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Halloween-Zebra-Blues

Anna Mitchell

Mülheim/Ruhr, Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe
31.10.2017

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Anna Mitchell
"Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute man in ein Wohnzimmer bekommen kann", meinte Anna Mitchell anlässlich ihres bis auf den letzten Platz gefüllten Hauskonzertes im Mülheimer Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe. Es ist aber mindestens genauso erstaunlich, welchen großartigen Sound die Irin mit ihrer ausgezeichneten Band im Rücken in diesem Setting entfachte.
Aber der Reihe nach: Anna Mitchell wird aufmerksamen Konzertgängern vor allen Dingen als Keyboarderin und Gesangspartnerin von John Blek in dessen Band John Blek & The Rats bekannt sein. Aber die Songwriterin aus Cork ist auch in eigener Regie unterwegs und präsentierte an diesem Abend zu ihrem Tourauftakt die Songs ihres zweiten, selbst betitelten Albums "Anna Mitchell", das erst in der nächsten Woche offiziell erscheint. Und dazu hatte sie dann auch ihre Band mitgebracht, mit der zusammen die Songs weiland auch in Cork eingespielt worden waren - ergänzt übrigens um John Blek daselbst, der sich aber an diesem Abend vollständig als Gitarrist und Harmoniesänger in den Dienst von Annas Songs stellte. Nachdem die Halloween-Show - unter anderem aufgrund der Trick Or Treat-Aktivitäten der Nachbarskinder - mit etwas Verspätung mit dem letzten Track des neuen Albums, "Come Home", begonnen hatte, ließen Anna und ihre Jungs das Publikum dann aber auch nicht mehr aus ihrem Bann. Angesichts dessen, dass die meisten der Zuhörer die meisten der neuen Songs offiziell ja noch gar nicht kennen konnten, herrschte eine angespannte Aufmerksamkeit im Auditorium. Mal abgesehen davon, dass das aufgrund des druckvollen, rockig/bluesigen Sound des Ensembles und Annas kräftig-voluminöser Gesangsstimme technisch ja gar nicht möglich gewesen wäre, hätte man ansonsten die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können - so aufmerksam hingen die Fans an den Lippen der Künstlerin.
Und da gab es ja auch so einiges zu hören: Die neuen Songs entstanden teilweise bei einem Aufenthalt Annas in Woodstock, New York, wo sie mit Simone Felice (und den Felice Brothers) das Album "From The Violent Banks Of The Kaaterskill" eingespielt hatte und weisen - unter dem Eindruck dieses Projektes - diverse amerikanische Einflüsse auf, ohne dass deswegen Annas irische Identität musikalisch Schaden genommen hätte. Auch singt Anna hier - anders als auf ihrer ersten LP "Down To The Bone" - nicht mehr ausschließlich über sich selbst, sondern verkörpert sozusagen eine Vielzahl interessanter Charaktere und präsentiert deren Stories in ihren Songs. Insgesamt führt dieses zu einem betont vielschichtigen, abwechslungsreichen Klangbild, in dem insbesondere die lockeren, bluesigen Grooves zum Tragen kommen, die Anna auf dem neuen Album ins Zentrum der Betrachtungen stellte. Aber auch klassische Torch-Songs, treibende Rock-Nummern, relaxte Country Balladen, Folk- und Folkpop-Andeutungen bis hin zu Southern Grooves belebten das Klangbild - sowohl der älteren Songs wie z.B. "When My Ship Comes In" oder "Fall Like That" wie natürlich auch die neuen Songs wie das bluesig rockende "Dog Tracks" oder die "Power Ballade", der Album-Opener "All These Things", der Anna musikalisch von einer ganz neuen Seite zeigte. Und dann waren da ja noch die Cover-Versionen: Ein sich orgiastisch steigerndes "I Put A Spell Of You" passte natürlich ganz gut zum Halloween-Thema des Abends - ebenso wie vielleicht das makellos inszenierte "White Rabbit", mit dem sich Anna Mitchell als Grace Slick-Fan outete (was aber bereits vorher mehrfach deutlich geworden war) und abschließend Fleetwood Macs "Dreams", das Anna als allerletzte Zugabe spielte - weil sie das Publikum nicht mit einem traurigen Song in die Nacht entlassen wollte.

"Verkleidet man sich hier eigentlich bei Halloween?", fragte Anna - weil zwei der Gäste mit entsprechenden Horror-Props aufgeschlagen waren. "Wir sind ja nicht besonders verkleidet", meinte Anna - fügte dann aber mit einem Blick auf ihren Bassisten Brian Hassett und den brillanten Gitarristen Alan Comerford hinzu: "Also wenn man mal von dem Hemden der Jungs absieht. Und ich bin dann vielleicht ein Zebra." Das ergänzte sie dann mit Blick auf ihre gestreifte Bluse. Es muss aber ganz deutlich attestiert werden, dass bei Anna Mitchell keineswegs die Verkleidung oder sonst irgendetwas, was von den Songs ablenken könnte, im Mittelpunkt steht - sondern diese selbst. Anna und die Band präsentieren ihr Material - auf handwerklich allerhöchstem Niveau - mit einer solchen Intensität und Hingabe, dass man sich als Zuhörer förmlich als Teil des Songs fühlt. Jedenfalls ist es ziemlich einfach (und lohnend) sich dem Flow von Anna Mitchells Stories und Melodien hinzugeben - auch ohne große Erklärungen und ohne wirklich jedes Wort verstehen zu müssen. Und das muss man als Songwriter(in) und Performer(in) ja schließlich auch erst mal hinbekommen. Sagen wir mal so: Wären die Fans, die zu solchen Hauskonzerten pilgern, nicht sowieso alle Musik-Junkies und Überzeugungstäter, so hätte Anna Mitchell mit dieser Show zweifelsohne eine große Menge neuer Fans gewinnen können. (Das hat sie vermutlich dann auch.) Was bleibt, ist der Eindruck eines - unter diesen Bedingungen - schlicht perfekt inszenierten, makellosen Konzertabends.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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