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Konzert-Bericht
 
Re-acquainted with the Blues

Steve Earle
The Mastersons

Köln, Die Kantine
10.11.2015

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Steve Earle
Über zehn Jahre lang hatte sich Altmeister Steve Earle nicht mehr in Köln blicken lassen, seine aktuelle Scheibe, "Terraplane", ist schon seit einigen Monaten auf dem Markt und zu allem Überfluss musste er an diesem Abend auch noch mit dem zielgruppenkompatiblen Bob Dylan im nahen Düsseldorf konkurrieren. Doch die Fans hatten ihn keineswegs vergessen, sondern feierten ihren Helden schließlich in einer atemberaubenden drei Stunden Show in der Kölner Kantine.
Das auch mit gutem Grund, denn mit der Veröffentlichung des Blues-Albums "Terraplane" hat Earle - nach der Trennung von Alison Moorer - nicht nur einen neuen Lebensabschnitt begonnen, sondern auch eine für ihn neue musikalische Richtung eingeschlagen und betonte ergo auch auf dieser Tour den Blues recht deutlich. Gleichwohl er treffend bemerkte, dass auf "Terraplane" ja nicht seine ersten Blues-Songs enthalten sind und er dementsprechende ältere Themen-Tracks wie "My Old Friend The Blues" oder "South Nashville Blues" liberal auf der Setlist verteilte. Angetreten war Earle zudem mit der aktuellen Inkarnation seiner Band The Dukes, die neben seinem langjährigen Drummer Will Rigby und dem Bassisten Kelly Looney vor allen Dingen das Folk-Ehepaar Chris Masterson und Eleanor Whitmore (zusammen The Mastersons) beinhaltet, das dann auch zunächst - vom Chef persönlich angesagt - das Support-Programm bestritt.

Die Mastersons kommen - wie Earle - aus Texas und baten auch gleich darum, ihnen das nicht nachzutragen. Ergo ist die Musik des Duos auch sehr bodenständig und natürlich ur-amerikanisch ausgerichtet. Die Mastersons spielten Songs ihrer beiden Alben "Birds Fly South" und "Good Luck Charme" (das übrigens selbst äußerlich einer Steve Earle-Scheibe ähnelt, was somit die musikalische Verbundenheit nochmals unterstreicht). Viel braucht das Duo dabei nicht, um glücklich zu sein: Masterson spielt eine virtuose Akustikgitarre, während Eleanor Whitmore des öfteren zur Geige greift und gelegentlich zu einer viersaitigen Tenor-Gitarre. Die Songs der Mastersons kommen musikalisch als klassischer Americana-Folk mit Country-Touch daher - gleichwohl sich die Stücke inhaltlich durchaus mit aktuellen Themen beschäftigen (dem digitalen Zeitalter etwa). Das ist natürlich alles nicht neu - aber immerhin doch so grandios dahinkomponiert und so virtuos inszeniert, dass es da - was die Qualität des Dargebotenen betrifft - schlicht nichts zu meckern gibt. Die Mastersons gefallen sich dabei allerdings als obercoole Performer, die - insbesondere emotional - so rein gar nichts aus der Bahn zu werfen vermag. Das wirkt zuweilen allerdings zu cool und gar ein wenig irritierend, denn so richtige Herzenswärme wird da nicht gerade vermittelt. Insbesondere Eleanor Whitmore verzog während des ganzen Vortrages zum Beispiel keinerlei Miene.

