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Kreuz und quer

Sister Speak

Köln, Die Lichtung
24.07.2018

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Sister Speak
In der Kölner Lichtung gibt es kein Hitzefrei! Und so kam es, dass Sherri Anne (deren Nachnamen sie offiziell für ihre Aktivitäten als Hockey-Spielerin reserviert hat) alias Sister Speak an einem dieser unsinnig heißen Sommertage im Cafè der Lichtung stand und anregte, die Pause zwischen ihren Sets zur Wasserpause zu erklären. Aber um diesen Wortwitz nicht ungenutzt verstreichen zu lassen: Nicht nur wettertechnisch, sondern auch musikalisch ging es in der Lichtung ziemlich heiß her.
Sherri Anne ist das, was man sich unter einer modernen Troubadourin vorstellt: Ursprünglich stammt die Songwriterin aus Victoria in der kanadischen Provinz British Columbia. Doch heutzutage residiert sie in den USA. Zur Zeit in Los Angeles - aber auch in San Diego, Chicago und New York hatte sie schon ihre Zelte aufgeschlagen. Und so finden sich in ihrer bemerkenswerten Songsammlung dann auch diverse musikalische Städteprortraits wie etwa "New York Sunrise" oder "Chicago Dream" und natürlich wird auch L.A. irgendwann diesbezüglich bedacht. Der Rest des Materials handelt dann von den üblichen zwischenmenschlichen Beziehungen, denen jemand, der so viel rumkommt wie sie, eben nun mal ausgesetzt ist und dann durchaus auch vom Rumkommen selbst - denn beim Reisen in den USA (etwa über Land im Greyhound-Bus) könne man die absurdesten Situationen erleben, aus denen sich dann demzufolge auch trefflich Songs fabrizieren ließen. Und nicht nur auf die USA ist Sherri Annes Augenmerk gerichtet. Mal abgesehen davon, dass sie sich gerade auf ihrer ersten Deutschland-Tour befindet, entstand zum Beispiel das Video ihrer aktuellen "Single" namens "The Stand" auf einer Reise durch Peru und Bolivien.

Diese Erlebnisse und Inspirationen verquirlt sie mit leichter Hand in stilistisch erstaunlich unterschiedlich ausgerichteten Songs, die sie dann in der Lichtung im klassischen Solo-Folk-Setting vortrug. Aber das ist nur eine Facette des Projektes Sister Speak. Sister Speak ist dabei tatsächlich mehr Projekt und Deckmäntelchen als eine fixe Band. Mit einer wechselnden Besetzung agiert Sherri Anne - mal solo, mal als Duo, mal als Live-Band und mal als Studio-Projekt unter dem Sammelnamen Sister Speak. In der Band-Konstellation veröffentlichte sie 2014 ihre Debüt-LP "Rise Up For Love", auf der es weitestgehend Songs im organischen Folkpop-Format gibt, während es auf der im September kommenden Studio-Produktion "The Stand" mit Keyboards, Samples, Effekten und elektronischen Elementen ambitionierter in Richtung Sound-Design geht. Wie sich bei der Show in der Lichtung dann aber herausstellte, beherrscht Sherri Anne - sowohl als Songwriterin, wie auch als Performerin und Instrumentalistin - auch alle möglichen Stile, die sich zwischen den beiden o.a. Extremen abzeichnen mögen. Gerne greift sie dabei auf Blues- und Folk-Elemente zurück, aber auch Rock, Swing oder Ragtime finden sich ansatzweise im Mix. Lediglich auf die insbesondere auch bei ihren Kolleg(inn)en in diesem Zusammenhang so beliebten Country-Klischees verzichtet sie dankenswerterweise. Im zweiten Teil der Show übte sie sich sogar als Slide-Gitarristin. Des Weiteren verfügt Sherri Anne über ein interessantes, durchaus charakteristisches und leicht rauchiges Timbre, mittels dessen sie wie ein stimmliches Chamäleon nonchalant zwischen all den Stimmungen, Stilen und Nuancen ihrer - wie gesagt - sehr unterschiedlich ausgerichteten Songs kreuz und quer hin und her pendelt.

Faszinierend ist dabei die Art, in der sie das alles zusammenhängt, denn das geschieht über ihre Lyrics. Hier hat Sherri Anne eine Methode entwickelt, ihre Themen auf eine geradezu generische Art persönlich nachvollziehbar zu machen. Das ist durchaus als Kompliment gedacht, denn anstatt einfach mit Klischees zu hantieren, gelingt es Sherri Anne so auf durchaus konventionelle Art mit ihren Texten eine Familiarität zu vermitteln, die aus ihren Songs quasi Instant Klassiker macht. Dass persönliche Themen - wie zum Beispiel in "Fighter" - mit Metaphern und Bildern verklausuliert werden, ist dabei nur legitim. Dabei präsentiert Sherri Anne ihre Songs live mit einer ansteckend gut gelaunten, hyperaktiven Note und verlässt sich dabei - zu recht - auf die Situation und das Feedback des Publikums, was der Sache eine spontane Note verleiht. Bei einem Song ließ sie sich von ihrem zufällig anwesenden Bruder gesanglich unterstützen - und zwar bei einem Song, den beide auf den Beerdigungen der beiden Großmütter vorgetragen hatten, was natürlich für einen besonders emotionalen Moment der Kontemplation sorgte. Ansonsten obsiegte Sherri Annes quirliges Naturell (so bot sie dem Publikum nicht etwa Up-Tempo-Nummern und Balladen zur Auswahl an sondern nur intensive und besonders intensive Up-Tempo-Songs). Ihr zuweilen durchaus virtuoses Gitarrenspiel und der Beat, den sie mit einem am Fuß festgeschnallten Mini-Tambourin beisteuerte, rundeten das Ganze dann ab.

Kurz gesagt bekamen die wenigen Fans, die trotz des "konzertfeindlichen" Wetters den Weg in die Lichtung gefunden hatten, schlicht eine umfassende Vollbedienung in Sachen Solo-Akustik-Songwriting. Dass Sherri Anne am Ende Ed Sheerans "Bloodstream" als Cover-Version beisteuerte - und sich dieses sich dann als einer der blasseren Songs im ganzen Set herausstellte -, wunderte dann sicherlich niemanden mehr ernsthaft.

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Surfempfehlung:
www.sisterspeakmusic.com
www.facebook.com/sisterspeak
www.youtube.com/watch?v=eRay1vhS0Bw
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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