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Zwischen Sonne und Mond

Cat Power

Köln, Gloria
11.07.2016

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Cat Power
Ganze acht Jahre ist es her, dass Chan Marshall - alias Cat Power - die Domstadt mit einem Live-Auftritt beglückte. Und so war es denn nur teilweise überraschend, dass sich das Kölner Cat Power-Publikum dann auch ohne eigentlichen Anlass und immerhin vier Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Tonträgers "Sun" sozusagen vollständig und (das war dann das Überraschende) sogar um jugendlichen Zuwachs ergänzt im Gloria einfand. Der Nimbus der Indie-Ikone Chan Marshall hat über die Jahre offensichtlich nichts von seinem Glanz verloren. Die Frage war dann allerdings: Würde Chan es schaffen, das relativ große Publikum alleine und ohne irritierende Eskapaden in ihren Bann zu ziehen?
Kurz gesagt: Ja. Im Gloria herrschte eine fast liturgisch anmutende Aufmerksamkeit: Zu jeder Zeit hätte man hier die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Das lag weniger an dem Umstand, dass Chan einige neue, noch in Entstehung befindliche Songs mit Arbeitstiteln wie "Religion" oder "Church" im Angebot hatte, die sich (direkt oder indirekt) mit der Religion und deren Auswirkungen sowie ihren immens komplexen Beziehungsgeflechten beschäftigen, sondern daran, dass die Fans ihrer Ikone ehrfürchtig an den Lippen hingen. Dabei ging es dann zu, wie früher: Chan spielte eine Mischung aus alten Tracks, die indes (wie auch die Coverversionen a la "Satisfaction" oder "Naked") zuweilen radikal überarbeitet worden waren und einer Sammlung eher unfertig anmutenden Materials, das es vielleicht ein Mal auf kommende Veröffentlichungen schaffen wird - oder auch nicht. Dingfest ist da noch nichts: Chan erklärte jedenfalls nach der Show, dass es ihr bisher noch nicht gelungen sei, das neue Material in befriedigender Weise auf Konserve zu bannen.
Während des Konzertes konzentrierte sie sich ganz darauf, der in ihrem Kopf befindlichen musikalischen Landkarte zu folgen (die übrigens nur wenig mit den bereitliegenden Setlists zu tun hatte) und kommunizierte ergo so gut wie gar nicht mit dem Publikum - das ihr das aber gar nicht übel zu nehmen schien; jedenfalls blieben irritierende Zwischenrufe aus. Dafür bedankte sie sich dann mit dem knappen Statement: "Thank you for letting me be myself". Was sie damit meinte, war der Umstand, dass sie sich aufrichtig darüber freute, sich auf die Unterstützung ihres Stammpublikums verlassen zu können - egal, was sie denn nun gerade zu bieten habe. Das waren in dem Fall Treatments, die im Laufe der Jahre eine erkennbare Wandlung durchlaufen haben. Sie erklärt das so, dass sie durch das zum Teil abenteuerliche Verbiegen der den Songs zugrundeliegenden Riffs gar nicht so sehr nach einer neuen Perspektive für die Stücke gesucht habe, sondern vielmehr die Erfahrungen, die sie als Mensch im Laufe der zeit gemacht habe, in ihr Material einfließen habe lassen wollen. Vielleicht klangen deswegen die Stücke an diesem Abend besonders emotional, schlüssig und letztlich sogar auch kurzweilig - auch wenn Chan sich musikalisch und atmosphärisch eigentlich immer in ihren impressionistischen Blues-Gefilden bewegt. "Blues nennst du das?", fragt sie nach der Show erstaunt, "nun ja - ich würde mir ja wünschen, ich könnte etwas besser 'riffen' und rockiger spielen - mit Soli und so - aber ich kann es eben nicht." Das ist vielleicht auch besser so, denn auf diese Weise hat Chan Marshall einen zweifelsohne eigenen Stil kreiert, den es in dieser Ausrichtung eigentlich nur ein Mal gibt (wenngleich er durchaus als Vorbild für Scharen von Nachgeborenen herangezogen wird).

Auf den Song bezogen hilft das - wie angedeutet - nur in Ansätzen weiter. Die Fans waren jedenfalls überglücklich, wenn sich denn alte und neue Gassenhauer wie "I Don't Blame You", "The Greatest", "Willie Deadwilder", das überraschend druckvolle "369", "Maybe Not", "Sun" und am Ende auch "The Moon" nicht nur am Text, sondern auch an der Musik erkennen ließen. Die heutige Version von "The Moon" ist dabei fast wieder bei jener angekommen, mit der Chan vor 14 Jahren begann, mit diesem Stück zu arbeiten. Fast, so scheint es, dass Chan Marshall eine Art Bogen geschlagen hat, und persönlich und musikalisch verlässlicher zu sich selbst gefunden hat - jedenfalls gehörte diese Show erkennbar zu den solideren ihrer Laufbahn. Vielleicht auch deswegen, weil sie zwischenzeitlich akzeptiert hat, dass es eben um ein dauerndes Auf und Ab geht - im Leben, wie auch auf der Bühne. Nur eines wollte Chan Marshall an diesem Abend nicht: Dass Fotos von ihr gemacht werden - das sei dann einer neuen Scheibe vorbehalten. Dafür erklärte sie sich dann aber bereit, selbst ein paar Fotos zu machen - so wie früher, als sie in Prä-Instagramm-Zeiten ihre Umwelt mit einer Pocket Kamera dokumentierte...

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Chan Marshall-


 
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