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Konzert-Bericht
 
Alles im roten Bereich

Hannah Trigwell
Emily Roberts

Köln, Stereo Wonderland
14.09.2018

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Hannah Trigwell
So richtig hell wird es ja eigentlich eh nie im Kölner Stereo Wonderland. Deswegen passte es vielleicht auch ganz gut, dass die integrierte Mini-Bühne der Eckkneipe für das Release -Konzert von Hannah Trigwells Debüt-CD "Red" ausnahmslos in eher nachtschattiges, dunkelrotes Licht getränkt war. Denn wie es im Titelsong des Albums heißt, lässt das dem Stück zugrunde liegende Beziehungsdrama Hannah Trigwell sprichwörtlich rot sehen (obwohl sie sich doch eigentlich eher "blue" fühle, wie es im Text heißt).
Doch der Reihe nach: Auf ihrer ersten Headliner Tour ließ sich die Songwriterin aus Leeds auf dem deutschen Abschnitt der Tour von ihrer Kollegin Emily Roberts supporten. Emily lebt und arbeitet zwar seit einiger Zeit in Berlin, ist aber vergleichsweise oft auf Kölner Bühnen als Support-Act zu beobachten. Dass sie momentan nicht selbst als Headlinerin unterwegs ist, liegt auch daran, dass sie mit ihrer Veröffentlichungspolitik hadert. Sagen wir mal so: Momentan arbeitet sie an neuem Material, das dann ganz nach ihren Vorstellungen gestaltet werden soll, während sie mit ihren bisherigen Bemühungen nicht so recht zufrieden war, weil sich hier zu viele Köche in den Brei eingemischt hatten. Die Sache ist dabei die: Die smarte Songwriterin mit deutschen und englischen Wurzeln besitzt eine beeindruckend voluminöse und kräftige Bluesstimme - was dazu führt, dass ihre Songs im Solo-Akustik-Setting dann auch mit einer deutlichen bluesigen und zuweilen jazzigen Note rüberkommen - obwohl sich Emily selbst eher als Pop-Künstlerin sieht. Das soll jetzt keine Kritik sein, aber ihre reduzierten Live-Arrangements haben dann nicht viel zu tun mit den produzierten Endresultaten der Studioaufnahmen. Das macht aber nun wirklich überhaupt nichts, denn - wie übrigens auch im Falle von Hannah Trigwell - beweist das ja eigentlich nur, dass Emilys Songs auch ohne großes Brimborium funktionieren. Tatsächlich gelang es sowohl Emily wie auch Hannah ihr Material im organischen Folk-Setting auf eine ganz eigene Ebene zu hieven. Emily kennt dabei zwei Modi: Melancholisch/nachdenkliche Balladen auf Break-Up-Basis und "fröhliche" Songs (die aber zum Glück immer noch eine moll-lastige Tendenz haben), in denen sie dann die positiveren Aspekte ihrer Beziehungsdramen abarbeitet. Sie selbst bezeichnet das als musikalische "Achterbahnfahrt". Beide Sorten von Songs präsentiert sie indes mit Hingabe, einer bemerkenswerten Intensität und natürlich mit bluesig/soulig/jazziger Note.
Ganz ähnlich ist das auch bei Hannah Trigwell. Auch diese macht im richtigen Leben - also auf ihren EPs, der Debüt-CD "Red" und in ihren produzierten Musikvideos - in Sachen Pop; gerne auch mit souliger Note. Allerdings kommt Hannah im Solo-Live-Kontext ohne erkennbare Blues-Elemente aus - bietet dafür aber eine dezente Folk-Note, so dass auch ihre Songs in einem solch reduzierten Setting ohne Produktionsvolumen eine ganz eigene, pure Qualität entwickeln. Zumal man als Zuhörer so ja automatisch auch mehr auf die Texte achtet. Anders als Emily bleibt Hannah dabei nicht ganz so puristisch, denn sie arbeitet - zusätzlich zur akustischen Gitarre - mit einem Kickboard und einem Sampler. Zwar hatte sie vergessen, ihren Sampler mit auf Tour zu nehmen, hatte sich dann aber bei ihrem ersten Konzert außerhalb Englands in Madrid einen neuen "kleinen Freund" besorgt, den sie in Köln ziemlich souverän handhabte. Auf diese Weise baute sie sich - mit verschiedenen Gitarren- und Vokal-Schichten - für diverse Songs wie etwa den Titeltrack oder "Miss You" phantasievolle Arrangements zusammen, die zwar recht wenig mit den Studioproduktionen zu tun haben, aber den Stücken einen interessanten Punch und eine gewisse Tiefe verleihen, die dann gegenüber der reinen Folk-Darbietung einen unterhaltsamen Mehrwert bieten. Und es ist natürlich auch interessanter, einer solchermaßen abwechslungsreichen Performance zuzuschauen.

Hannah gibt sich schon gar nicht mehr die Mühe, zu versuchen, ihren melancholischen Songs eine fröhliche Note aufzupropfen. "Meine Songs sind alle eher deprimierend", erklärte sie resignierend, "das ist eben die Art, in der sie rausgekommen sind." Auch wenn das ein wenig übertrieben ist, kam dieser Aspekt ihres Wesens natürlich im Solo-Setting deutlicher zum Ausdruck, als auf den produzierten Studio-Versionen, wo ja manches durch Beats, Grooves und Effekte gepuscht - aber andererseits auch verdeckt - wird. Aufgrund dessen, dass "Red" mit 14 Tracks relativ lang geraten ist und sie - neben ihren eigenen Songs - noch den Titel "Stay" von Sam Smith in ihr Programm aufnahm (und es tatsächlich schaffte, diesen noch melancholischer und trauriger zu spielen als der Meister selbst), gelang es natürlich nicht, die komplette LP aufzuführen - aber dennoch präsentierte sich Hannah mit dieser Performance als versierte Songwriterin und Songwriterin. Und auch ein interessanter persönlicher Aspekt kam da zum Vorschein: Hannah Trigwell kann wohl froh sein, dass es ihr als Künstlerin möglich ist, ihre persönlichen Dramen auf kreative Weise zu verarbeiten, denn im richtigen Leben hat sie wohl ein weniger glückliches Händchen denn als Musikerin. Das freilich machte diese Performance durchaus sympathisch, denn offener und ehrlicher kann man sich als Künstler ja wohl kaum präsentieren.

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Surfempfehlung:
www.hannahtrigwell.com
www.facebook.com/hannahtrigwellmusic
facebook.com/EmilyRobertsMusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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