oder auch politisch motivierte Tracks wie seine Single "Jerusalem". Daneben ist er ein Meister des Namedropping und poetischer Querverweise (in "Harold Pinter Is Dead" schafft er es, Pinter, Thoreau und Whitman glaubhaft in einem persönlichen Kontext zu bringen). Kann man alles machen und überzeugt auch restlos - nur hatte der wackere Footsoldier es schwer, sich gegen den aufgeregten Plapperschwall durchzusetzen, der sich spätestens dann breit gemacht hatte, als Adam Green und seine Band vom Essen zurückgekommen waren und von den Fans gesichtet wurden. Sei es drum: Leonard machte seine Sache ordentlich - auch wenn er insofern ins Fettnäpfchen trat, als dass er sich über die vor der Bühne sitzenden Fans lustig machte - weil er zunächst nicht mitbekam, dass es sich hierbei um Rollstuhlfahrer handelte.
Dann ging es gleich weiter im Programm und Adam Green und Binki Shapiro enterten die Bühne zusammen mit vier jungen Musikern, die für den notwendigen Drive sorgten, als die beiden zunächst mal ungerührt ihre Debüt-CD vorspielten. Besondere Erwartungen konnte man im Vorfeld eigentlich nicht gehabt haben, denn die betreffende, selbstbetitelte CD ist tatsächlich eine der selbsterklärendsten, rundesten Sachen der letzten Zeit. Es gibt hier - auf verschroben/versponnene Art - eine Sammlung von Songs über Charaktere, die die Fähigkeit, miteinander zu kommunizieren verloren haben. Kommunikation war dann auch erst mal nicht das große Thema. Adam ließ - wie er das angekündigt hatte - Binki Shapiro gesanglich weitestgehend den Vortritt und diese bemühte sich, den eigentlich recht knackig dargebotenen, aber im Wesentlichen nicht wirklich von den Konserven-Versionen abweichenden Songs des Albums gerecht zu werden. Das klappte mal mehr oder weniger gut (ein wenig schien die Gute immer neben der Spur zu liegen), machte aber dennoch Spaß, weil einfach das Material selbst sehr gut ist und sich die Band redlich mühte, das auch ansprechend und spielfreudig darzubieten. Adam schien sich in seiner Rolle als Sidekick zu gefallen und Binki gab die obercoole Ice-Queen.

Dann allerdings taute die Sache mächtig auf: Binki schnappte sich eine E-Gitarre und dann gab es einen Teil mit Songs aus Adam Greens reichhaltiger Solo-Karriere. So wurden Schmuckstückchen wie "Gemstones" (pun intended) oder "Friends Of Mine" geboten und dann begann Adam auch mit dem Publikum zu reden. "Ich verstehe Köln nicht", erklärte der Mann, der hier wohl so oft aufgetreten ist, wie in keiner anderen deutschen Stadt, "da ging ich also über die Straße und da kam dieser Bus und da stieg ein Clown heraus. Und dann noch einer und noch einer. Da wurde mir klar, dass ihr alle Clowns seid." Und dann erzählte er noch die Geschichte davon, dass sein Label-Promoter ihn mal in ein Restaurant geführt habe, in dem es Pferdefleisch zu essen gab. "Aha - Pferde-Esser seid ihr also auch noch" scherzte Green, "nun ja, ich auch - denn ich habe das Gericht bestellt." Zu den Songs legte Adam seine Gitarre beiseite und tanzte - wie gewohnt - Ausdruck in der Art des spastisch gelähmten Schwans. "Adam Green ist der Professor Of Dance", meinte Binki trocken hierzu - obwohl sie selbst sich eigentlich viel eleganter zu bewegen weiß. Und spätestens ab hier wurde klar, dass sie gar keine Ice-Queen ist - wohl aber so cool, dass da einfach kein Raum mehr für ironische Distanz bleibt. Dann aber folgte "Dance With Me" - und zwar als vollkommen ironiefreie Disco-Nummer und alle Dämme brachen, da Adam diesen Song ausgewählt hatte, seinem Hobby, dem Crowdsurfing nachzugehen. Und es darf bestätigt werden, dass der Mann damit den bisherigen Rekord von Colin Meloy von den Decemberists an gleicher Stelle brach und es bis zur Bar und zurück schaffte, ohne herunterzufallen.

Anschließend gab es als Dénouement noch einen zweiten Teil mit Adam & Binki-Songs, für den sich die beiden die eigentlich interessanteren Tracks aufgehoben hatten: "Don't Ask For More" etwa oder "Pity Love" und selbst das wunderliche "What's The Reward" schien in der Live-Version noch eine gewisse nachvollziehbare Logik zu gewinnen. Hier klappte es dann auch mit dem Gesang und dem Sound wesentlich besser. Schließlich endete das Konzert mit einer Art Medley, zu dessen Ausklang sich die Band dann noch mal in einem instrumentalen Overdrive verwirklichen konnte. Danach gab es noch einen Zugabenblock, in dem Adam und Binki auch ein paar Akustik-Nummern zum Besten gaben. Das reichte den Fans aber noch nicht, so dass sich Adam genötigt sah, noch ein Mal alleine herauszukommen und am Bühnenrand ein paar Unplugged-Nummen aus dem Antifolk-Programm vorzutragen. Und zwar zusammen mit dem Publikum, das etwa den Text von "Carolina" besser drauf zu haben schien, als der Meister selbst. Fazit: Obwohl das nun eigentlich eine Show ohne große Überraschungen war, fühlte man sich als Zuschauer am Ende bestens unterhalten und verließ das Konzert mutmaßlich mit einem besseren Gefühl als man es vorher gehabt hatte. Mehr kann man als Performer ja eigentlich nicht erreichen.

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Surfempfehlung:
www.adamandbinki.com
www.facebook.com/AdamGreenBinkiShapiro
www.kieranleonardmusic.co.uk
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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Mehr über Adam Green & Binki Shapiro:
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