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Nachwuchsförderung für Senioren

The Mind Set
Jancee Pornick Casino

Köln, Domforum
08.03.2002
Jancee Pornick Casino
Es ist ja irgendwie schon seltsam, wenn Bands als "Nachwuchs-Acts" angekündigt werden, die dann doch schon so 3-5 Jahre zusammen spielen. Egal: Das Domforum zu Köln ist eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten für Bands, ohne großes Risiko ihr Material der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Die von Tommy Milhome (Dom-Radio) durchgeführte Reihe erfreut sich deshalb vor allen bei Musikanten große Beliebtheit. Für das Publikum ist die Veranstaltung jeweils kostenlos - was aber heutzutage keineswegs bedeutet, daß die Leute einem die Bude einrennen. So versammelte sich denn an diesem Abend auch wieder nur eine überschaubare Anzahl von Musikbegeisterten zu diesem Doppelpack.
Das Jancee Pornick Casino ist natürlich niemand anderes als die Band des in Köln umtriebigen Jancee Warnick, der sich mit seinen beiden russischen Kumpanen (was kein Witz ist und die diesbezüglichen Fahnen auf der Bühne erklärte) den seltsamen, neuen "wenn-wir-eh-keinen-Plattenvertrag-bekommen-können-wir-uns-ja-auch-nennen-wie-wir-wollen" Namen gab. An der Musik hingegen hat sich nichts geändert. Es gab schnurgeraden, brilliant vorgetragenen, technisch einwandfreien Surf-Rock der Extraklasse. So weit so gut - das kennt man ja schon vom guten Jancee, seit er mit seinen thematisch ähnlich orientierten Quentin-Tarantino-Parties in Köln einen Namen machte. Es fragt sich einzig, warum Jancee - der mit einer der besten in Köln gestrandeten amerikanischen Gitarristen ist, die man sich vorstellen kann - sich so sklavisch und akademisch - man kann ja fast schon sagen "humorlos" - an den engen genretechnisch vorgesteckten Rahmen hält - ohne auch nur mal einen Millimeter nach links oder rechts abzuweichen. Der Gipfel der Kreativität scheint dann zu sein, den "Hummelflug" von Rimsky-Korsakov auf der Twang-Gitarre zu spielen. Wenn man weiß, daß Jancee obendrein auch ein begnadeter Kompositeur ist und z.B. bei den - musikalisch völlig anders gelagerten - Gerry Lee & The Wanted Men eine tierische Pedal Steel Gitarre spielt, wird das umso unverständlicher.
The Mind Set
Da machten The Mind Set ihre Sache schon besser. Das Trio um den ehemaligen Tonic / Wood Hall Four Bassisten Simon Anderson (zur Abwechslung mal ein in Köln gestrandeter Engländer) hat sich aufgrund der sentimentalen Verklärung des guten Simon dem Mersey Beat verschrieben. Das ist aber nur halb so schlimm, wie es sich anhört, denn Simon sucht ständig nach Möglichkeiten, dieses Korsett dann doch irgendwie aufzubrechen. Der Mann, der es sich in den Kopf gesetzt hat, die kompliziertesten Lieder zu schreiben, die spieltechnisch denkbar sind (was nicht heißt, daß sie auch spielbar sein müssen), hat nun den Bossa Nova als neues Subset entdeckt. "Mersey Beat und Bossa Nova - das ist etwas vollkommen neues", meinte er hierzu vollkommen begeistert. Das gute daran ist, daß - wenn man das nicht weiß - man nie auf den Gedanken käme, diese beiden Stile hinter den entsprechenden Ergebnissen zu vermuten. Die klingen dann nämlich fast schon wieder innovativ. (Sieht man mal von dem hoffnungslosen 60s-Sound ab, den Simon so erklärt, daß er die 70s eh nie gemocht habe). Abgerundet wird der sehr lebhafte Vortrag nicht nur durch Simons im sympathischen Leeds-Kölsch vorgetragenen Ansagen, sondern zudem durch den wirklich sehr guten Drummer und Christiane Auerts wieselflinkes Baßspiel mit allerdings viel zu wenig Gesang. The Mind Set machen wirklich Spaß (jedenfalls, wenn, wie an diesem Abend, die Instrumente richtig gestimmt sind) und man hofft ja doch irgendwie, daß sie es mal schaffen, eine CD einzuspielen. Schon alleine deshalb, damit sie nicht drei Jahre später wieder als Newcomer auf der Bühne des Domforum auftreten müssen, wie dieses Mal. Aber das Domforum ist ja nicht umsonst, sondern kostenlos.
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-


 
 

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