NACHGEHAKT BEI: HOLLOW COVES
GL.de: Anders als bei vielen eurer Kollegen, wird bei euch ja weder gejammert noch geheult oder geklagt, ihr scheint stattdessen immer das Licht am Ende des Tunnels zu suchen. Ist das euer Geheimrezept?
Matt: Das könnte man so sagen. Ich wollte immer mit meiner Musik eine gewisse Wirkung erzielen, mit Menschen kommunizieren und meine Sicht der Welt darstellen. Es kam für uns ganz natürlich, dass wir etwas auf der positiven Seite machen wollten, anstatt uns mit negativen Dingen zu beschäftigen.
Ryan: Wie du haben auch wir bemerkt, dass viele Musik heutzutage eher negativ und fast schon depressiv ist. Wenn man sich Interviews mit Leuten anhört, die erklären, warum sie Musik machen, dann stellt man fest, dass es da oft darum geht, dass diese Leute Musik als Therapie begreifen, mit der sie Dinge verarbeiten, die sie durchlebt haben. Dabei wird die Musik dann oft schnell sehr traurig. Da haben wir uns gedacht, dass unsere Musik lieber eine Therapie für andere Menschen sein sollte - und nicht für uns selbst; wenn das Sinn macht.
GL.de: Dabei betrachtet ihr die Welt ja oft aus der Vogelperspektive. Macht ihr das, um einen besseren Überblick zu bekommen?
Matt: Definitiv. Etwas, was mir aufgefallen ist, ist nämlich, dass die Perspektive sehr wichtig ist, wenn man Songs schreibt. Was wir aus der Beobachtung unseres eigenen Lebens - und dem anderer - mitgenommen haben, ist die Erkenntnis, wie eine gesunde Lebenseinstellung - oder Perspektive - den Unterschied zwischen "traurig" und "glücklich" ausmachen kann. Du hast die Wahl zu realisieren, dass die Dinge im Leben, die du hast, tatsächlich schon sehr gut sind, anstatt dich auf die negativen Dinge zu fokussieren - wenn eben deine Perspektive stimmt. Das wollten wir in unserer Musik festschreiben. Wenn du dankbar bist, für das, was du hast, dann wirst du selbst auch glücklich sein.
GL.de: Wie schafft ihr es dann, das musikalisch so auszuformulieren, dass am Ende nicht einfach nur fröhliche Schlagermusik dabei herauskommt?
Ryan: Das ist die größte Herausforderung. Es ist nämlich so, dass positive Musik sehr schnell schmalzig werden kann - zu positiv, zu glücklich - und das ist dann kitschig. Deswegen nehmen wir uns viel Zeit, auszubalancieren, dass die Songs zwar eine gute Stimmung haben aber nicht schmalzig und kitschig sind. Denn es ist ja nicht so, dass alles immer nur Friede, Freude und Eierkuchen ist.
Matt: Das ist aber ein ganz schöner Kampf. Wir brauchen sehr lange, um Songs zu schreiben.
GL.de: In eurem Song "Moments" singt ihr davon, die Welt durch die Augen eines Kindes zu betrachten. Ist das eine gute Art, die Welt zu betrachten?
Ryan: Auf jeden Fall. Es hilft dir, die Dinge von einer unschuldigeren Warte aus wahrzunehmen und die Dinge so zu sehen, wie sie sind - ganz ohne Agenda.
Matt: Ich habe einen jungen Neffen - und das ist die pure Freude ihn zu beobachten, weil für ihn immer alles ganz frisch ist.
GL.de: Warum habt ihr die Songs der LP denn in England aufgenommen?
Matt: Das hängt damit zusammen, dass unser Produzent, Chris Bond, dort in Devonshire lebt. Er hat mit Künstlern zusammengearbeitet, die wir sehr mögen - das war der Grund, warum wir mit ihm arbeiten wollten. Wir spielen zum Beispiel keinen Bass und keine Drums - er tut das aber.
Ryan: Unser Manager fragte uns, welche Alben wir besonders mochten. Das haben wir dann gemacht und da kam er zurück und meinte: Wir haben all diese Produzenten kontaktiert und ihnen die Liste gegeben und Chris Bondi ist interessiert.
GL.de: Wer ist denn auf die Idee gekommen, die neuen Songs - anders als auf der EP "Wanderlust" - mit den orchestralen Arrangements zu versehen?
Ryan: Ich denke, dass die Songs, die wir für die LP geschrieben hatten, einfach nach ein wenig mehr Produktion verlangten. Unsere Vision für einige Songs war einfach größer. Dabei weiß ich gar nicht, warum das so ist. Chris hat uns geholfen diese Vision zu verwirklichen.
GL.de: Arbeitet ihr eigentlich als Songwriter zusammen und wie entstand euer Sound?
Matt: Das fängt immer erst individuell an. Wir haben dann einen Dropbox-Ordner, in den wir alle Ideen hineinpacken. Da suchen wir uns dann die besten Sachen raus und arbeiten damit.
Ryan: Die Texte entstehen dabei aber in Zusammenarbeit durch uns beide.
Matt: Musikalisch haben wir recht unterschiedliche Musik-Geschmäcker - können uns aber auf gewisse Acts wie Angus & Julia Stone, Sufjan Stevens oder Vetiver als gemeinsame Basis einigen. Ich weiß aber gar nicht, wie unser Sound entstand.
Ryan: Ich denke einfach, wir hatten Glück, dass wir unseren Sound relativ früh gefunden hatten, weil alles darauf aufbaute. Es ist eine trickreiche Angelegenheit - aber wir haben jedenfalls nie versucht, jemanden zu kopieren.
Matt: Ich denke einfach, dass ein guter Song eine Emotion einfangen muss und eine gute Melodie haben sollte. Und das Gefühl muss mit dem Text zusammenpassen. Wenn das alles zusammen passt, dann ist der Song gut.