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Konzert-Bericht
 
Schloss Indiehausen

Love Machine
Drens

Oberhausen, Schloss Oberhausen
12.06.2021

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Love Machine
Den Sound von Morgen auf die schönsten Bühnen des Ruhrgebiets zu holen - dieses Motto haben sich die Macher des Indie Radar Ruhr auf die Fahnen geschrieben. Doch weil derzeit pandemiebedingt bekanntlich alles etwas anders ist, gibt es die Konzerte diesen Sommer nicht in loser Reihe an verschiedenen Orten, sondern geballt und noch dazu auf einer extra für die Indie-Radar-Ruhr-Open-Airs gebauten Bühne vor klassizistischer, lachsfarbener Kulisse. Schloss Oberhausen wird noch bis zum 20. Juni zu Schloss Indiehausen, wenn auf dem Innenhof Jeremias, Walking On Rivers, Wallis Bird, Loki sowie Loupe auftreten werden (ein geplanter Auftritt von Fotos musste kurzfristig verschoben werden). Den Anfang dagegen machten alte Bekannte, die schon lange hoch in der Gunst der Veranstalter stehen: Love Machine und Drens.
"Surf-Punk" ist die Genreschublade, in der sich Drens selbst einsortieren, was am Ende nichts weiter bedeutet, alsdass für das Durchstarter-Quartett aus Dortmund der Weg von der Garage zum Strand nicht weit ist und es dabei gerne laut und wild sein darf und Spaß trotz eines durchaus vorhandenen politischen Gewissens großgeschrieben wird. Vom ersten Ton an lassen die vier Herren mit dem unübersehbaren Faible für rote Shorts, Oberlippenbärte und spleenige Videos mit DIY-Spirit keinen Zweifel daran, dass sie nach der endlos scheinenden Konzertpause an diesem Abend so viel Alarm machen wollen, wie die Coronaschutzverordnung zulässt. Gleich beim ersten Song springt Sänger Joël Brüning deshalb von der Bühne, um das Bad in der Menge zumindest zu simulieren und das Publikum von den Stühlen zu reißen, denn Tanzen ist ausdrücklich erlaubt, solange man sich an seinen Platz hält. Das funktioniert so gut, dass schon bald schwer zu sagen ist, ob nun die Zuschauer oder die Musiker auf der Bühne mehr Spaß haben. "Mir tut das ganze Gesicht weh, weil ich so viel grinsen muss", gesteht Joël kurze Zeit später und sieht dabei wirklich so aus, als sei das nicht geflunkert. Musikalisch setzen Drens weniger auf klangliche Feinheiten - kein Wunder, haben sie doch mit Joël und Fabian Livrée gleich zwei Leadsänger und Gitarristen, die sich zudem am Schlagzeug abwechseln -, sondern mehr auf Energie und Charisma. Bisweilen wechselt die durch Bassist Patrick Uitz-Blickling und den zweiten Gitarristen Arno Augustin komplettierte Band innerhalb eines Songs von poppiger Eingängigkeit zu wüstem Fuzz-Lärm und sortiert sich mit ihrem Bühnengebaren irgendwo zwischen Maximo Park und Idles ein. Mitgebracht haben sie nicht nur alte Songs, sondern auch ihre zwei Tage zuvor veröffentlichte neue Single "Ego", und weil sie den Abend mit Love Machine gemeinsam bestreiten, dürfen - wie später im Set der Düsseldorfer Kollegen - natürlich auch die Songs der letztjährigen Split-EP beider Bands nicht fehlen, und so folgt "Bicycle Rider" auf "Birdy Buddy" (oder genauer gesagt das, was Drens davon übriggelassen haben), bevor "Saditsfiction" für den Schlusspunkt sorgt. Hammer!
Love Machine sind derzeit - wenn man den Titel ihres aktuellen Albums wörtlich nimmt - zwischen Düsseldorf und Tokyo unterwegs, und weil Oberhausen da mit etwas Fantasie auf dem Weg liegt, feiert das Sextett aus der Landeshauptstadt seine Rückkehr auf die Konzertbühne kurzerhand beim Indie-Radar-Ruhr-Open-Air. Auch Love Machine lieben den Sound der Vergangenheit, setzen dabei allerdings anders als Drens eher auf coole Lässigkeit denn auf rabiate Wucht. Genauso wie die Musiker, die allesamt einen höchst individuellen Kleidungsstil pflegen und auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen wollen, entzieht sich die Band auch klanglich allen gängigen Kategorien und findet, wie es in einem Review des neuen Albums bereits treffend hieß, zwischen alter Jukebox und coolem Groove seine eigene Ausdrucksform. Früher hatten Love Machine Texte auf Englisch, auf "Düsseldorf-Tokyo" dagegen überraschen sie zwischen persönlicher Bestandsaufnahme und Verneigung vor ihrer Heimatstadt am Rhein mit deutschen Texten und lassen sich dabei von Historiker Golo Mann genauso inspirieren wie vom Neonlicht am Worringer Platz im Schatten des Hauptbahnhofs. Dass sie im Spannungsfeld von Mondänität und Trash ab und zu die falsche Ausfahrt nehmen und den ein oder anderen Schüttelreim - genauer, Reime, bei denen man sich als Hörer schüttelt - präsentieren, verzeiht man da gerne, denn Sänger Marcel Rösche würde vermutlich auch beeindrucken, wenn er Telefonbucheinträge singen würden, während die Band - die Gitarristen Hendrik Siems und Felix Wursthorn, Pianist Jan Lammert und die hinreißende Rhythmusfraktion mit Schlagzeuger Noel Lardon und Bassist Richard Eisenach - facettenreich zur Realitätsflucht einlädt und einen Sound inszeniert, in dem man komplett versinken kann. Eigensinnig, elegant und einnehmend - so klingen Love Machine an diesem Abend.

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Surfempfehlung:
lovemachine-band.de
www.facebook.com/lovemachineohyes
www.instagram.com/lovemachine_band
lovemachinegermany.bandcamp.com
www.drens.de
www.facebook.com/drensband
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indie-radar-ruhr.de
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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