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Konzert-Bericht
 
Going Nowhere

Ocie Elliott

Quarantine Concerts, Victoria, British Columbia, Canada
07.05.2020
Ocie Elliott
Kurz vorab: Hierbei handelt es sich nicht um einen üblichen Konzertbericht, sondern eine Berichterstattung über Quarantäne-Konzerte im Rahmen der andauernden Corona-Situation.

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis Jon Middleton und Sierra Lundy a.k.a. Ocie Elliott ein geeignetes Format für ihre Version der Quarantine-Konzerte gefunden hatten. Das liegt vor allen Dingen daran, dass das Paar aus Victoria (der auf Vancouver Island gelegenen Hauptstadt der kanadischen Westküsten-Provinz British Columbia) in einem so kleinen, hellhörigen Apartment leben, dass dort schlicht keine akzeptablen Bedingungen für eine Live-Inszenierung möglich sind. Dabei hatte die Lösung für dieses Problem stets auf der Hand gelegen - bzw. vor der Haustür geparkt. Denn wer die Video-Seite von Ocie Elliott aufmerksam verfolgt, der dürfte festgestellt haben, dass es sowieso nicht viel benötigt, um Jon und Sierra glücklich zu machen. Die meisten ihrer anrührenden Videos mit eigenen Songs und vor allen Dingen originellen Cover-Versionen fanden schließlich "outdoors" - in der freien Natur - und hauptsächlich auf der Mittelbank ihres Honda CRV SUV statt. Waren es vor der Corona-Krise eigentlich meist einzelne Songs, die Jon und Sierra auf diese Weise intonieren, so ließen sie sich zuletzt dazu hinreißen, längere Sessions auf diese Weise aufzuzeichnen.

Bei diesen Sessions - wie auch generell - geht es Jon & Sierra dabei keineswegs darum, ihr (eh schon eher sparsam arrangiertes) eigenes Repertoire in nochmals abgespeckten Akustik-Versionen zu reproduzieren. Stattdessen ist das gemeinsame Ziel ihres Vortrages, jenes magische Gefühl zu evozieren, das Jon und Sierra empfunden haben, als sie zum ersten Mal gemeinsam sangen und dabei eine emotionale Verbundenheit verspürten, die letztlich dazu führte, dass die beiden im Leben wie der Berufung zu einem blind aufeinander eingeschworenen Team verschmolzen. Die logische Konsequenzen dieser Schlussfolgerung führt dann dazu, dass es nicht unbedingt um die gewählten Songs und die darin enthaltenen Botschaften geht, sondern einzig darum, den emotionalen Gehalt des Materials gemeinsam auszuloten. Letztlich bedeutet das, dass die CRV-Sessions sicherlich zu den vom Aufwand her unspektakulärsten, aber emotional tiefgreifendsten ihrer Art zählen. Es bedeutet aber auch, dass die ausgewählten Songs niemals nach stilistischen, programmatischen oder inhaltlichen Gesichtspunkten ausgewählt werden, sondern einzig nach der Möglichkeiten, die sich aus der Umsetzung nach gesanglichen Kriterien ergeben. Kurzum: Ocie Elliott machen jeden Song, den sie interpretieren auf diese Weise zu ihrem ureigenen - und der Hörer kommt so in den Genuss von Musik, wie sie unmittelbarer und intimer kaum sein könnte.

Das galt natürlich auch für die letzte Session vom 07.05.2020, bei der weitestgehend traditionelles Liedgut im Zentrum stand (während Jon & Sierra bei anderer Gelegenheit auch gerne mal in der ganzen Musikhistorie auf Streifzug gehen). So standen dieses Mal folgende Songs auf der (offensichtlich auf der Mittelkonsole des Gefährtes befindlichen) Setlist: Johnny Cashs "'Cause I Love You", "Killing The Blues" - ein Song von Rowland John Salley, der 1979 von John Prine (und später von Robert Plant & Allison Krauss) populär gemacht wurde, "Anyhow, I Love You" von Guy Clark, "Mambo Sun" - ein früher T. Rex-Track, der von den Black Keys in dem Song "Everlasting Light" gesampelt worden sein soll, "Otis", ein Song des Folk-Rock-Trios Houndmouth aus Indiana und letztlich "Stay Love", ein "Song von uns" wie Jon nicht ohne Stolz vermeldete, der sich auf dem Debüt-Album "We Fall In" von Ocie Elliott befindet.

Ocie Elliott
Meist sorgen Jon & Sierra dafür, dass die gewählten Songs schnörkellos und klar strukturiert unter Beibehaltung der harmonischen und melodischen Vorgaben umgesetzt werden. Dieses Mal gab es dabei einige Ausnahmen: So wurde etwa "Keeping The Blues" recht ausführlich dargeboten, "Mambo Sun" in einer urkomischen Hoedown-Version und "Otis" (bei dem Sierra auch eine Solo-Passage beitrug) so ausgedehnt gespielt, dass am Ende die Kamera wegen Überhitzung den Geist aufgab. Solche Unzulänglichkeiten gehören aber zum Charme der Sache, denn einer der wesentlichen Aspekte der CRV-Sessions ist der, dass die Umwelt-Einflüsse, denen das nach dem Motto "Going Nowhere" am Ufer stationär geparkte Fahrzeug ausgesetzt ist, mit einbezogen werden. So kann es auch mal sein, dass Windgeräusche, wechselnde Beleuchtungs-Szenarien oder sogar der Klang fallender Regentropfen eine Rolle spielen können. Bei der Session vom 07.05.2020 war es z.B. eine Joggerin, die am Wagen vorbeilief und hineinschaute, die für Erheiterung sorgte.

Alle CRV-Sessions sind auf der Facebook-Seite von Ocie Elliott nach wie vor abrufbar und die Serie wird gewiss auch fortgesetzt. Allerdings gibt es jetzt erst ein Mal eine Pause, weil in Kürze eine neue Single-Veröffentlichung und im Folgenden auch eine neue EP zur Veröffentlichung ansteht.

Surfempfehlung:
www.ocieelliott.com
www.facebook.com/ocieelliottmusic
www.facebook.com/pg/ocieelliottmusic/videos
www.youtube.com/watch?v=yVaC0hMiwl0
Text: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Screenshots-


 
 

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