Schon mit ihrem herrlich wilden selbstbetitelten Erstling aus dem Jahre 2015 hatten die vier Briten aufhorchen lassen, bevor sie letztes Jahr mit dem Nachfolger "Grow Up" durch ein spürbares, aber nicht gewaltsames Update das Tor zum Mainstream weit aufstießen und sich auf der vor wenigen Wochen veröffentlichten EP "You Get Used To It" einige Experimente erlaubten, ohne sich und ihrem raffinierten Sound zwischen Vergangenheit und Zeitgeist untreu zu werden. Auch bei ihrem famosen Auftritt in Münster ist schnell klar: Die wissen, wie's geht!
Desperate Journalist begeistern im Gleis 22 auf der mit Lichterketten simpel, aber effektvoll geschmückten Bühne mit den gleichen Tugenden (und teils sogar mit den exakt gleichen Bühnenoutfits) wie schon vor Jahresfrist: Ohne große Worte zwischen ihren dunkel funkelnden Liedern kommunizieren sie allein durch ihre Songs mit dem Publikum. Dabei zieht die aufregend-virtuose Jo Bevan mit dem um den Hals gelegten roten Mikrokabel alle Aufmerksamkeit auf sich, doch es sind erst die effektbeladenen Klangwände von Rob Hardy an der Rickenbacker-Gitarre und Simon Drowner am Grummel-Bass, die zusammen mit Caz Helberts New Order-Drumming die grüblerisch-dunklen Texte Bevans richtig zum Leben erwecken.
Mit bemerkenswerter Leichtigkeit, großer Leidenschaft und imposanter Entschlossenheit vereinen die vier Musiker in Songs wie dem aufbrausenden "Hollow" die poetische Intimität der Texte und die Wucht der Band-Performance, wenngleich sie an diesem Abend auch punkten können, wenn sie mal den Fuß vom Gas nehmen und den Wumms des Erstlings durch fesselnde Laut-und-leise-Dynamik und packende Stop-und-go-Passagen ersetzen oder manchmal sogar ordentlich Pop-Appeal durchscheinen lassen, etwa, wenn die aktuelle Single "It Gets Better" mit unverhohlenen The Smiths-Anleihen glänzt. Kurz vor Ende wird es dann bei "Radiating" ohne Bass und Schlagzeug sogar für einen kurzen Moment mal ganz klassisch herzergreifend-balladesk.