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Die Perlen des Powergospel

Priests
The Pearl Harts

Köln, Bumann & Sohn
21.05.2019

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Priests
Gleich zweifach führen die Priests aus Washington, DC, die Teufelszahl "666" im Namen des Links zu ihrer Website. Wes Geistes Apostel die Priests also sind, ist auf diese Weise natürlich deutlich. Eine angenehme Überraschung war dann allerdings die Tatsache, dass sich das Postpunk-Quartett aus der Hauptstadt des Bösen sich bei ihrem Köln-Debüt im Bumann & Sohn gar nicht auf eine schwarze Messe eingestellt zu haben schien. Ganz im Gegenteil: Obwohl die Band um die charismatische Front-Sirene Katie Alice Greer letztlich sogar den Glen Danzig-Song "Mother" im Angebot hatte, erwies sich die Predigt dann tatsächlich sogar als eine recht farbenfrohe, skurrile und irgendwie auch lebensbejahende Angelegenheit.
Vorab durften Kristy Lowery und Sara Leigh Shaw - besser bekannt als das Hardrock-Schwesternpaar im Geiste The Pearl Harts - zeigen, was sie sich im Laufe der Zeit so alles ausgedacht haben. Bereits Anfang des Jahres waren die Mädels mit ihrem Debüt-Album "Glitter & Spit" bei uns unterwegs gewesen - inzwischen gab es jedoch die neue EP "Suck It Up" zu promoten. Was die Damen machen - klassischen Frauenpower-Schweinerock im Stil der 70er Jahre -, ist dabei schnell erklärt. Interessant ist dabei indes die Tatsache, wie sie das tun, denn sowohl im Studio wie auch auf der Bühne agieren The Pearl Harts als Duo in der Besetzung Gitarre und Drums. Dabei haben Kristy und Sara Leigh tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, sich über die bloßen Basics hinaus zu präsentieren. Dass Acts in diesem Setting nicht ohne Effektpedale auskommen, ist ja schon klar - indes gehen die Pearl Harts da noch einen Schritt weiter: Kristy arbeitet so etwa mit einem Sampler - mittels dessen sie geschickt gestaffelte Soundwände mit Riffs, Powerchords und Hooklines aufzubauen versteht, über die sie dann die entsprechenden Rock-Soli spielt und Sara Leigh hat in ihrem Drumkit auch ein Pad integriert, von dem sie bestimmte Effekte und Loops abruft, mit dem sie dann ihr eigenes Spiel garniert. Beide singen dazu - wobei Kristy dann die Lead-Parts übernimmt und natürlich haben auch beide die notwendigen Moves und Gesten drauf, mittels derer sich diese Art von Musik effektiv illustrieren lässt. Im Live-Kontext kommt der Sound der Pearl Harts weniger schwerfällig rüber als auf der LP, hat eine gerade noch erkennbare Blues-Erdung und wird schön schmutzig dargeboten - artet dabei allerdings auch nicht in wüstes Punk-Geschrammel aus. Die Mädels wissen ganz genau, was sie wollen und können und verstehen, die verschiedenen Elemente effektiv auszubalancieren; und das mit großer Ernsthaftigkeit und Professionalität. Mitleidig lächeln tat da jedenfalls niemand der Anwesenden. Eher schon begeistert grinsen.
Mit der Ernsthaftigkeit haben es die Priests dann nicht so sehr. Jedenfalls nicht, was den Stil betrifft. Denn während die Pearl Harts noch artgerecht in Leoparden-Tarn-Leggings und Lederjacken gewandet aufgetreten waren, kamen G.L. Jaguar (der Gitarrero der Priests) im Hawaii-Hemd und Katie Alice Greer in einem gelben Regenmantel mit Kapuze auf die Bühne - und zog sich erst mal weiße Lederhandschuhe an, bevor die Party dann losgehen konnte. Es galt natürlich das aktuelle Album, "The Seduction Of Kansas", zu promoten. Dessen politische Konnotation (Kansas ist als Swing State stets ausschlaggebend für US-Präsidentenwahlen) spielte dann im Folgenden natürlich keine Rolle mehr, denn da ging es weniger um inhaltliche Spitzfindigkeiten, sondern um die volle musikalische Power-Bedienung. Die Scheibe war von dem allgegenwärtigen Indie-Produzenten John Congleton auf eine erdige Art in Richtung New Wave-Pop produziert worden: Solcherlei Feinheiten gingen natürlich auf der Bühne dann wieder etwas verloren. Beispielsweise stellte sich die Produktions-Idee, die Gitarrensounds des bekennenden Carlos Alomar-Fans G.L. Jaguar mit digitalen Effekten zu belegen und zugunsten eines basslastigen Sounds eher in den Hintergrund zu mischen, auf der Bühne als nicht umsetzbar heraus. Hier nervten dann die metallischen, digitalen Effekte eher als das sie begeisterten - einfach weil sie im Live-Setting zu aufdringlich im Vordergrund standen. Nicht, dass Katie Alice Mühe hatte, sich als klassische Punk-Belterin dagegen durchzusetzen (wenn auch ein wenig schrill) - aber da hätte man sich öfter gerne einen "normaleren" Gitarrensound gewünscht. Basslastig war die Sache trotzdem - dank der mit klassischer John Entwistle-Lässigkeit agierenden Bassistin Alexandra Tyson, die den Sound der Priests wie ein Stein in der Brandung stoisch verankerte. Variationen gab es dennoch - hauptsächlich dann, wenn die Band für die "Balladen" (= Stücke, die nicht mit Vollgas gespielt wurden wie z.B. der angedeutete Kaputnik Blues "I'm Clean") das Tempo rausnahm, Zwischentöne zuließ oder aber indem Drummerin Daniele Daniele den Platz mit Katie Alice tauschte und dann - wie im Studio auch - punktuell die Lead-Vocals übernahm.

Etwas merkwürdig war dann der Umstand, dass es den Priests trotz allgemeiner Animationsbemühungen und bis auf die Einzelleistung weniger Individualisten und obwohl das Set mit Up-Tempo Rausschmeißern wie dem Kansas-Titeltrack gespickt war, nicht gelingen wollte, das Publikum zum moshen zu animieren. Ganz im Gegenteil: Im hinteren Teil des Clubs hatte das Ganze etwas von einem Singer/Songwriter-Liederabend. Aber vielleicht ist einfach auch das Kölner Publikum zu reserviert für solche Sachen - oder aber es sind die Priests nicht mehr punkig genug?

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Surfempfehlung:
www.666priests666.com
www.facebook.com/priestsband
www.thepearlharts.com
www.facebook.com/ThePearlHarts
www.youtube.com/watch?v=coR59SSPWv8
www.youtube.com/watch?v=Tt5qRWsLbP0
www.youtube.com/watch?v=nE92hsu3oZ8
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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