Das nachfolgende Set, bei dem die Mastersons dann als Multiinstrumentalisten wieder dabei waren - war grob in mehrere Teile aufgesplittet: Zunächst gab es einen eher akustisch ausgerichteten Teil, bei dem Masterson nur selten und Steve Earle gar nicht zur elektrischen Gitarre (dafür aber des öfteren zur Blues-Harp) griff, dann gab es einige reduzierte Folk- und Solo-Nummern. Es folgte ein ziemlich intensiver, elektrischer Blues-Teil, der zum Ende der Show allmählich in den von früheren Dukes-Inkarnationen gewohnten Schweinerock-Part überging. Gegen Ende der Show steigerte sich die Sache dann insofern noch ein Mal, als dass Earle hier einige unerwartete Coverversionen ("Hey Joe" und "Wild Thing") einbaute und im Zugabenteil noch seinen neuen Song "Mississippi, It's Time" einbaute. In diesem Song geht es darum, dass Mississippi als letzter der ehemaligen Südstaaten immer noch die alte Konföderierten-Kriegsflagge "Southern Cross" verwendet. Earle fordert: "Mississippi, don't you reckon its time that the flag came down?" Damit reiht sich diese Nummer als klassischer politischer Protestsong in die lange Abfolge diesbezüglicher, konkreter Earle-Statements ein. Mit solchen sparte Earle auch ansonsten nicht: Auf seinen Gitarren prangten Buttons des parteilosen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und schließlich gab er auch noch seinen Kommentar zum Klimawechsel ab. "Wir hatten gestern einen freien Tag und sind durch eure Stadt gelaufen", erzählte Earle, "im T-Shirt im November. Ich meine: Wir sind doch hier in Deutschland, oder? Da stimmt doch was nicht. In New York hatten wir letztes Jahr drei Hurricans. Das geht alles den Bach runter." Es folgte dann sein Song "Is That All You Got?" von dem Album "The Low Highway", der auch der Titeltrack zu der Fernsehserie "Treme" ist, in der Earle auch als Schauspieler aktiv ist. Es geht hier um das Thema Klimawandel - am Beispiel des New Orleans-Disasters.

Rein musikalisch war diese Show sehr viel abwechslungsreicher, als man das von früher gewohnt war. Das lag in diesem Fall nicht nur daran, dass die Mastersons mit ihrer Instrumentensammlung (und Earle mit seinen Mandolinen) viele Klangfarben ins Spiel brachten, die es früher bei Dukes-Konzerten nicht gab, sondern vor allen Dingen daran, dass - obwohl das Thema der Blues war - keiner der Herrschaften eigentlich ein Blues-Künstler ist. Insbesondere Masterson spielte alle Nummern im Prinzip eher countrylastig als bluesig. Das wurde auch dann besonders deutlich, wenn die Setlist-Stil-Hopping betrieb: Auf den irischen Folk von "The Galway Girl" folgte etwa Appalachen-Folk mit "Little Emperor" und klassischer Rock'n'Roll mit "Acquainted With The Wind" - aber alles mit Country-Touch verquickt. Selbst bei alten Earle Gassenhauer vom Schlage "Guitar Town" oder "Copperhead Road" twangte es noch ganz ordentlich. Und wenn Eleanor Masterson Earle gesanglich unterstützte - wie etwa bei dem für sie geschriebenen Duett "Baby's Just As Mean As Me", gab es eher einen klassischen Torch-Song-Touch als etwa typische Blue Notes. Erst als Steve Earle im letzten Drittel selbst zur E-Gitarre griff, wurde die Sache ein wenig rockiger und letztlich dann auch bluesiger. Als Songwriter hatte es der Meister mit seinen diesbezüglichen Kompositionen ja schon auf der Scheibe geschafft, dem Blues bemerkenswert viele Perspektiven abzugewinnen und als er dann zum Schluss "Tennessee Kid" und "King Of The Blues" im vollen Overdrive präsentierte, gab es auch im Publikum kein Halten mehr: So gut gelaunt und vielseitig bekommt man den Blues schließlich nicht allzuoft präsentiert. Insgesamt überzeugten Steve Earle und die Dukes mit dieser Show als die souveränen Americana-Meister, die sie nun mal sind. Der Blues zeigte dabei am Ende aber eigentlich nur eine der vielen Facetten, die Steve Earle als Gesamtkunsterk zu bieten hat.

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Surfempfehlung:
www.steveearle.com
www.facebook.com/SteveEarleMusic
www.themastersonsmusic.com
www.facebook.com/themastersons
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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