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Konzert-Bericht
 
Der wilde Singvogel

Steph Cameron

Solingen, Altes Stellwerk
13.01.2018

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Steph Cameron
Was ein Glück, dass der Beginn der diesjährigen Konzertsaison unter Regie des legendären Westentaschen-Impresario Guido Ocker stattfand. Noch mal kurz rekapituliert: Ocker ist ein rühriger Enthusiast, der munter amerikanische und kanadische Songwriter(innen) sammelt und sie dem hiesigen Publikum zugänglich macht. So finden sich immer wieder - in ihrer Heimat durchaus etablierte, aber bei uns noch vollkommen unbekannte - Vertreter ihrer Zunft auf unseren Bühnen (oft eben im Solinger Stellwerk), die hier ihr Deutschland-Debüt feiern. So auch Steph Cameron aus Saskatoon in der kanadischen Provinz Saskatchewan.
Sasketchewan - wie auch die benachbarte Provinz Alberta - sind die ländlichen, dünn besiedelten Provinzen des riesigen Landes - und dort leben dann Leute, die sich eben nicht für eine der beiden Küsten Kanadas entschieden haben. Kurzum: Dort leben die Landeier Kanadas. Steph reichte dies nicht: Sie verbrachte ihre musikalische Laufbahn als unstete Straßenmusikerin und reiste gar als Hobo durch die Lande. Hobos - so Guido - sind diejenigen, die auf langsam fahrende Züge aufspringen und so die riesigen Entfernungen in ihrer Heimat überbrücken. Obwohl: Im Falle von Steph könne es sogar sein, dass sie auf mit Vollgas fahrende Züge aufgesprungen sei, denn die Kanadierin ist als Performerin eine energiegeladene, sanguine Erscheinung, die ihr Material nicht nur mit bemerkenswerter Energie, sondern sogar mit einer gewissen Rastlosigkeit vorträgt.
Dabei trägt Steph ihr Herz auf dem Ärmel und erzählt in ihren Songs von den Erlebnissen auf ihren Reisen. Welche Art von Singvogel Steph dabei ist, ließ Guido zunächst offen - es könnte aber einer jener Krähenart sein, die Stephs zwar lieben, aber nicht besonders klugen Retrieverhund Shelby zu ärgern pflegen. Musikalisch machte Steph dann recht schnell deutlich, welche Art von Singvogel sie ist, denn sie schreibt drei Arten von Songs: eher melancholische Folksongs, treibende Blues-Songs und - zuletzt verstärkt - gut gelaunte Country-Songs. Warum? Weil das die Genres sind, die sich am Besten zum Geschichten-Erzählen eignen. Und eine Geschichtenerzählerin ist Steph Cameron par excellence. Dazu gehört, dass sie ihre Songs mit farbenfrohen Charakteren und Details anreichert, die es dem Zuhörer einfach machen, sich in Stephs Welt zurecht zu finden. Und diese bestand zuweilen aus ungewöhnlichen Szenarien. Eine Zeitlang lebte sie nämlich auf Vancouver Island in der Wildnis und später in einem eher zwielichtigen, ärmlichen Bezirk Vancouvers - in dem sie aber die Typen fand, die nun ihre Songs bevölkern. Kurz gesagt: Ihre erste LP "Sad Eyed Lonesome Lady" beschreibt die Hobo-Abenteuer und die Zeit auf Vancouver Island (wo sie in einer illegal errichteten Blechcontainer lebte, der - zusammen mit Hund Shelby auf dem Cover abgebildet ist) und die zweite LP "Daybreak Over Jackson Street" ist dann sozusagen in Vancouver angesiedelt, wo sich die besagte "Jackson Street" befindet und wo sie z.B. Charaktere wie "Richard" fand - Leute, wie jedermann, die halt auf der dunklen Seite des Lebens angesiedelt sind. Im Live-Vortrag gefiel dann Stephs wirklich angenehme, butterweiche Gesangsstimme und ihr fingerfertiges Fingerpicking, das zuweilen - insbesondere bei den melodischeren Folk-Songs wie "Ellis Pine" (dem ersten Song, den sie geschrieben hat) oder "That's What Love Is" besonders ins Gewicht fällt. Nicht, dass hier irgendwelche Räder neu erfunden worden wären und auch als Lyrikerin kocht Steph Cameron nur mit Wasser - aber als Storytellerin reicht ihr so schnell niemand das Wasser.

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Surfempfehlung:
stephcameron.com
www.facebook.com/stephcameronmusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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