Gegen Echosmith kann man nun haben was man will - eines muss zugestanden werden: Marketingtechnisch hat die Familie Sierota unter der Führung ihres Vaters Jeffrey David, der als Songwriter, Produzent und Manager die Geschicke seiner Sprösslinge lenkt, einfach alles richtig gemacht und alles im Griff. Bei uns etwa stellte sich das so dar, dass die Band erstmalig beim Hamburger Reeperbahn-Festival (unangekündigt) lanciert wurde und seither alle Chancen genutzt wurden, die Medienpräsenz, die in den USA durch entsprechendes YouTube- und TV-Marketing bereits in vollem Gange war, permanent zu steigern. Der entsprechende Single-Hit "Cool Kids" gelangte - auf welchem Wege auch immer - sogleich in die Dauerrotation des Formatradios. (Einer der Gründe mag wohl sein, dass die Band hier über jene Leute singt, aus denen sich ihr Publikum wohl hauptsächlich zusammensetzt, während sie selbst eher den Eindruck vermittelt mit dem sprichwörtlichen, musikalischen, goldenen Löffel im Mund geboren worden zu sein.)
Bei dem Konzert im Kölner Gloria präsentierten sich Sydney Sierota und ihre Brüder weniger als reine Musik-Band denn als Unterhaltungsprojekt. Die Show war von der ersten Sekunde bis zur letzten perfekt durchorganisiert und bot allerlei kurzweilige Performance-Gimmicks, die dann das (noch) überschaubare Repertoire der Band entsprechend aufwerteten. Die Setlist etwa enthielt neben dem Tracklisting auch Regieanweisungen wie "Pic", "Sing", "Dance", "Jump" oder "Phones". Als Band, die mit den sozialen Medien groß geworden sind, ist Echosmith der soziale Aspekt ihres Tuns durchaus bewusst: So wurde das Publikum immer wieder ins Geschehen eingebunden - etwa als Backdrop für Fotos, als Chor oder als Staffage für Video-Schnipsel. Immer wieder tapte Sydney während ihres eigenen Vortrages das Publikum bei dessen Aktivitäten. Dann wurden zwei Personen aus dem Publikum für eine Tanzeinlage bei dem Song "Come With Me" auf die Bühne geholt und im Foyer des Gloria stand eine Photowand, vor der sich die Fans fotografieren konnten und aufgefordert wurden, diese Fotos dann auch gleich zu posten. (Auch Alvarez Kelly forderten die Fans auf, Likes zu posten.) Damit noch nicht genug: Am Bühnenrand waren diverse Drums aufgebaut, auf denen Sydney und Bruder Noah zuweilen das Geschehen vorantrieben - wenn sie nicht wie die Derwische über die Bühne wedelten oder am vordersten Bühnenrand das Publikum anmachten. Dann gab es noch einen akustischen Bass und eine A-Cappella-Einlage, einen Sonnenschirm, den Sydney optisch durchaus attraktiv handhabte und beim Zugabentitel "Nothings Wrong" riesige Luftballons, die von der Bühne immer wieder ins Publikum zurückgespielt wurden.
Zwar haben Echosmith damit noch nicht die Grandezza einer Flaming Lips-Show erreicht - viel fehlt da aber nicht mehr. Und musikalisch bestätigte sich schließlich der Eindruck, der sich bereits auf der CD manifestierte: Es fällt doch arg schwer, die einzelnen Echosmith-Tracks auseinanderzuhalten, da sie sich immer wieder um dieselben musikalischen Ideen ranken. Das scheint auch der Band selbst aufgefallen zu sein, die demzufolge ihr Programm möglichst mit Eckpunkten versahen - so begann das Set etwas mit "Let's Love" - einem vergleichsweise lebhaften, "rockigen" Track und endete mit dem Hit "Cool Kids" in einer extended Live-Version. (Merkwürdigerweise war das Publikum an anderer Stelle aber lebhafter bei der Sache, als ausgerechnet bei diesem Hitsong.) All das war für das Publikum freilich eher nebensächlich wichtig: Echosmith schafften es schließlich, eine Connection von der Bühne her aufzubauen und den Eindruck zu vermitteln, dass Publikum und Band zusammengehören. Und auch das muss man Echosmith lassen: Das gelingt längst nicht jedem Act.